Neustadt Ein Rennen mit Fledermausi und dem rostigen Erich

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Maikammer (wij). Der Kalmit-Klapprad-Cup sprengte erneut alle Rekorde: Bei der 24. Auflage des inzwischen legendären Klapprad-Rennens zur Kalmit erreichten 568 Akteure – so viele wie noch nie – auf dem ansteigenden, schweißtreibenden Weg bei einsetzendem Nieselregen das Ziel. Schnellster Akteur war erneut Markus Ring. Der Herxheimer bewältigte die Strecke erstmals unter 21 Minuten und sicherte sich in 20:59 Minuten bereits zum dritten Mal in Folge den Sieg auf 673 Metern Höhe. Es war insgesamt sein fünfter Erfolg.

Die Gaudi aber stand im Vordergrund. Am Zieleinlauf herrschte Partystimmung. Sämtliche Akteure wurden bejubelt. Da hatte auch Eva Katz Grund zur Freude. Die Otterstadterin, die als „Bloody Evy“ mit der Startnummer 464 am Start war, wiederholte ebenfalls ihren Vorjahreserfolg. In 25:19 Minute war sie gegenüber 2014 noch um über eine Minute schneller. Und das keinesfalls im sportlichen Renndress. Als Vampire ging Katz ins Rennen. Aus ihrem Mund laufend waren auch die Bluttropfen am Kinn nicht zu übersehen. Die größten Sympathien genossen Björn und Jan Blätz aus Kaiserslautern beziehungsweise Erbes-Büdesheim, die als Tandem in 21:09 Minuten das Ziel als Vierte erreichten. So schnell war noch nie ein Tandem zuvor gewesen. Als Fledermausi machte sich der erst achtjährige und damit als jüngster Teilnehmer Simon Wesely aus Gimmeldingen auf den Weg zur Kalmit. Jüngste weibliche Teilnehmerin war Johanna Schulte aus Wissembourg. Dicht gedrängt standen die Zuschauer im Startbereich, wo die Vampire die letzten Vorbereitungen für ihre 6,5 Kilometer lange Fahrt zur Kalmit-Gruft trafen. Der starke Wind und Nieselregen taten der guten Stimmung bei dieser nicht ganz bierernsten Angelegenheit keinen Abbruch. Die Kreativität bei den Klapprädern als auch bei der Bekleidung kannte keine Grenzen. Manche wagten Aufbauten wie Särge sowie Käfige und waren danach derart erstaunt, dass sie doch nicht das Ziel auf der Kalmit erreichten. Wolf van Helsingbach (Wolfgang Keilbach) installierte sogar einen Armbrust-Aufbau am Hinterrad, während eine Mausefalle mit der legendären Blutwurst den Aufbau am Vorderrad zierte. Der Frankfurter wurde ebenso wie viele andere Klapprad-Künstler von der Rennleitung ausgezeichnet. Kalmitanien – die Vampirburg nannten Michael Halde (Waldrohrbach) und Uwe Stoffel (Völkersweiler) ihr Gefährt, das sie mit Mühe über die Startlinie steuern konnten. Sie erreichten zwar nicht das Ziel, aber ihre Idee wurde mit einem Ehrenpreis belohnt. Kaum jemand wagte sich im reinen Radfahrer-Outfit an den Start. Sogar einer der Herren wagte sich als „Graf Blutsventje“ im Damen-Slip und Top den Weg zum Kalmitgipfel. Als Vampir-Jäscher mit Weihwasser im Gepäck war Bernd Hirschbiel (Maxdorf) dabei, während Susi Joachim als Suselsue unter dem Motto „Mein Blut ist zuckersüß und ich bin bissig bis hoch ...“ startete. Als „blutiges Schauern“ erwies sich Tanja Wittig aus Wiesbaden, die als zweitschnellste Dame auf dem Podest stand. Der sportliche Stellenwert war bei den meisten Mitwirkenden nebensächlich. Dass das Alter bei den Klappradlern keine Rolle spielt, bewies Siegfried Handl. Der Haßlocher war mit 80 Jahren als „rostiger Erich“ ältester Teilnehmer. Auch der Zuschauerzuspruch steigt stetig. Diesmal waren es bei den Temperaturen um 15 Grad nach Veranstalterangaben mehr als 4000, die sich dieses Spektakel nicht entgehen ließen. Die Veranstalter um den Vorsitzenden Peter Zürker hatte keine Mühen gescheut. Schon Stunden vor dem Start war der Parkplatz am Ortsausgang Maikammer voll belegt. Es wurde letzte Hand an den Rädern angelegt. Die Schminke sollte zudem stimmen, die Kostüme mussten sitzen. Denn jeder Starter musste zum „Blutbild“, dem Erinnerungsfoto für jeden Akteur. Der Kalmit-Klapprad-Cup genießt Kultstatus. Für das „Silber“-Jubiläum 2016 kündigen die Organisatoren ein außergewöhnliches Spektakel an. „Es wird nichts verraten, aber es wird etwas ganz Besonderes sein“, versprach Zürker.

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