Neustadt Es geht um die Wurst

Wer will schon Pferd in der Lasagne? im neuen Stück der „Sandbachmimen“ geht es um kollektiven Fleisch-Boykott – und darum, wie
Wer will schon Pferd in der Lasagne? im neuen Stück der »Sandbachmimen« geht es um kollektiven Fleisch-Boykott – und darum, wie man den vielleicht umgehen könnte.

«Neustadt-Duttweiler.»Mit dem Stück „MS Aphrodite“ fing 2013 alles an. Das war das erste Gastspiel der „Sandbachmimen“ aus dem hessischen Pfungstadt in der Partnergemeinde Duttweiler. Seitdem reist die Laienspielabteilung des TSV Pfungstadt jedes Jahr mit einem neuen Stück in die Pfalz – obwohl der logistische Aufwand für die Truppe enorm ist. Mit der veganen Dorfkomödie „Lass die Sau raus“ von Andreas Wening sind sie nächsten Samstag nun wieder vor Ort.

„Aufruhr, Widerstand, kein ruhiges Schnitzelland“ – der Bauernhof von Karin (Andrea Meise) und Norbert (Reiner Maurer) Heppner mit Sohn Daniel (Robin Meise) erlebt wilde Zeiten. Denn Mutter Karin plant einen Fleisch- und Wurstboykott. Wegen ständiger Schreckensmeldungen über Nahrungsmittelskandale findet sie schnell Mitstreiter in Oma Gisela (Renate Fischer) und den Nachbarinnen Selma (Renate Draut) und Lotte (Jeanette Nickel). Auf ihr tägliches Fleisch verzichten möchten die Männer des Hofs und Selmas Ehemann Georg (Peter Draut) jedoch nicht, weshalb die Heimlichkeiten beginnen. Norbert entschließt sich, eine eigene Sau groß zu ziehen, „bio“ natürlich, während die Damen mittels Flugblattaktionen zum Boykott der regionalen Metzger aufrufen. Wer will schon Pferd in der Lasagne? Norberts heimliche Sauaufzucht, zu der seine Ehefrau um des lieben Friedens willen schweigt, führt aber in der aufgewiegelten Nachbarschaft zu etlichen Turbulenzen. Metzger Hannes (Timo Klenner) wird für einen Auftragskiller und Opa Erwin (Mirco Miraglia) für tot gehalten. Kein Wunder, dass in den emotionalen Wirren schließlich sogar Hofhund Josef ausrastet und sich an Riesenrammler Rüdiger vergreift. Kann in diesem Durcheinander Psychologin Amaryl (Kerstin Plößer) die Situation retten? „Wir finden, dass es unsere bisher beste Aufführung ist“, resümiert Schauspieler Maurer, der auch der erste Vorsitzende des Theatervereins ist, nach der Premiere in Pfungstadt, zu der auch Duttweilers Ortsvorsteher Gerhard Syring-Lingenfelder eingeladen war. Viermal trete die Mannschaft in Pfungstadt auf, einmal in Duttweiler und dann noch in Biebesheim und Groß-Bieberau. Ein auch zeitlich sportliches Unterfangen, jedes Jahr die Auftritte neben der Berufstätigkeit der meisten Schauspieler im Alter zwischen 22 bis 68 Jahren zu organisieren. „Aber solange wir es personell hinkriegen, machen wir gerne weiter“, meint Maurer. Für Duttweiler sei das ganze Team bereits am frühen Samstagmorgen auf den Beinen, lade das Equipment ein, so dass der Bühnenaufbau in der Festhalle Duttweiler noch am Vormittag starten könne. „Die Werbung und den Kartenverkauf organisiert unser Förderverein ,Duttweiler Cuvée’, der am Abend auch für die Snacks und Getränke sorgt“, erklärt Syring-Lingenfelder. Mittags gehe man gemeinsam gemütlich Mittag essen. Doch ein langes Verweilen gibt es für die Hessen in der Pfalz nicht: „Spät in der Nacht fahren wir wieder zurück nach Pfungstadt“, erklärt Maurer, da sie mit dem Lkw sonntags ohne Ausnahmegenehmigung nicht auf die Autobahn dürften und montags ja schon wieder die Arbeit warte. Die Aufführungen in Duttweiler sind für ihn und seine Truppe trotzdem immer etwas Besonderes, weil die einzigen jenseits der hessischen „Landesgrenzen“. Die Idee zu den Duttweiler-Gastspielen der Pfungstadter Laienschauspielgruppe war irgendwann bei den gegenseitigen Besuchen auf Weinfesten und Kerwen der beiden Partnergemeinden geboren worden, wo man sich überlegte, dass der feste Bestandteil des Pfungstädter Kulturprogramms sicher auch in Duttweiler gut ankommen könnte. Im Jahr 2014 gab es für Ortsvorsteher Syring-Lingenfelder und seine Vertreterin Gabi Lützel sogar Gastrollen als Zeitungsvertreter in „Beamte sterben langsam“. Und mittlerweile hat die durch die Schauspiele intensivierte Ortspartnerschaft sogar noch eine weitere Idee nach sich gezogen: Dieses Jahr wird erstmals die Duttweilerer „Pfalzwein 2go“-Weinmesse mit einer Kunstausstellung der in Duttweiler lebenden Fotorealistin Sonja Jakobi nach Pfungstadt „exportiert“. Termin Die „Sandbachmimen“ führen die Komödie „Lass die Sau raus“ am Samstag, 30. März, 20 Uhr, in der Festhalle Duttweiler auf. Karten (9 Euro) in der Bäckerei Walter und bei der Ortsverwaltung Duttweiler (06321/454654; info@duttweiler.de.

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