Neustadt Das Programms des „Hambacher Musikfestes “

Das Zaïde Quartett kommt nach Neustadt.
Das Zaïde Quartett kommt nach Neustadt.

Wenn vom 29. Mai bis 2. Juni 2024 das Mandelring Quartett zur 27. Auflage seines Kammermusik-Festivals „Hambacher Musikfest“ einlädt, befindet sich unter den Gästen mit dem renommierten französischen Quatuor Zaïde erstmals ein ausschließlich weiblich besetztes Streichquartett.

Ganz im Zeichen der Weiblichkeit steht auch das Eröffnungskonzert am Mittwoch, 29. Mai, 20 Uhr, im Hambacher Schloss. Ungeachtet Clara Schumann ihre Werke bescheiden als „Frauenzimmerarbeit“ bezeichnete, werden Lauma Skride, Sebastian Schmidt (Violine), Nanette Schmidt (Violine), Bernhard Schmidt (Cello) und das Quatuor Zaïde in wechselnden Fusionen versuchen, das Gegenteil zu beweisen. Im Zeitalter des Strebens nach Gleichstellung besonders interessant: Clara Schumann gilt als bekannteste Komponistin des 19. Jahrhunderts, ihr Halbbruder Woldemar Bargiel kennen hingegen nur wenige Klassikfreunde. Mit der Aufführung seines Oktetts c-Moll weckt das Mandelring Quartett und seine Musizierpartner eine echte Rarität aus seinem Dornröschenschlaf.

Vom Schloss ins Weingut: „Dvorák pur“ heißt es am Donnerstag, 30. Mai, 15.30 Uhr, im Weingut Naegele, bei dem die beiden Hauptensembles und Kontrabassist Dominik Wagner drei Meilensteine des tschechischen Meisters zu Gehör bringen, darunter das vom Quatuor Zaïde vorgestellte berühmte „Amerikanische“. Wie in seiner Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ finden sich hier Anspielungen auf die indianische Musik, die das Werk aufgrund seines Farbenreichtums zu einem der beliebtesten der gesamten Kammermusik gemacht haben.

Gründe zum Feiern

Auch 2024 gibt es wieder etwas zum Feiern, nämlich die runden Geburtstage von Anton Bruckner (200. Geburtstag), Arnold Schönberg (150.) sowie den 100. Todestag von Gabriel Fauré beim Konzert am Freitag, 31. Mai, 19 Uhr, in der Pfarrkirche Sankt Jakobus in Hambach. Unterschiedlicher geht kaum, obwohl sie innerhalb einer kurzen Zeitspanne das Licht der Welt erblickten: Fauré, Liebling der Pariser Salon, Bruckner, erzkatholischer Kirchenmusiker und Sinfoniker sowie Neutöner und Musikrebell Schönberg. Das Publikum darf sich also auf einen Abend der Überraschungen gefasst machen, schlägt doch Schönberg mit seinem Streichsextett „Verklärte Nacht“ unerwartet spätromantische Töne an, während Bruckner mit Unterstützung des Mandelring Quartetts und Sarah Chenaf an der Bratsche ausnahmsweise seine kammermusikalischen Kompetenzen unter Beweis stellen darf.

Vom Duo bis zum Quintett reicht das Spektrum eines weiteren Konzerts im Weingut Naegele am Samstag, 1. Juni, 15.30 Uhr. Wie üblich geht es dabei nicht ganz so „weinernst“ zu: Ganz entspannt zurücklehnen lautet die Devise, wenn Primarius Sebastian Schmidt an der Violine und Dominik Wagner am Kontrabass Tangos von Astor Piazzolla zum Besten geben und zum Auftakt die beiden Streicher gemeinsam mit Nanette Schmidt (Violine) und Andreas Willwohl (Viola) musikalische Genusskultur vom Feinsten am Beispiel des komponierenden Gourmet-Kochs Gioacchino Rossini und dessen „Sonata a Quattro“ servieren. Außerdem auf dem Programm stehen Michael Haydns Streichquintett „Notturno“ und Ravels schillernde Sonate für Violine und Cello.

Festkonzert für Schubert

Franz Schubert hat zwar keinen Geburtstag, wird aber trotzdem mit einem eigenen „Festkonzert“ gefeiert. Am Samstag, 1. Juni. 19.30 Uhr, beleuchten alle zehn Festivalteilnehmer die unterschiedlichen Facetten seines umfangreichen Œuvre, angefangen mit seinem ersten Streichtrio bis hin zum romantischen „Rosamunde“-Quartett, von intimen Liedern bis zum großangelegten „Forellenquintett“. Wer nach Schubert noch andere Komponisten hören möchte, sollte sich an diesem Abend die Zeit nehmen, nach dem offiziellen Programm dem traditionellen „Surprise-Konzert“ beizuwohnen.

Joseph Haydn, Wolfgang Mozart und Beethoven sind die großen Lichtgestalten der Wiener Klassik. Warum das so ist, demonstrieren das Mandelring Quartett und das Quatuor Zaïde bei der Matinee am Sonntag, 2. Juni, 11 Uhr, im Weingut Müller-Kern. Und wenn von Licht die Rede ist, welches Stück sollte sich da besser eignen als Haydns „Sonnenaufgangsquartett“ mit seiner in strahlenden Höhen aufsteigenden Melodieführung. Im Spiel von Licht und Schatten darf sich Mozart mit seiner „Zauberflöte“ für Streichquartett profilieren, ebenso Beethoven mit seinem Streichquintett C-Dur op. 29, in dem sich der musikalische Hitzkopf von einer ungewohnt heiteren Seite zeigt.

Opulente Klänge

Opulente Klänge gibts zum Abschluss des Festivals am Sonntag, 2. Juni, 18 Uhr, nicht im Festsaal des Schlosses, sondern in der Pfarrkirche Sankt Jakobus. So entführt das Streichsextett, mit dem Richard Strauss seine Oper „Capriccio“ beginnt, das Publikum in die Theaterwelt des 18. Jahrhunderts mit der Klangsprache der Romantik. Ein kleines Klavierkonzert ist das Sextett D-Dur op. 110 des erst 15-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy für Klavier und Streichquintett – für Lauma Skride, die nicht das erste Mal beim Hambacher Musikfest dabei ist, eine gute Gelegenheit, eine letzte Kostprobe ihrer überragende Fähigkeiten als international gefragte Klaviervirtuosin zu geben.

Last but not least steht auch wieder ein Kinderkonzert am Donnerstag, 30. Mai, 11 Uhr, im Saalbau Neustadt auf dem Festivalprogramm: Bei der Aufführung von Michael Endes Kinder-Klassiker „Filemon Faltenreich“ rühren das Trio-La-Deur (Klavier, Klarinette und Violine) und der brillante Erzähler und Darsteller Gunnar Schmidt, allesamt Kollegen vom Badischen Staatstheater Karlsruhe die Werbetrommel für das künftige Klassikpublikum, die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer erwartet dabei ein poetisches Zusammenspiel von Fantasie, Musik und einer Prise Lebensweisheit.

Karten

Ticket Regional, Telefon 0651 9790777

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