Neustadt Große Musik im kleinen Kreis

Die „Fördergemeinschaft Alte Winzinger Kirche“ wird 2016 20 Jahre alt, das Jubiläum solle im Mai mit mehreren Konzerten gefeiert werden, kündigt Ursula Baade, eine der beiden Vorsitzenden, an. Am Jubiläumsprogramm werde derzeit noch gearbeitet, doch auch sonst bietet der Verein, der seine Hauptaufgabe, die Sanierung der mittelalterlichen Kirche, hauptsächlich aus den Spendenerlösen der Konzerte finanziert, ein reiches Angebot. Los geht es mit einem Neujahrskonzert, bei dem am 17. Januar Sänger und Instrumentalisten des Pfalztheaters Kaiserslautern Melodien aus Oper und Operette präsentieren. „Wir bekommen zahlreiche Angebote“, erzählt Baade. Das Programm werde so zusammengestellt, „dass für jeden etwas dabei ist“. So folgen am 31. Januar ein elsässisches Klavierduo mit der Pianistin Natalie Pavlovic und der Querflötistin Nathalie Cawdrey und am 14. Februar ein Blockflötenensemble und Mitglieder der Kirchenkabarett-Gruppe „Die Wollläuse“. „Ohrwürmer der Klassik und Romantik und Melodien aus der Welt des Musicals“ sind am 27. Februar in der Alten Winzinger Kirche zu hören. „Das ist mal was anderes, so etwas hatten wir noch nie“, sagt Baade. Der Speyerer Chorleiter Timo Töngi war schon einige Mal mit seinem Ensemble „Quintessenz“ in Winzingen zu Gast. Am 5. März trägt er mit seinem neuen Familienquartett „T-Time“ Filmmelodien und moderne Songs vor. Ein Liederabend mit dem Bariton Albrecht von Stackelberg und dem Pianisten François Salignat, die beide am Nationaltheater Mannheim beschäftigt sind, und ein Auftritt des Burrweilerer Gospelchors „Burricanto“ folgen am 19. März und 17. April. Stackelberg singt Lieder aus dem „Liederbuch das Hafis“ des in Auschwitz ermordeten Komponisten Viktor Ullmann. Ein überaus authentisches Musikerlebnis verspricht Baade außerdem für den 10. April. Dann erklingen die „4. Messe Unisomus für Menschen, die nicht singen können“ und drei Uraufführungen des in Deidesheim lebenden deutsch-amerikanischen Komponisten Nors Josephson. Auch die „Kirrweilerer Kammerkonzerte“ haben 2016 ein kleines Jubiläum, seit zehn Jahren veranstaltet der Verein im Sommerhalbjahr je vier Konzerte in der barocken Kirrweilerer Marienkapelle. „Für eine Kammermusikreihe ist das durchaus beachtlich“, sagt Organisator Norbert Gamm. Mit einem Festkonzert am 2. Juli werde das Jubiläum „nach außen dargestellt“. Dabei spielt das „Concerto Armonico Budapest“ unter Leitung des in Neustadt lebenden Cembalisten und Organisten Miklós Spányi Musik für Orgel und Streicher von Händel und Mozart. Der Verein sei froh, dass die restaurierte Orgel nun wieder einsetzbar ist und wolle sie regelmäßig nutzen. „Es muss aber nicht immer ein Orgel-Solokonzert sein“, sagt Gamm. Am Pfingstsamstag, 14. Mai, folgt mit dem „Acelga-Quintett“ eine für die kleine Kirche relativ große Formation. Das Bläserquintett, das Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs 2014 war, spielt Kompositionen von Reicha, Nielsen und Carter. Ein Harfen-Rezital mit der gebürtigen Neustadterin Maria Stange, die als Professorin an der Musikhochschule Stuttgart wirkt, ist für 18. Juni geplant. Am 10. September tritt Gamm selbst als Flötist in den Ring. Zusammen mit Matthew Gardner am Cembalo spielt er dann Händels Sonaten für Blockflöte und Cembalo. Klar verbesserte Bedingungen konstatiert Ulrich Loschky, seit Jahrzehnten künstlerischer Leiter der Konzertreihe im Mußbacher Herrenhof, für die von der Neustadter Stiftskantorei organisierten Parkvillakonzerte. Nach dem Umbau der Villa bietet der „Musiksalon“ nun aufsteigende Sitzreihen, so dass auch bei ausverkauftem Haus von jedem Platz aus die Bühne gut zu sehen sei. In der Parkvilla solle schwerpunktmäßig ein Genre gepflegt werden, das sich im Konzertleben der Region ansonsten eher selten ausmachen lässt: die Liedkunst mit ihrem zeitgenössischen und traditionellen Repertoire, so Loschky. So stehen auch 2016 mehrere Lieder-Soiréen auf dem Programm, die erste schon beim traditionellen Neujahrskonzert am 1. Januar, bei der der Tenor Thomas Jakobs und der Pianist Christian Strauß neben den üblichen Feelgood-Melodien zum Jahreswechsel mit Liedern aus Schuberts „Winterreise“ auch ausgesprochen ernste Töne anklingen lassen. Ein weiterer Liederabend folgt am 17. April, wenn die Sängerin Ute Kreidler und die in Kirchheim wohnende Pianistin Birgitta Lutz Lieder und Klaviermusik mit frühlingshaftem Einschlag unter anderem von Schubert, Schumann und Mendelssohn versprechen. Instrumentalmusik steht dagegen beim zweiten Parkvillakonzert des Jahres am 21. Februar auf dem Programm, wenn die Mannheimer Geschwister Christoph und Marie-Luise Dingler, die zusammen das Violin-Duo „The Twiolins“ bilden, unter dem Motto „Sunfire“ zu einer musikalischen Reise „durch verschiedene Länder, Kontinente und Galaxien“ einladen. Die Besucher erwarte ein „fetzig-virtuoses Programm“, verspricht Loschky. Am 19. Juni ist das Trio „Flauto con bassi“ mit Beispielen „Churpfälzischer Kabinettmusik“ zu Gast, und zum vorläufigen Abschluss der Konzertsaison in der Parkvilla am 16. Oktober gibt es dann erneut einen Liederabend, diesmal mit romantischen Duetten und Liedern von Mendelssohn, Schubert, Schumann und Brahms. Fünf Mandelringkonzerte hat Jörg Sebastian Schmidt bislang für 2016 in seinem privaten Konzertsaal in Haardt geplant. „Aber wir sind flexibel, wenn jemand kommt, der gut ist und gern spielen möchte, legen wir nach“, sagt der Senior der bekannten Neustadter Musikerfamilie. Zum Jahresauftakt am 6. Februar spielt das „Tune-Trio“ Kompositionen unter anderem von Haydn, Brahms und Bloch. „Das sind junge Leute, aber alles Profimusiker“, sagt Schmidt, der die „Mandelringkonzerte“ unter dem Dach der „Pfälzischen Musikgesellschaft“ organisiert. Auf besonderes Interesse dürfte das Konzert am 19. März stoßen, bei dem Andreas Willwohl, der neue Bratscher des „Mandelring Quartetts“, begleitet von Daniel Heide am Klavier, zwei Sonaten von Johannes Brahms spielt. Der Auftritt ist die Generalprobe für eine CD-Aufnahme. Am 18. Juni sind im Mandelring 69 studentische Kammermusikgruppen der Nürnberger Musikhochschule zu hören, wo mit Bernhard Schmidt einer der Söhne des Hauses als Professor für Cello unterrichtet. . „Es ist unglaublich was die jungen Leute heute so drauf haben, aber der Konkurrenzkampf ist auch groß“, sagt Jörg Sebastian Schmidt. Am 10. September spielt ein weiteres Mitglied des „Mandelring Quartetts“, die Violonistin Nanette Schmidt , einen Duo-Abend mit ihrer langjährigen musikalischen Partnerin, der Pianistin Annette Volkamer. Und am 22. Oktober spielt die ebenso in Haardt lebende Fagottistin Jennifer Harris Werke des Barock. Auch dies wird eine Generalprobe für eine CD-Einspielung sein. Stücke unter anderem von Johann Strauß, Edvard Grieg und Peter Tschaikowsky hat sich das Neustadter Sinfonieorchester für sein Konzert am 14. Februar in der Hambacher Pauluskirche vorgenommen. Solist ist der Cellist Björn Schwarze, mit dem das Liebhaberorchester bereits vor einigen Jahren bei einer Rathaus-Serenade zusammengespielt hat. Auch im Sommer wolle das Sinfonieorchester wieder zu einer Hofserenade einladen, kündigt Caspar Grote, Vorsitzender der Neustadter Musikfreunde, an. Dabei gebe es allerdings noch Termin- und Organisationsprobleme. Denn eigentlich wolle das Neustadter Sinfonieorchester mit seinem Partnerorchester „Résonances“ aus Mâcon spielen, müsse dabei aber auf die Termine der Fußball-Europameisterschaft Rücksicht nehmen. Das „Kurpfälzische Kammerorchester“ spielt auch 2016 wieder drei Konzerte im Hambacher Schloss. „Im Zauber der Streicher“ ist das Motto des Osterkonzerts am 28. März. „Flöte Bellissimo“ heißt es beim Pfingstkonzerts am 16. Mai. Und „Barocke Perlen“ verspricht das Mannheimer Ensemble beim Adventskonzert am 27. November. (ann)

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