Neustadt Ein „Triathlet mit Schwimmdefiziten“

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Speyer/Neustadt. Uwe Drescher (23) ist einer der besten Triathleten in Rheinland-Pfalz, wurde 2015 unter anderem Vize-Landesmeister auf der olympischen Distanz. Der Speyerer, der bisher für den TV Mußbach gestartet ist, ist nun nach Darmstadt gewechselt, um sich sportlich weiterzuentwickeln.

Bei seinem ersten Wettkampf, dem Westerwald-Triathlon in Staudt 2007, beherrschte Uwe Drescher die Kraultechnik noch nicht. Er legte die 200 Meter Schwimmen daher im Bruststil zurück, was zur Folge hatte, dass er als einer der letzten Schwimmer aus dem Wasser geklettert war. Dann schwang sich der damals 15-Jährige auf sein Rad, überholte fast alle Gegner – und stand bei der Siegerehrung nach 200 Metern Schwimmen, zehn Kilometern Radfahren und zwei Kilometern Laufen auf dem Podium. Es sollte der Beginn einer neuen Beziehung sein. Bis dahin hatte sich Uwe Drescher als Straßen- und Bahnradfahrer einen Namen gemacht – zumindest regional. Er war gut, gewann etwa 2006 den Südwesttitel auf der Bahn bei den Unter-15-Jährigen. Aber nie reichte es zum große Siegfahrer. Dafür fehlten ihm gewisse Qualitäten. Wer Drescher heute über die Zeit reden hört, bekommt das Gefühl, er war damals zufrieden, aber nicht richtig glücklich. Zufällig traf der Speyerer zu dieser Zeit in Trainingslagern immer wieder auf die gleiche Gruppe an Triathleten. Sie trainierten zusammen, tauschten sich aus. „Ich fand es beeindruckend, dass die im Training die gleiche Distanz auf dem Rad wie ich absolviert haben und danach noch laufen gegangen sind“, erzählt Drescher: „Ich bin damals nur noch unter die Dusche gestolpert.“ Doch genau das weckte seinen Ehrgeiz, sein Interesse. Schon bald folgte das erwähnte Triathlon-Debüt. Zwei, drei Jahre lang war der Triathlon nur eine Nebenhergeschichte. Aber er merkte Woche für Woche, Monat für Monat, dass ihn dieser Sport mehr reizte als das Radfahren. „Es hat sich einfach herausgestellt, dass mir Triathlon mehr Spaß macht“, sagt der 23-Jährige. Auch wenn Drescher zu Beginn eher „hundekraulmäßig“ schwamm, entwickelte er sich schnell zu einem der besten Nachwuchstriathleten seines Alters in Rheinland-Pfalz. Mittlerweile feiert der Speyerer auch bei den Männern Erfolge. 2014 gewann er den Landestitel auf der Sprintdistanz und belegte über diese Streckenlänge Platz neun bei der deutschen Meisterschaft. Im vergangenen Jahr kam auf Rheinland-Pfalz-Ebene Rang zwei über die olympischen Distanz (1,5 Kilometer Schwimmen/40 Kilometer Radfahren/10 Kilometer Laufen) dazu. Nun geht Uwe Drescher den nächsten Schritt – nicht nur als Mensch, er arbeitet nach dem Abschluss seines Studiums mittlerweile im hessischen Hanau als Einkäufer beim Spezialchemie-Unternehmen Evonik, sondern auch als Sportler. Nach sieben Jahren hat er den TV Mußbach verlassen und gehört nun dem DSW Darmstadt an, einem Verein, für den er in der Mannschaft auch in der Zweiten Liga starten kann. „Ich will mich als Sportler weiterentwickeln“, betont Uwe Drescher, der für dieses Jahr seinen ersten Start auf der längeren Mitteldistanz plant. Während im Sprinttriathlon bis zu 0,75/20/5 Kilometern auf dem Programm stehen, sind es dann noch mehr als über die Olympische Distanz (1,5/40/10), nämlich 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren sowie 21,1 Kilometer Laufen. Drescher ist ehrgeizig. Drescher ist erfolgshungrig. Drescher genießt es aber auch, Triathlon ausüben zu können. Der Spaß am Sport steht im Vordergrund. Ein Beispiel: Im vergangenen Jahr startete er beim Heidesee-Triathlon in Forst. Überraschenderweise nahmen auch die beiden Profis Sebastian Kienle (Ironman-Weltmeister 2014) und Timo Bracht (Europameister 2012) teil. Drescher war ziemlich stolz, beim Start zwischen den beiden Stars der Szene zu stehen. Auch wenn er aufgrund ihrer Teilnahme das Podium als Fünfter verpasste, das Erlebnis war wichtiger. „Es war ein Tag, an den man in vielen Jahren noch denken wird“, meint der 23-Jährige aus Speyer. Im vergangenen Jahr ist Uwe Drescher übrigens wieder beim Westerwald-Triathlon in Staudt angetreten. Und nach dem Schwimmen kletterte er nicht mehr als einer der Letzten, sondern recht weit vorne aus dem Wasser, obwohl er sich noch immer als „Triathleten mit einem Schwimmdefizit“ bezeichnet. Er hat anschließend noch ziemlich viele Konkurrenten überholt. Genau genommen so viele, dass er als Erster ins Ziel gekommen ist ...

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