Neustadt Die Vortragsreihe „Lebendige Pfalz in Geschichte(n)“ im Herrenhof hat einen neuen Co-Referenten

Der Neue: Ulrich Burkhart, Leiter des Zentralarchivs des Bezirksverbands Pfalz in Kaiserslautern.
Der Neue: Ulrich Burkhart, Leiter des Zentralarchivs des Bezirksverbands Pfalz in Kaiserslautern.

Vor 20 Jahren wurde die Reihe „Lebendige Pfalz in Geschichte(n)“ von Karl Scherer und der Fördergemeinschaft Herrenhof in Mußbach ins Leben gerufen. Auch nach dem plötzlichen Tod des Scherer nachfolgenden Referenten und Leiters Roland Paul im Juni wird sie jetzt weiter fortgesetzt. Als dessen Nachfolger konnte Jürgen Keddigkeit, der die Reihe Anfang 2019 zusammen mit Paul übernommen hatte, den Kaiserslauterer Historiker-Kollegen Ulrich Burkhart gewinnen.

Dieser erweist sich im Gespräch als leidenschaftlicher Geschichtswissenschaftler. 1970 in Dahn geboren, studierte er in Göttingen Geschichte und Kunstgeschichte. Nicht zuletzt wegen des Projekts „Pfälzisches Burgenlexikon“ kehrte er in die Pfalz zurück. Er war zuerst wie Keddigkeit und Paul am „Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde“ in Kaiserslautern tätig und ist jetzt dort Leiter des Zentralarchivs des Bezirksverbands Pfalz. Wie auch der verstorbene Roland Paul setzt er sich besonders für die Gedenkarbeit an die 1940 von den Nationalsozialisten nach Gurs deportierten jüdischen Mitbürger ein.

Jürgen Keddigkeit spricht über den Adel und die Klöster

Die Pfalzmatinée-Reihe startet am morgigen Sonntag, 15. Oktober, zunächst aber mit Vortrag von Jürgen Keddigkeit. Der Mitherausgeber sowohl des Pfälzischen Burgen- als auch des Pfälzischen Klosterlexikons spricht über genau dieses Thema, die „Klosterpolitik des Adels als Instrument des territorialen Machtausbaus in der Pfalz“. Der Referent weist nach, dass mehr als 500 Burgen und fast 200 Klöster bis in die frühe Neuzeit die linksrheinische Pfalz prägten. „Die Lebenswelten ihrer Bewohner, der Ritter und Mönche, der Burgfrauen und Nonnen, könnten unterschiedlicher nicht sein.“ Die Verzahnung sowie das Mit- und Gegeneinander dieser zu jener Zeit so bedeutsamen Personengruppen seien enger als man sich dies gemeinhin vorstellt. „Diese Symbiose wurde im Zusammenhang mit der Erarbeitung des Pfälzischen Burgenlexikons und seines Pendants, des Pfälzischen Klosterlexikons, beide zwischen 1999 und 2017 entstanden, besonders deutlich“, unterstreicht der Historiker. Ziel seines Vortrags ist es, die unterschiedlichen Interessen und vor allem die nicht immer unproblematische Verbindung von Adel und Klerus sowie von Burg und Kloster an pfälzischen Beispielen aufzuzeigen.

Ulrich Burkhart ist erstmals im November dran

Ulrich Burkhart kommt dann erstmals am 12. November zum Zuge. In seinem ersten Vortrag in Mußbach spricht er über die „Schicksalsschlacht zweier Könige auf dem Hasenbühl bei Göllheim“ vor 725 Jahren. Bei dieser folgenreichen Konfrontation standen sich 1298 Adolf von Nassau und Albrecht von Habsburg, des Sohn des Königs Rudolf von Habsburg, gegenüber. Die Reichsfürsten hatten zuvor nach Rudolfs Tod nicht Albrecht, sondern Adolf zum König gewählt, weil sie kein starkes Königtum wünschten. Aus der Schlacht auf dem Hasenbühl ging aber Albrecht als Sieger hervor, während Adolf getötet wurde. Wäre es anders gekommen, wären die Habsburger vielleicht nie zu der Dynastie von welthistorischer Bedeutung aufgestiegen, die sie schließlich wurden.

Der Trifels nach seiner großen Zeit

Im letzten Vortrag des Jahres spricht dann am 3. Dezember wieder Jürgen Keddigkeit. Sein Thema ist „Der Niedergang von Burg Trifels im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit.“ Sogar Kindern ist diese Burg in der Südpfalz bekannt. Man verbindet diese unter anderem mit der Gefangenschaft von Richard Löwenherz, mit der Aufbewahrung der Reichskleinodien und mit den Staufern. Sie galt lange als „Gipfel der Freude“, verlor jedoch schon Ende des 13. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung. So wurden 1298 die Reichskleinodien abtransportiert, und später verpfändete König Ludwig der Bayer die Burg an die Pfalzgrafen. Im Laufe der Zeit wurde sie immer mehr zerstört und erst in den 1940er Jahren zu dem wiederaufgebaut, was man heute sieht.

TERMIN

Jürgen Keddigkeit spricht am Sonntag, 15. Oktober, um 11.15 Uhr im Festsaal des Herrenhofs in Mußbach über „Burgen und Klöster: Klosterpolitik des Adels als Instrument des territorialen Machtausbaus der Pfalz“. Der Eintritt ist frei. Auch die weiteren Matinéen beginnen dort jeweils sonntags um diese Zeit.

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