Neustadt „Das ist eine Lüge ...“

91-65143332.jpg

Es bleibt dabei: Auch nach der Hauptversammlung des Tennisclubs Grün-Weiss lehnt der Verein das Bauvorhaben seines Mitglieds Alexander Klein ab. Zudem unterstellen viele, dass der Unternehmer und die Umweltabteilung gemauschelt haben könnten.

Die Situation war leicht skurril: Bei der turnusgemäßen Mitgliederversammlung des Tennisclubs (TC) Grün-Weiss Neustadt vergangenen Donnerstag wurden auch treue Mitglieder geehrt. Darunter: Alexander Klein, Geschäftsführer der Firma Compactbau und seit 25 Jahren im TC. Urkunde und Weinpräsent standen vor ihm auf dem Tisch, als er wenig später für sein Bauvorhaben in direkter Nachbarschaft des Clubs zwischen Haltweg und Dr.-Siebenpfeiffer-Straße auf der Hambacher Höhe Rede und Antwort stehen sollte. Kaum einer glaubte ihm, dass Festlegungen in einem geänderten Bebauungsplan dem TC Bestandsschutz garantieren würden. „Das ist eine Lüge“, so eine Reaktion. Wie mehrfach berichtet, will Klein barrierefreie Wohneinheiten schaffen. Er setzt darauf, dass der Stadtrat dazu den Bebauungsplan ändert, weil das Gremium innerstädtische Flächen nutzen will – statt im Außenbereich Gelände neu zu versiegeln. Ein Planänderung wäre notwendig, weil die knapp 5000 Quadratmeter, um die es geht und die direkt ans TC-Gelände anschließen, bislang als Grünfläche und früher als Vogelschutzzone dienten. Der alteingesessene Club wiederum befürchtet, dass potenzielle künftige Nachbarn wegen Lärmbelästigung klagen könnten. In Gesprächen war ihm von Oberbürgermeister Hans Georg Löffler (CDU) zugesichert worden, dass nichts gegen die Anwohner entschieden würde. In der Versammlung legte Vorsitzender Jürgen Staab noch einmal die Argumente dar, die der TC der Stadtverwaltung an die Hand geben will. Das gilt für den Fall, dass eine Bauvoranfrage oder ein Bauantrag der Compactbau eingehen. Klein bestätigte in der Sitzung, dass er das vorhat. Sollte trotz allem ein Verfahren zur Bebauungsplanänderung eingeleitet werden, sieht Staab bei der öffentlichen Auslegung die Chance, alle Bedenken erneut darzulegen. Würde auch das nichts nutzen, müssten die Gericht entscheiden. So weit ist es indes noch lange nicht. Sowohl Klein als auch Staab boten zunächst an, erneut zu informieren, und zwar in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mit eventueller Abstimmung. So war es auch 2006 geschehen, als schon einmal ein Investor auf dem Gelände bauen wollte. Hauptargument des TC ist nach wie vor, dass auch ein neues Lärmschutzgutachten Kleins nicht alle Bedenken ausräume. Zum einen rein praktisch nicht, zum anderen auch rechtlich nicht. Selbst wenn bautechnisch alles Machbare umgesetzt würde, gäbe das dem Verein keine Rechtssicherheit, erklärte Staab. Das Argument Kleins, ein geänderter Bebauungsplan wäre das geeignete Mittel, wiesen die Mitglieder zurück. Sich an die Fraktionen im Stadtrat zu wenden, weil ein zu ändernder Bebauungsplan in diesem Fall eine politische Entscheidung sei, riet TC-Mitglied und Ex-Oberbürgermeister Jürgen Weiler (SPD). Zuvor hatte er dargelegt, dass nach seinem Dafürhalten kein öffentliches Interesse daran bestehe, das betroffene Areal für einen Privaten aufzuwerten – egal, ob ein Tennisclub in der Nachbarschaft liege oder nicht. Eine Bebauung an dieser Stelle bezeichnete Weiler als Schaden für das Ortsbild. Löfflers Nein habe seine volle Unterstützung. Was den Bauunternehmer in der Mitgliederversammlung einholte: Dass er im Dezember 2014 sozusagen über Nacht das Gelände hatte roden lassen. Zwar mit Genehmigung der Umweltabteilung, aber ohne, wie versprochen, die Anwohner rechtzeitig darauf hinzuweisen. Das Nichtinformieren war auch von der Behörde bemängelt worden; rechtlich jedoch hatte sie nichts zu beanstanden. Seien alle Anforderungen erfüllt, sei es erlaubt, ein Gelände zu roden, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und eine Geländeübersicht zu bekommen. Baurecht müsse zu diesem Zeitpunkt noch nicht bestehen, hatte die Umweltabteilung im Januar dargelegt. Für viele Mitglieder ist diese Sicht der Behörde ein Indiz dafür, dass einiges gelinde gesagt merkwürdig gelaufen sei. Einige werteten die genehmigte Rodung auch als Beleg, dass zwischen Bau- und Umweltabteilung nicht gesprochen werde. Einer Verwaltung, die der Rodung zugestimmt habe, sei nicht mehr zu trauen. Neben solchen Spekulationen wurde auch eine konkrete Frage an den Bauunternehmer gestellt, auf die er keine Antwort gab: Warum es unbedingt dieses Projekt sein müsse, obwohl er doch mit Widerstand habe rechnen müssen? Auf wenig Gegenliebe stieß derweil eine weitere Wortmeldung: Sollte das Gelände auch unabhängig von der Compactbau einmal bebaut werden, sei es doch besser, wenn der Entwurf Kleins umgesetzt würde ... (ahb) MEHR ZUM THEMA

x