Neustadt Briefe an die Lokalredaktion:

So viele Eimer Blut, wie dieser Massenmörder und Erfüllungsgehilfe Hitlers und überzeugte Nationalsozialist, Josef Bürckel, an seinen Händen kleben hatte – können gar nicht über seinem steinernen Grabmal ausgeschüttet werden, ohne die Umwelt nachhaltig zu beschädigen (...). Wenn man bedenkt, dass die Nazi-Schergen die Leichen der erschossenen Widerstandkämpfer des 20. Juli 1944 wieder ausgraben ließen – um sie nach dem Verbrennen über Jauchefeldern auszuschütten, erscheint es mir überfällig, das aufbewahrte Grabmal aus dem Neustädter Friedhof für immer und ewig zu entfernen. Das Grab des furchtbaren Nationalsozialisten und Schreibtischmörders Josef Bürckel in Neustadt ein Denkmal? Wie absurd ist das denn? Das wäre nur dann zu akzeptieren, wenn es an diesem Grabstein auch Informationen über Gauleiter Bürckels todbringendes Wirken gäbe. Darüber, dass er Deportationen initiierte und sich damit am Tod tausender Juden aus Südwestdeutschland, Frankreich und Österreich schuldig gemacht hat. Nein, mit seinem Grabstein muss dieses Erzverbrechers 72 Jahre nach dem Tod wirklich nicht gedacht werden. Solch ein zweifelhaftes Denkmal braucht Neustadt nicht. Schlimm genug, dass dieser überzeugte und fanatische Nazi der ersten Stunde (NSDAP-Mitglied seit 1921) Neustadt zu einer braunen Hochburg machte und der Stadt damit einen zweifelhaften Ruf bescherte. Irgendwie fatal, dass ausgerechnet Josef Bürckel 1944 die Gnade eines natürlichen oder selbstbestimmten Todes zuteil wurde. Hätte er das Ende des Dritten Reiches noch erlebt, ist anzunehmen, dass es ihm so ergangen wäre wie seinem ebenso perfiden badischen Gauleiter-Kollegen Robert Wagner: Der wurde 1946 von einem Straßburger Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Auf die Idee, Wagners Grab in Straßburg-Cronenbourg zum Denkmal zu erklären, kam bisher niemand. Zu Recht! Ein Grabstein als offizielles Denkmal für Obernazi Bürckel ohne Erläuterung seiner Gräueltaten wäre auch in Neustadt ein ganz falsches Signal und würde nur die falschen Jünger anlocken. Lasst auf dem Friedhof Gras über den tiefbraunen Knochen wachsen. Das darf aber nicht falsch verstanden werden, denn selbstverständlich hat Neustadt mehr denn je die Pflicht, Bürckels Nazi-Verbrechen stets aufs Neue zu benennen. Vor allem aber: Wie die Taten dürfen auch Bürckels Opfer niemals vergessen werden.

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