Neustadt Eine „vergessene Opfergruppe“

Der Beginn des Nazis-Terrors in Neustadt: die Bücherverbrennung 1933.
Der Beginn des Nazis-Terrors in Neustadt: die Bücherverbrennung 1933.

Die Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar (Stiftskirche, 18 Uhr) hat in Neustadt in diesem Jahr das Schwerpunktthema Naturfreunde.

Unter den rund 500 Namen derer, die im März/April 1933 in der Kaserne in Neustadt inhaftiert waren, seien 55 Naturfreunde gewesen, berichtet Eberhard Dittus, Vorsitzender des Vereins Gedenkstätte für NS-Opfer. Dittus bezeichnet die Naturfreunde als „vergessene Opfergruppe“. Ihre Organisation wurde 1933 verboten, ihr Besitz beschlagnahmt und zahlreiche ihrer Mitglieder wurden verfolgt oder verhaftet. Die Gedenkstätte hat sich in den vergangenen Monaten bemüht, möglichst viele Informationen über die Neustadter Naturfreunde zu sammeln. Helfen konnte unter anderem Hans-Jürgen Hemmerling aus Neustadt, der im Verein Friedensinitiative aktiv ist. Hemmerling steuerte unter anderem Informationen über Ludwig Brunner, Ernst Buckeley, Jean Niklas, Ludwig Manderschied, Hans Reichert, Hans Schreiber, Otto Weber, Willi Wessel und Karl Wünschel bei. Etliche von ihnen waren auch politisch engagiert, bei der SPD oder der KPD, einige waren außerdem Mitglieder freireligiöser Gruppen. Bei der Gedenkveranstaltung in der Stiftskirche werden Schüler verschiedener Neustadter Schulen an ausgewählte Vertreter der Naturfreunde erinnern. Außerdem spricht Oberbürgermeister Marc Weigel. Die musikalische Gestaltung übernehmen das Blech-Ruprecht-Ensemble und der Chor der Naturfreunde Hochstadt. Bereits um 14 Uhr gibt es in der Gedenkstätte im Quartier Hornbach das Aufeinandertreffen von Hans Schreiber junior und Wera Schmid, geborene Manderschied, beides Nachfahren von Insassen des Neustadter Konzentrationslagers. Die Veranstaltung in der Stiftskirche, die von der Gedenkstätte, Neustadter Kirchen und der Stadt Neustadt organisiert wird, wird ergänzt durch die Wanderausstellung „Demokratie stärken - Rechtsextremismus bekämpfen“, die am Montag, 28. Januar, 18 Uhr, in der Stadtbücherei eröffnet wird. Mit der Verfolgung politischer Gegner in der NS-Zeit beschäftigt sich auch ein Vortrag des Ludwigshafener Historikers Klaus J. Becker am 6. Februar in der Gedenkstätte. Der Titel: „Getrennt marschiert - gemeinsam inhaftiert“. Es geht darum, welche Folge es hatte, dass die Arbeiterbewegung in den 1930er-Jahren es nicht schaffte, eine Einheitsfront zustande zu bringen.

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