Neustadt Die Stimme des Volkes ist gefragt

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NEUSTADT-Mussbach. Die letzte Premiere von „Min Ko“ liegt schon rund anderthalb Jahre zurück. Damals ging das freie Amateurtheater, das in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert, mit dem Stück „Kunst“ von Yasmina Reza an die Öffentlichkeit. Danach wurde es still. Der Verein hat zwar noch 30 Mitglieder, doch nur noch vier davon sind auf der Bühne aktiv. Damit die große Tradition nun nicht einfach so einschläft, bietet die Truppe am Samstag im Herrenhof einen Schnupperabend für alle, die sich für Theater begeistern.

Bodo Redner wird nicht müde, wenn es um den Fortbestand des Theaters „Min Ko“ geht. Der in Kirrweiler lebende Rheinländer, der schon bald nach der Gründung zu der Gruppe stieß und durch diese Begegnung so viel Inspiration fand, dass er selbst als Schauspieler und Regisseur aktiv wurde, ist seit einigen Jahren der Vorsitzende und künstlerische Leiter. Er kämpft derzeit um den Fortbestand der nach einer Figur aus Max Frischs Farce „Die chinesische Mauer“ benannten Laienschauspielgruppe, die die Neustadter Theaterszene in der Vergangenheit durch eine Vielzahl spannender Inszenierungen moderner Stücke abseits des Mainstreams wie etwa „Polly oder die Schlacht am Bluewater Creek” von Peter Hacks, „Der Prozess” nach dem Roman von Franz Kafka, Dale Wassermans „Einer flog über das Kuckucksnest”, Dario Fos „Der Papst und die Hexe” oder „Camino Real” von Tennessee Williams bereicherte, aber auch vor geistreichem Ulk wie „Der Watzmann ruft“ oder Kinderstücken wie „Freunde“ nach dem Bilderbuch von Helme Heine nicht zurückschreckte. Was der Gruppe heute vor allem fehle, seien interessierte, jüngere Menschen, die es wagten, bei anspruchsvollen zeitgenössischen Stücken selbst auf der Bühne mitzumachen, umreißt Redner das Problem. Mit nur noch vier Schauspielern ist „Min Ko“ am Rande der Leistungsfähigkeit angekommen. Auch das Repertoire ist dadurch natürlich merklich eingeschränkt. „Wir würden gerne mal wieder größere Stücke spielen, aber da brauchen wir eben mehr Akteure“, sagt Redner. Eine wichtige erste Unterstützung erhielt „Min Ko“ nun von Redners Kollegin Kerstin Bachtler, mit der er seit einiger Zeit das Duo „Texttaxi“ bildet und mit szenischen Lesungen auftritt. Die SWR-Moderatorin hat nicht nur ihre Bereitschaft signalisiert, die Gruppe künftig auf der Bühne aktiv zu unterstützen, sondern sie hat bereits ein Stück umgeschrieben, das nach Möglichkeit noch in diesem Jahr aufgeführt werden soll. Voraussetzung ist allerdings, dass sich die nötigen Schauspieler dafür finden. Immerhin werden acht Personen benötigt, um das Stück, dessen Namen noch nicht preisgegeben werden soll, aufzuführen. Um die zu finden und zur Teilnahme zu animieren, veranstaltet „Min Ko“ nun am Samstag ein Frühlingsfest, bei dem unter anderem das von Bachtler arrangierte Stück vorgestellt werden soll. Überzogene Erwartungen hat man keine an die künftigen Akteure. „Wir sind ein Amateurtheater, und das soll auch so bleiben“, sagt Redner. Dennoch möchte man auf anspruchsvolle Stücke nicht verzichten. „Das macht doch gerade den Reiz des Theaters aus“, ergänzt der Vorsitzende. Mit dem Frühlingsfest will man den Startschuss für eine Verjüngung der Laienschauspielgruppe geben. Eine Auflösung des Vereins, die zeitweilig durchaus im Raum stand, sei derzeit kein Thema mehr. „Da haben wir alle viel zu viel Herzblut“, sagt Redner. Wirtschaftlich sei der Verein sehr gut aufgestellt, sagt Redner auf Nachfrage. Und die ersten Rückmeldungen auf die Revitalisierungsinitiative stimmten ihn zuversichtlich, dass tatsächlich schon bald wieder Proben stattfinden werden. „Wichtig ist aber auch, dass wir die Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilen, so dass es für niemanden zu viel wird“, blickt Redner ein wenig zurück auf die letzten Jahre, als den wenigen Verbliebenen schon ein bisschen arg viel aufgehalst wurde. Davon soll am Samstag aber nicht die Rede sein. Neben Musik und Tanz steht hier das Gespräch mit potentiellen Schauspieler-Kollegen ganz oben. Von der Stimme des Volkes – genau das bedeutet „Min Ko“ nämlich – verspricht man sich viele neue Ideen und Impulse ... Termin Das Min-Ko-Frühlingsfest, ein Angebot für potentielle neue Mitspieler, findet am Samstag, 12. März, um 20 Uhr im Mußbacher Herrenhof statt. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen unter fest@theater-minko.de erbeten. (wij)

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