Neustadt „Ein brutales Crosswetter“

Neustadt/Forst. Marc-Pascal Ehlen, Triathlet des TV Mußbach und Läufer der TSG Deidesheim, hat bei der Cross-Triathlon-WM in Zittau Platz fünf in seiner Altersklasse (20- bis 24-Jährige) belegt (wir berichteten am 18. August). „Ein Podiumsplatz wäre drin gewesen“, sagt der 21-Jährige seufzend. Wäre da nicht ein Plattfuß am Vorderrad seines Mountainbikes gewesen ...

„Ich lag im Gesamtklassement auf Platz zwölf, als mir das passierte – im Ziel war ich dann 56.“, erzählt der Forster, der sich als deutscher Vizemeister 2013 für die WM qualifiziert hatte. Bei dem Cross-Triathlon ist er 1500 Meter im Olbersdorfer See geschwommen, ist 36 Kilometer mit dem Mountainbike gefahren und hat anschließend noch einen Neun-Kilometer-Crosslauf absolviert. Allein dies zu absolvieren, ist schon anstrengend. Starker Regen hat schließlich die mit über 1000 Höhenmetern gespickte Radstrecke noch anspruchsvoller gemacht. „Als wir ins Wasser sind, hat’s noch nicht geregnet“, erinnert sich Ehlen. „Als wir rauskamen, hat’s geschüttet. Das war ein brutales Crosswetter.“ Die Folge: Matsch überall, rutschige Passagen auf der Strecke, ausgefahrene Spuren. Wegen des Schlamms war bald Ehlens Schaltung blockiert. „Ich konnte mein kleines Kettenblatt nicht mehr nutzen“, sagt der 21-Jährige, dem nichts anderes übrig blieb, als in großen Gängen die Anstiege zu meistern. Im Schwimmen war er insgesamt Viertschnellster in 20:46 Minuten, auf der Laufstrecke gar Drittschnellster in 35:30 Minuten. Dass er auf dem Mountainbike nur die sechstschnellste Zeit gefahren ist, war nicht alleine auf die blockierte Schaltung zurückzuführen. Ein „Plattfuß vorne“ hat ihn ausgebremst. „Vor jeder Kurve habe ich fast auf null abgebremst“, erzählt Ehlen. Die letzten sieben Radkilometer hat er nämlich mit dem platten Reifen zurücklegen müssen. Zeit hat Marc-Pascal Ehlen übrigens auch bei den beiden Wechseln, also zwischen den einzelnen Disziplinen, gelassen. Knapp zwei Minuten hat er jeweils gebraucht zwischen Schwimmen und Radfahren sowie um von den Rad- in die Laufschuhe zu wechseln. Dies aber mit Absicht. „Ich habe mich warm angezogen, ich habe Wert darauf gelegt, dass ich nicht auskühle“, erzählt der Triathlet, der übrigens für die Mannschaft von Montabaur in der Ersten Bundesliga startet – dort allerdings bei „normalen“ Triathlons, bei denen mit dem Rennrad auf Straßen gefahren wird. „Der zweite Wechsel war echt extrem langsam, aber da war eh alles egal.“ Denn zu diesem Zeitpunkt hatte ihn besagter Plattfuß schon zurückgeworfen. Herausforderung sucht der Forster aber nicht nur beim Sport. Auch im beruflichen Leben ist er gefordert: Nach seiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker hat er angefangen, in Kaiserslautern an der Fachhochschule Elektrotechnik zu studieren. „Als Quereinsteiger ohne Abitur habe ich in Mathematik ein bisschen Nachholbedarf“, gesteht er schmunzelnd. Im aktuellen Semester hat er sich an der Schule von Prüfungen freistellen lassen, um sich optimal auf die WM vorbereiten zu können. „Ich habe auch einen Leistungssprung gemacht“, berichtet er. Die zehn Kilometer läuft er inzwischen in weniger als 33 Minuten. Ehlen, der als Triathlet für Mußbach und Montabaur startet, tritt als Läufer für die TSG Deidesheim an, „weil ich dort schon 1999 mit Leichtathletik angefangen habe“. Sein Training plant er alleine. Nur das Schwimmen übt er beim TV Mußbach. „Ich gehe dort furchtbar gerne schwimmen, weil Kathrin super Schwimmpläne macht“, preist er das Training bei Kathrin Poetsch an, die sich um die Mußbacher Nachwuchstriathleten kümmert. Mountainbike ist der Triathlet schon gefahren, bevor er mit dem Rennrad angefangen hat. Doch er mag keiner Triathlon-Variante den Vorzug geben. „Beim Triathlon auf der Straße hat man mehr Möglichkeiten, sich mit anderen zu messen: Er ist populärer und es gibt mehr Veranstaltungen“, zählt er die Vorzüge des herkömmlichen Ausdauer-Dreikampfs auf. „Ich habe noch ein paar Schwächen im Schwimmen, was sich beim Cross aber nicht so auswirkt wie auf der Straße“, kommt er zu den Vorteilen des Triathlons im Gelände. „Auf dem Mountainbike kann man noch so viel wettmachen.“ Mountainbike zu fahren, sei sehr anspruchsvoll. „Man hat dies bei Profi-Triathlet Faris Al-Sultan gesehen: Er ist in Zittau als Vierter aus dem Wasser, ist schließlich aber nur 41. geworden“, gibt Ehlen ein prominentes Beispiel. Al-Sultan, der 2005 die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren auf der Straße und einem Marathon (ebenfalls auf der Straße) gewonnen hatte, war in Zittau auf dem Mountainbike nur die 44-beste Zeit gefahren. Der Münchener hatte sich im Vorfeld als „Tourist“ bei der Cross-Weltmeisterschaft angekündigt. Jetzt, nach der WM, hat Ehlen och keine Pläne für 2015 geschmiedet. „Ich hatte nur bis zur WM geplant – für 2015 muss ich mir ein neues Ziel suchen“, sagt er, unterbricht sich aber gleich selbst. Denn er weiß genau, dass vor allem das Mathebüffeln am Schreibtisch auf ihn wartet ... (sab/Archivfoto: van)

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