Neustadt Fast wie ein Familienunternehmen

91-94471276.jpg

Neustadt-Mussbach. Blasorchester, Musikkapellen und Musikvereine – sie spielen in der Kulturszene der Region eine große Rolle. Als Ausbildungsorchester für viele junge Menschen, die musizieren möchten. Und als Plattform für Instrumentalisten, die ihrem Hobby mit Enthusiasmus nachgehen. Die Klangfülle ist enorm. Und es sind nicht nur Volksfeste und Winzerumzüge, bei denen man sie hören kann, sondern auch anspruchsvolle Konzerte. In dieser Serie stellen wir einige der Ensembles vor – diesmal den Posaunenchor Mußbach.

Der Posaunenchor Mußbach ist fast ein reines „Familienunternehmen“. Gegründet wurde das Ensemble 1956 von Pfarrer Johannes Bähr. „Das war mein Großvater. Er hatte zehn Kinder, fünf Buben und fünf Mädchen. Drei Buben blieben in Mußbach. Darunter meine Onkel Gustav Adolf Bähr und Friedrich Bähr sowie mein Vater Traugott Bähr“, erzählt der heutige musikalische Leiter, Alexander Bähr. Der 47-Jährige wird bei den Aktivitäten von seinem Bruder Jochen Bähr unterstützt. Vater Traugott übernahm die Leitung vom Gründer Johannes Bähr. Aber auch die Zukunft könnte von einem weiteren Bähr-Sprössling gestaltet werden. Der 17-jährige Maximilian, Filius von Alexander Bähr, ist bereits ebenfalls mit Freude dabei. Gelernt worden sei damals im „Rudel“, also gleichzeitig mehrere Anfänger von einem erfahrenen Bläser, wie eben Traugott Bähr. So „mussten“ die Bähr-Söhne zwangsläufig auch zum Blasinstrument greifen. „Unterrichtet wurden wir von meinem Vater. Das war damals noch einfacher, die Kinder passten sich an die damalige elterliche Autorität an“, verrät Alexander Bähr. Heute kümmert sich sein Sohn Maximilian um die beiden derzeitigen Nachwuchsbläser Karl-Christoph Frey und Erik Arnheiter. Senior im Ensemble ist der 80-jährige Traugott Bähr. „Das ist ein wichtiges Charakteristikum des Posaunenchors. Man kann in allen Altersklassen zusammen musizieren“, sagt Alexander Bähr. Ein weiteres Kennzeichen ist die Literatur, die gespielt wird. Die Bläser spielen die klassische Chorliteratur, die in den normalen „Sing“-Stimmen Sopran, Alt, Tenor, Bass in „C“ komponiert ist. Als einer der ersten Posaunenchöre öffneten sich die Mußbacher für Bläser, die in der „B“ Stimmlage spielen. „Aus reinem Überlebensinstinkt. Wir setzen auch auf Schüler der Bläserklassen der Schulen. Die Noten werden für sie transponiert“, betont Bähr. Ein wichtiger Ableger des Posaunenchors ist die Mußbacher „New Brass Bigband“, die von Ralph „Mosch“ Himmler geleitet wird. Daher ist Alexander Bähr froh, dass auch sein Bruder Jochen bei Bedarf die Probenarbeit am Montag übernehmen kann. Alexander Bähr spielt nicht nur in der Bigband, sondern auch im Neustadter Sinfonieorchester. „Dort einfach „nur“ zu spielen, das ist schön, einfach einmal keine Verantwortung zu haben“, sagt er. Ansonsten gestaltet er mit dem Posaunenchor viele Gottesdienste in Mußbach. Neben den Kirchenfesten werden die Musiker als „mobile Orgel“ bei Freiluftgottesdiensten gebraucht. Wie etwa an Ostern bei der Auferstehungsfeier auf dem Friedhof. Außerdem zählen Auftritte auf den Weihnachtsmärkten zum Standartprogramm. Bähr hat für die Chorleitung keine weitere Ausbildung durchlaufen, aber an vielen Workshops des ehemaligen Landesposaunenwarts Traugott Baur teilgenommen. Als Schüler vertiefte Bähr vor über zwei Jahrzehnten seine Kenntnisse im Musikleistungskurs des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums. Doch Musik sollte für ihn vor allem ein „schönes Hobby“ bleiben. Beruflich orientierte er sich Richtung Wirtschaft und wurde Diplom-Kaufmann. Das „Familienunternehmen“ ist allerdings durchaus offen für Neueinsteiger: Alexander Bähr lädt alle Interessenten zu den Proben ein. „Für Schüler gibt es Leihinstrumente, bis sie sich festlegen, wohin die musikalische Reise wirklich geht“, erklärt er. Noch Fragen? Proben montags von 18.30 Uhr bis 20 Uhr im Gemeindehaus Hermann-Löns-Straße 13 in Neustadt-Mußbach, Kontakt: Alexander Bähr, 06321/9639900.

x