Neustadt Junge Zahnärztinnen helfen in Ruanda

Friederike Matheis gibt einem Schüler ein Zahnputz-Set, hinten im Bild ist Franz-Josef Ratter.
Friederike Matheis gibt einem Schüler ein Zahnputz-Set, hinten im Bild ist Franz-Josef Ratter.

Fünf Wochen haben Friederike Matheis und Anja Küber Ruanda bereist. Die jungen Frauen waren in Sachen Zahnmedizin unterwegs. Ihr Ziel: Nachhaltige Zahngesundheit durch Vorsorge. Warum sie besonders die Geduld, Gelassenheit und Dankbarkeit der Ruander beeindruckte.

Für die Geinsheimerin Friederike Matheis (24) und ihre Kollegin Anja Küber war es die erste Reise in das afrikanische Land Ruanda. Beide haben im vergangenen Jahr ihr Zahnmedizinstudium in Nürnberg abgeschlossen. Sie nutzten die Gelegenheit, sich zunächst der elftägigen Rundreise von Mitgliedern des Vereins „Dental Roots“ anzuschließen. Das sind Zahn- und Humanmediziner, die seit 2012 regelmäßig Ruanda, das Partnerland von Rheinland-Pfalz, besuchen.

Mit über 100 Initiativen unterstützt Rheinland-Pfalz Ruanda. Aus der Projektgemeinschaft „Aktion Zahnwurzel“ der Landesärztekammer, des Gesundheitsministeriums sowie des Partnerschaftsvereins RLP/Ruanda ging der Verein „Dental Roots“ hervor, den der Deidesheimer Zahnarzt Franz-Josef Ratter mit seinem Maikammerer Kollegen Jürgen Raven gründete. Zunächst wurden Matheis und Kübler von den erfahrenen Vereinskollegen begleitet. Anschließend arbeiteten die beiden Frauen in einer unbesetzten Praxis, einem Hospital und einem Lehrinstitut. Die Arbeitsstationen waren ihnen von „Dental Roots“ vermittelt worden.

Die beiden deutschen Ärztinnen in einer Praxis.
Die beiden deutschen Ärztinnen in einer Praxis.

Die Ärztinnen besuchen Schulen

Auf der Rundreise durch große Teile des afrikanischen Landes lernten die Zahnärztinnen wichtige Kontaktpersonen kennen. Aber vor allem besuchten sie Schulen, in denen sie den Schülern eine korrekte Zahnpflege näherbrachten. „Der Zuckerkonsum besonders in Softgetränken ist enorm. Umso wichtiger ist das regelmäßige Zähneputzen, damit die Zähne möglichst lange gesund erhalten werden können“, berichtet Matheis. In Ruanda gibt es Zahnarztpraxen, jedoch nicht in einer vergleichbaren Dichte wie in Deutschland. Und: Die Behandlung muss von den Patienten selbst bezahlt werden, was nicht jedem Ruander finanziell möglich ist.

Matheis erinnert sich an einen Mann, der mit Zahnschmerzen in das Hospital kam, in dem sie tätig waren. Seine Zähne waren in schlechtem Zustand. Eigentlich hätte mehr als ein Zahn gezogen werden müssen. Doch dafür besaß der Mann nicht ausreichend Geld. „Obwohl ich ihm die Zähne, die Probleme bereiteten, trotzdem gezogen hätte, hat mir die Leitung des Instituts dies untersagt. Wir mussten ihn nach Hause schicken, was mir sehr schwerfiel“, erzählt Matheis.

Die Frauen übernehmen eine Praxis

Eine Woche lang übernahmen Matheis und Küber in der Nähe der Hauptstadt eine neue, vollausgestattete Praxis, die leer stand. Der vorgesehene Zahnarzt war erkrankt und konnte nicht arbeiten. Dass die beiden Frauen den Betrieb aufgenommen hatten, sprach sich schnell herum. Als sie morgens um acht Uhr öffnen wollten, warteten schon zahlreiche Patienten geduldig auf die Ärztinnen. Sie arbeiteten ununterbrochen, um annähernd alle aufgeschobenen Zahnbehandlungen durchzuführen. Darunter war auch eine Schulklasse, die extra angereist war. „Irgendwie konnten wir uns immer verständigen. Die meisten sprechen etwas Englisch oder Französisch. Und wir hatten auch einen Dolmetscher, der uns unterstützte“, so Matheis.

Friederike Matheis (links) und Anja Küber mit einer Schülergruppe.
Friederike Matheis (links) und Anja Küber mit einer Schülergruppe.

Die nächste Station war das Hospital in Ruli, nördlich der Hauptstadt. Dort arbeiteten die beiden Ärztinnen zusammen mit zwei Dentaltherapisten, die Standardbehandlungen durchführen, und einem Zahnarzt, der auch chirurgische Eingriffe leisten konnte. Sie erlebten dort wieder die Geduld der Menschen und ihre Dankbarkeit, von der sie völlig ergriffen waren. Zuletzt besuchten sie ein Lehrkrankenhaus, wo sie auf Studenten der Zahn- und Humanmedizin trafen. Die Frauen teilten sich auf und arbeiteten mit den Studenten. „Hier stand der Wissensaustausch im Vordergrund. Wir besprachen, warum die jeweilige Therapie eingesetzt worden war, die sich von unseren Methoden unterschied“, sagt sie. Dabei habe es kein Richtig oder Falsch, Besser oder Schlechter gegeben, sondern einfach ein Anders. „Die Methoden waren manchmal einfacher und kreativer.“

Was sie für sich mitgenommen habe? „Das Lächeln der Menschen, wenn wir ihnen helfen konnten“, sagt sie. Es sei gewiss nicht ihre letzte Reise nach Ruanda gewesen. „Wir hatten eine sehr intensive, schöne Zeit in Afrika.“

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