Deidesheim/Maikammer Zahnärzte unterstützen vor Ort Kollegen in Ruanda

Die Unterstützung von Jürgen Raven (links) und Franz-Josef Ratter ist in Ruanda willkommen.
Die Unterstützung von Jürgen Raven (links) und Franz-Josef Ratter ist in Ruanda willkommen.

Die Zahnärzte Franz-Josef Ratter aus Deidesheim und Jürgen Raven aus Maikammer sind am Donnerstag nach Ruanda gereist. Sie sind die Gründer des Vereins „Dental Roots“, mit dem sie afrikanische Kollegen vor Ort in ihrer Arbeit unterstützen wollen. Sie werden von zwei Allgemein- und vier Zahnmedizinern begleitet.

Bereits zum achten Mal besucht Franz-Josef Ratter Zahnkliniken, Krankenhäuser und Schulen in Ruanda. Sein Anliegen: strukturelle zahnmedizinische Hilfe anzubieten und eine intensive Zahnvorsorge in den Schulen durchzuführen. Ruanda ist ein Land mit schnell wachsenden Bevölkerungszahlen und einem Durchschnittsalter von 27 Jahren. Leider nimmt in dem Land der Zuckerkonsum in Nahrung und Getränken enorm zu, so dass eine Zahnprophylaxe, also Vorsorge, ein wichtiges Thema geworden ist. Zahnprothesen und Kieferorthopädie sind in Ruanda selten zu finden. „Auf den Dörfern und weit weg von den Kliniken besteht die allgemeine Behandlung von Zähnen im Ziehen. Was gezogen ist, kann nicht mehr wehtun“, sagt Raven beim Gespräch kurz vor der Abreise. Umso wichtiger, den Kindern die Zahnpflege früh zu vermitteln.

„Dental Roots“ ist gut vernetzt

Schon in Kindergartenzeiten interessierte sich Ratter für Entwicklungshilfe und übernahm von seinem Taschengeld Patenschaften in Afrika. Das Engagement ließ in seiner aktiven Phase als Zahnmediziner nicht nach. Doch erst nach seiner Pensionierung fand er die Zeit für aufwendigere Reisen. 2012 besuchte er zum ersten Mal Ruanda, das Partnerland von Rheinland-Pfalz. Mit über 100 Initiativen unterstützt das Land Ruanda. Aus der Projektgemeinschaft „Aktion Zahnwurzel“ der Landesärztekammer, des Gesundheitsministeriums sowie des Partnerschaftsvereins RLP/Ruanda ging zwei Jahre später der Verein „Dental Roots“ hervor, den er gemeinsam mit dem Maikammerer Zahnarzt Jürgen Raven gründete. Raven, der bereits in Brasilien Erfahrungen in der Wissensvermittlung sammeln konnte, begeisterte sich schnell für Ruanda. Der Verein ist klein. Zurzeit gehören ihm 30 Mitglieder an. Doch er ist gut vernetzt, was nicht zuletzt an der Begeisterungsfähigkeit seiner Protagonisten liegt.

Seit August 2023 haben die Mediziner ihre Tour durch Ruanda vorbereitet. Flüge und Unterkünfte müssen organisiert, Termine mit Kontaktleuten vereinbart, Schulbesuche koordiniert und der ruandische Fahrer gebucht werden. Ein verlässlicher einheimischer Fahrer sei entscheidend für das Gelingen der Reise. Die Straßenverhältnisse seien mit den europäischen nicht vergleichbar, sagt Raven. „Wir fahren von hier in 20 Minuten nach Ludwigshafen. Für die gleiche Strecke muss man in Ruanda unter Umständen zwei Stunden einplanen“, weiß er. In den größeren Ansiedlungen werde hauptsächlich Englisch und auch Französisch gesprochen. Der mehrsprachig aufgewachsene Raven übernimmt den Kommunikationspart. Jedoch auf den Dörfern werde die Landessprache oder Dialekt gesprochen. „Dann ist es besser, wenn Einheimische übersetzen oder vermitteln können“, sagt Ratter.

Mit 16 Koffern hin und mit acht zurück

„Wir fliegen mit 16 Koffern hin und werden mit maximal acht Koffern heimkehren“, sagt er. Im Gepäck haben die Mediziner Geschenke für die Kinder und Material für die Kollegen. „Vor Ort bieten wir unsere Unterstützung an. Wir kommen nicht, um im alten Kolonialstil zu diktieren, wie es geht“, so Raven. Vielmehr sei ein Miteinander und fachlicher Austausch auf Augenhöhe gefragt und nur dann Hilfe gegeben, wenn sie benötigt werde. Die deutschen Ärzte achten nach eigenen Worten auf zukunftsträchtige Medizin, die unter anderem die Umwelt schone. Dazu zählen Kunststofffüllungen statt Amalgam oder digitale Röntgentechnik statt älterer und umweltbelastender bildgebender Systeme. „Ich habe im gesamten Land weder Wasseraufbereitungsanlagen gesehen noch in vielen abgelegenen Landesteilen breitflächig funktionierende Wasserentsorgung. Deshalb muss es unser Anliegen sein, auch auf die Abwasserentlastung zu drängen“, betont Ratter.

Zwei Zahnärztinnen bleiben fünf Wochen

Während sechs Ärzte nach elf Tagen Reise wieder zurückkehren, bleiben zwei junge Zahnärztinnen rund fünf Wochen im Land. Friederike Matheis aus Geinsheim ist eine der beiden Frauen. Sie hat erst kürzlich ihr Studium abgeschlossen. Es ist ihr erster Auslandseinsatz. Mit ihrer Kollegin unternimmt sie zunächst die Rundreise in der Gruppe, um einen Einblick zu gewinnen und Kontakte zu knüpfen. Das ist für die zukünftige Zusammenarbeit des Vereins mit den ruandischen Kollegen erforderlich. Doch dann werden die beiden Ärztinnen in mehreren Zahnkliniken an unterschiedlichen Orten praktizieren. Nervös sei sie nicht, sagt Matheis. „Das werde ich häufig gefragt“, sagt sie schmunzelnd. „Die Leute sind sehr freundlich und dankbar für die Unterstützung“, weiß Raven. Die positive Einstellung der Leute habe ihn bewogen, immer wiederzukehren. Ruanda gelte als sicheres Land.

Ein Gefühl der Unsicherheit oder gar Angst habe noch keiner der Teilnehmer gehabt. Und doch weiß Franz-Josef Ratter: „Kein Engagement ohne Risiko.“

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