Lambrecht Josef B. Histing, als Organist über Jahrzehnte omnipräsent im Tal, ist gestorben

Musik war seine Leidenschaft: Josef Bernhard Histing, hier an der Geib-Orgel in der ehemaligen Klosterkirche in Lambrecht.
Musik war seine Leidenschaft: Josef Bernhard Histing, hier an der Geib-Orgel in der ehemaligen Klosterkirche in Lambrecht.

„Keiner kennt die Orgeln im Tal besser“, titelte die RHEINPFALZ, als Josef B. Histing vor zwei Jahren nach mehr als einem halben Jahrhundert schweren Herzens aus gesundheitlichen Gründen seinen Organistendienst aufgab. Jetzt ist der auch sonst vielfältig engagierte Lambrechter am vergangenen Sonntag im Alter von 71 Jahren gestorben.

Histing, im Lambrechter Tal eigentlich viel besser als „Sepp” bekannt, wurde 1952 in Esthal geboren. Von Jugend an gehörte seine besondere Leidenschaft der Musik, die er sich nach erstem Klavierunterricht beim Lambrechter Lehrer Hans Maasch weitgehend selbst beibrachte. Auch zum Orgelspiel kam er quasi durchs Zuhören. „Mein Onkel Jakob Histing war Organist in Esthal, ich saß oft neben ihm auf der Orgelbank. Montags nach der Schule habe ich dann den wohlgehüteten Orgelschlüssel stibitzt und heimlich geübt“, erzählte er einmal. Klar, dass so einem jungen Talent dann auch schnell Gottesdienstbegleitungen übertragen wurden.

Legendär: die improvisierten musikalischen Einlagen

Von Beruf Versicherungskaufmann, sah man Histing über 55 Jahre lang an fast allen Orgeln im Tal, besonders den katholischen. Kaum ein kirchlicher Festtag verging ohne Histings Spiel, sei es in der katholischen Kirche Lambrecht oder in Lindenberg. Auch in Esthal, Neidenfels, Frankeneck, Weidenthal und den Neustadter Weindörfern Geinsheim und Lachen war der Lambrechter ein gerne gesehener und gehörter Gast. Legendär waren seine improvisierten musikalischen Einlagen bei den Vor-, Zwischen- oder Nachspielen der Kirchenlieder, die sich fast immer auf Besonderheiten der Liturgie bezogen. Unvergessen bleiben natürlich auch seine vielen Konzerte bei den „Sommerlichen Abendmusiken“ an der barocken Geib-Orgel in der ehemaligen Klosterkirche Lambrecht oder an der Schlimbach-Orgel in Elmstein.

Typisch für Histings Konzerte: Er interpretierte nicht nur klassische Kirchenmusik, sondern verlieh ebenso populären Stücken mit eigenen Interpretationen und Improvisationen besonderen Glanz. So hallten auch Presley-Songs wie „I can’t have falling in love“ und „Love me tender“ oder Elton Johns „Can you feel the love tonight“ ungewohnt, aber mächtig durch so manche Kirche im Tal.

2011 Verdienstmedaille des Landes

Histing war zudem schon von 1973 an fast 20 Jahre als Dirigent des katholischen Kirchenchors in Lambrecht tätig, vier Jahre leitete er den Männerchor Neidenfels, über 15 Jahre – übrigens als Nachfolger des eigenen Vaters, der ebenfalls Josef hieß – den Musikverein Esthal, dessen Vorsitz er später auch übernahm. Beim Fasnachtskomitee „Die Lambrechter Gäsböck” war er ebenfalls über Jahrzehnte in führenden Positionen und zudem auch Chef der Komiteesänger und der Sängergruppe des Närrischen Rates. Auch beim Förderverein Regionale Schule Lambrecht, den er mitbegründete, hatte er vier Jahre den Vorsitz inne. 2011 wurde ihm für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz verliehen.

„Trage bei zu andrer Glück“

In den letzten Jahren hatte Histing mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Schon die 50-Jahr-Feier seiner Organistentätigkeit in der katholischen Kirche in Lambrecht musste 2017 deshalb ein Jahr später als geplant stattfinden. Ein besonderes Jubiläumsgeschenk war für ihn, dass er seitdem regelmäßig auf der Speyerer Domorgel spielen durfte. Als seinen Wahlspruch nannte der jetzt Verstorbene dieser Zeitung gegenüber einmal den Satz: „Willst Du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer Glück, denn die Freud’, die du gegeben, kehrt ins eigne Herz zurück!” Ein schönes Vermächtnis. Die Urnenbeisetzung findet am Freitag, 11. August, um 14.30 Uhr auf dem Friedhof in Lambrecht statt.

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