Über den Kirchturm hinaus Die Erde nächsten Generationen übergeben – ist das zu machen?

Michael Janson
Michael Janson

Wunder der Technik und Katastrophen liegen manchmal nah beieinander. Die Jungen machen Hoffnung.

Heute vor 38 Jahren ereignete sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. In Block 4 des Kraftwerks kam es zu einer vollständigen Kernschmelze. Viele kamen im und um den Reaktor ums Leben oder starben an den Folgen der Strahlenbelastung. Mit zwei sogenannten Sarkophagen wurde versucht, die Ruine abzudichten. Aber noch heute steckt die Strahlung selbst in unseren Breiten in der Natur. Der erste Super-GAU, der Größte Anzunehmende Unfall, und seine weit reichenden Folgen.

Vor einer Woche haben Kinder und Jugendliche aus unserer Pfarrei im Rahmen der 72-Stunden-Aktion des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) einen Teil des Kirchgartens der Neustadter Marienkirche umgestaltet. Wo zuvor eine lange Feuerdornhecke ihre Stacheln von sich streckte, wurden jetzt heimische Gewächse eingepflanzt; sie werden Vögeln Heimat geben und in ihrer Vielfalt Vorbeigehende erfreuen. Ein Stück Rasen wird zur bunten Blumenwiese werden. Unsere Kita-Kinder werden ein Insektenhotel bestücken. Beerenhecken wurden gesetzt, deren Früchte zum Verzehr einladen. Es gibt Küchenkräuter und auch das eine oder andere Gemüse.

Unsere Jugendlichen haben durch zahlreiche Betriebe große Unterstützung erfahren. Das hat sie motiviert, sodass ihnen Kälte, Wind und Regen kaum etwas ausmachten. Sitzgelegenheiten sind neu entstanden. Ältere Jugendliche haben eine Sonnenliege gezimmert, die werden sie demnächst noch aufstellen. Und schließlich haben Menschen wahrgenommen, was da entsteht. Manche haben spontan erklärt, künftig mitgestalten und pflegen zu wollen.

Darf man so nebeneinander von diesen beiden Ereignissen erzählen? Einem Wunderwerk der Technik mit der Möglichkeit, eine große Menge an Energie zu gewinnen – aber mit lebensgefährlichem Risiko für Mensch und Natur! Und dann junge Menschen, die mitten in der Stadt einen kleinen Fleck Erde umgestalten, sodass wertvoller Lebensraum entsteht, eine kleine Oase, in der sich aufatmen lässt. Ich habe die Freude wahrgenommen, mit der sich diese jungen Menschen ans Werk gemacht haben. Und die Zuversicht, dass sie damit Gutes bewirken. Da wächst in mir die Hoffnung, dass wir es doch noch hinbekommen, unsere Erde den nächsten Generationen gut zu übergeben. Auch das habt ihr geschafft, liebe Jugendliche! Nicht nur bei mir! Danke!

Der Autor

Michael Janson, Pfarrer der katholischen Pfarrei Hl. Theresia von Ávila, Neustadt

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