Neustadt „Es ist einfach toll, wie man sich gegenseitig hilft“

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In wenigen Tagen muss Laura Julier, die Pfälzische Weinkönigin aus Hambach, ihr Amt aufgeben. Am 2. Oktober wird ihre Nachfolgerin in Neustadt gewählt. Die Hambacherin hat viele Freunde für den Pfälzer Wein gewonnen. Die 24-Jährige ist auch zu besonderen Anlässen in der Verbandsgemeinde Deidesheim immer wieder dabei. Sie arbeitet im Deidesheimer Pfarrweingut St. Ulrich aktiv mit.

Zum Pfarrgut gehören Flächen in der Gemarkung Herrgottsacker und Reiterpfad. „Jungs, lasst uns das Pfarrgut wieder gründen“, sagte vor sechs Jahren der örtliche katholische Geistliche Bernhard Braun. Sie entdeckten dann im Keller noch eine Flasche des Jahrgangs 1959. Genau 50 Jahre danach stand die Wiedergründung des Pfarrgutes auf dem Plan. Seitdem kümmern sich einige Jungwinzer um die Bewirtschaftung der Flächen und den Ausbau der Weine. Da wollte auch Laura Julier dabei sein. Die Weinfachfrau aus Hambach, deren Eltern kein eigenes Weingut besitzen und deren Großvater zu den Genossenschaftswinzern gezählt hat, suchte den Weg zur aktiven Mitarbeit. Da ihr Freund Fabian Kerbeck auch einer der Pfarrgut-Winzer ist, unterstützt Julier die Arbeit in dem kleinen Betrieb. Wo sie gebraucht wird, packte sie an. Dabei wählte sie ihr Motto: „Leidenschaft für den Wein, Glaube und die pure Lebenslust. Das ist Pfarrgut.“ Und nach Deidesheim fand sie nicht nur wegen der Liebe den Weg, sondern sie machte während ihres Studiums ein Praktikum im Weingut Bassermann-Jordan. Sie ist nicht nur von der Arbeit und dem Miteinander im Pfarrgut begeistert, sondern auch vom Austausch der Mitglieder von Winechanges. In dieser Gruppe haben sich junge Winzer aus der Verbandsgemeinde Deidesheim zusammengetan. Den ersten Kontakt zum Weinbau fand Laura Julier 2008 als damalige Ortsweinprinzessin von Hambach. „Wir sind alle junge Menschen, die nicht nur die Geselligkeit beim Wein lieben, sondern die auch über die Probleme im Alltag, ob im Weinberg oder im Keller, sprechen“ sagt Julier. Dieser Gemeinschaftsgeist hat die Weinkönigin bis heute fasziniert. „Es ist einfach toll, wie man sich gegenseitig hilft. Da macht es einfach Spaß“, beschreibt die junge Frau, die in diesem Jahr ihr Studium in Geisenheim beendet hat, die Philosophie im Pfarrgut und bei den Winechanges. „Das Entscheidende ist, dass wir alle an einem Strang ziehen. Das macht es einfach aus“, erklärt die Weinhoheit. Das ging soweit, dass dies auch ihre Studienwahl beeinflusst hatte. Statt Psychologie und Betriebswirtschaftslehre hieß es Internationale Weinwirtschaft. Ein Schritt, den sie nicht bereut. Im Gegenteil: Die Auslandsaufenthalte und die Arbeit vor Ort haben sie geprägt. Laura Julier, die Italienisch, Französisch und Englisch spricht, ist kein Mensch der große Worte. Sie versteht es, einfach anzupacken. Sie versucht, Ideen umzusetzen. Kaum fand sie Aufnahme in die „Pfarrgut“-Belegschaft, kümmerte sie sich mit Eva-Maria Weisbrodt um die Gestaltung der Etiketten, pflegt bis heute den Internetauftritt und beschäftigt sich mit dem Thema soziale Netzwerke. Bei der Weinlese ist sie selbstverständlich auch dabei. Die Arbeit an der Basis ist ihr wichtig. Dabei räumt sie schon wenig ein, dass ihr dies durch die zeitliche Beanspruchung im Amt der Pfälzischen Weinkönigin ein wenig abhanden gekommen ist. „Ich wäre gern viel häufiger dabei gewesen“, sagt Julier. Ihr Herz hängt einfach am Pfarrgut. Sie liebt das Miteinander. Ein Grund, weshalb sie auch aktiv mit ihren Kollegen das Pfarrgut bei den Winechanges vertritt. Das war auch der Grund, weshalb die Majestät auch kürzlich das Ereignis „Royal meets Winechanges“, ein Weingut-Hopping, aus der Taufe hob und den über 45 Interessierten die Geheimnisse der Jungwinzer vorstellte. „Ich war von der Resonanz überrascht“, meint sie rückblickend. Da durften auch die Weine des Pfarrgutes, wie Gaudium, Officium und Proprium nicht fehlen. Julier überzeugte mit ihrem Fachwissen. Eigenen Wein macht sie seit diesem Jahr auch: von 0,14 Hektar Rebfläche in Hambach. Die ersten Erfahrungen im Pfarrgut können für das weitere Berufsleben hilfreich sein. Darüber denkt sie aber aktuell wenig nach. (wij)

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