Neustadt Handwerkskunst aus dem hohen Norden

Sie wohnen noch nicht lange in Deidesheim: Gisela und Sven-Erik Tegelstedt sind vor einigen Monaten aus Schweden in die Pfalz gezogen. Die aus Deidesheim stammende Frau und ihr aus dem Süden Lapplands stammender Ehemann bringen aber auch ein Stück Schweden mit. Genauer gesagt, ein Stück Lappland. Zu sehen ist es auf dem Deidesheimer Advent.

„Handverk fran Lappland“, heißt ihr Stand am Stadtplatz, der neu auf dem vorweihnachtlichen Markt ist. Handwerkliche Produkte aus Lappland also. Nützliches und Dekoratives vom Volk der Sami (Deutsch: Samen), wie sich dieses seit Jahrtausenden im Norden Skandinaviens ansässige Volk nennt. „Wir wollten gerne zeigen, was es im Norden Schwedens gibt“, sagt Gisela Tegelstedt, und fügt hinzu: „Was in Lappland hergestellt wird, das ist sehr bodenständig.“ Das „müsste auch beim Deidesheimer Advent auf Interesse stoßen“, meinte sie. Hoher Norden, Rentiere und Vorweihnachtszeit, das passt irgendwie. Und der Neu-Deidesheimer und die Wieder-Deidesheimerin haben sich nicht geirrt. Ihre Rentierfelle waren am zweiten Adventswochenende jedenfalls alle verkauft. Sie haben neue geordert in der Hoffnung, dass am dritten Adventswochenende wieder welche da sind. Rentiere und die Samen gehören zusammen, wenn auch nur eine Minderheit der Samen von der Rentierzucht lebt. Das moderne Leben hat auch bei ihnen Einzug gehalten. Rentierzüchter sind heute oft mit dem Jeep, zum Teil auch mit dem Helikopter unterwegs. Traditionell ist hingegen die Handwerkskunst geblieben: kunstvoll verzierte Messer, mit dem Knauf aus Rentierhorn. Oder Armbänder aus Zinn, Silber und Rentierleder. Oder Becher aus Birkenholz. Einen Großhandel gebe es für solche Produkte nicht, sagen Gisela und Sven-Erik Tegelstedt. Sie bestellen ihr „Handverk fran Lappland“ in kleinen Mengen, die per Paket kommen. Die Felle kommen von einem Rentierzüchter. Der hat aber gerade von speziellen Lieferschwierigkeiten berichtet: Ein Wolf hat mehrere seiner Tiere gerissen. Gisela und Sven-Erik Tegelstedt freuen sich, wenn Menschen sich für Lappland interessieren. Erstaunt waren sie, dass viele Gäste sie auf Schwedisch angesprochen haben: Menschen, die entweder aus Schweden stammen oder das Land kennen und sich freuen, etwas von dort in Deidesheim zu finden. Neben Handwerk gibt es am Stadtplatz auch ein Stück Landeskunde. Das pfälzisch/schwedische Ehepaar will auch einen Wanderurlaub mit naturkundlichen und kulturellen Exkursionen im Sommer anbieten und hat bereits einige Anmeldungen bekommen. Mit der Landeskunde sind Gisela und Sven-Erik Tegelstedt aber auch an die Grenzen gestoßen. So hätten sie gerne den „Jojk“, den typischen Gesang der Samen, vorgeführt. Angesichts der vielen vorweihnachtlichen Musik am Stadtplatz allerdings ein schwieriges Unterfangen .... (ff)

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