Neustadt Bleikugel in Neustadt Auslaufmodell

Natur- und Umweltverbände kämpfen schon seit einigen Jahren dafür, dass die Jagd mit bleihaltiger Munition verboten wird. „Blei ist ein giftiges Schwermetall, das für Natur und Umwelt gravierende Folgen hat“, heißt es beispielsweise auf der Internetseite des Naturschutzbunds Nabu. Blei ist gefährlich, weil es mit Eiweißen und Enzymen eine Wechselwirkung eingehen kann und in den Stoffwechsel eingreift. Kinder nehmen Blei über den Verdauungstrakt besonders gut auf. Allerdings: Das meiste Blei gelangt über Getränke in den menschlichen Körper, gefolgt von Obst, Nüssen, Kakao und Getreide. Zu dieser Einschätzung jedenfalls ist das Freiburger Forschungs- und Beratungsinstitut Gefahrstoffe gekommen (die RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete am 7. September). Über bleihaltige Munition wird dennoch seit Jahren kontrovers gestritten. Auch in Neustadt – zuletzt beim jährlichen Jägerstammtisch im Frühjahr. Nicht allen Jägern schmeckt es nämlich, dass die Stadt ab 2016 in ihrem Wald bleifreie Munition vorschreiben will. „Die Jäger wollen noch ihre Munition aufbrauchen“, erklärt Klaus Burkhart, Leiter des Reviers Spangenberg. Eine gesetzliche Regelung gibt es bisher nicht, die Stadt Neustadt legt sich das Verbot selbst auf. Schon jetzt sind die Jäger aufgefordert, nach Möglichkeit bleifreie Munition einzusetzen, doch bis 2016 gibt es eine Übergangsfrist. Dann laufen die Pachtverträge aus, und in den neuen Verträgen soll bleifreie Munition verbindlich festgeschrieben werden. Nicht zuletzt deshalb, weil das nötig ist für die sogenannte FSC-Zertifizierung des Waldes. Dabei handelt es sich um ein internationales Gütesiegel zur Kennzeichnung nachhaltig erzeugter Produkte des Waldes. Neustadt hat sich vor zwei Jahren dafür entschieden. Bereits heute verboten ist die bleihaltige Munition im Staatswald des Landes Rheinland-Pfalz. Hans Detlef Meyer, Vorsitzender der Kreisgruppe Bad Dürkheim-Neustadt im Landesjagdverband, ist der Meinung, dass die ganze Diskussion über Blei im Gewehr „sehr ideologisch“ ist. Vielfach würden jetzt Messinggeschosse statt solcher aus Blei verwendet, sagt er. Dies funktioniere ganz gut auf einer Entfernung bis zu 110 Metern vom Wild, bei höheren Distanzen nehme „die Tötungswirkung ab“. Grundsätzlich sei die Jagd mit bleifreier Munition aber nicht aufzuhalten. Ausgelöst wurde die Diskussion vor einigen Jahren durch Untersuchungen, die zeigten, dass Greifvögel in zahlreichen Fällen an Bleivergiftung gestorben waren. Besonders belastend für die Natur sei Blei-schrot in der Wasserjagd gewesen, erklärt Jens Bramenkamp, Leiter des Reviers Hohe Loog. Das sei mittlerweile verboten. Für Bramenkamp liegt der einzige Nachteil der bleifreien Munition in den höheren Kosten. Die „Tötungswirkung“ sei die gleiche, sagt er. Mittlerweile habe sich der Markt auch darauf eingestellt. Klaus Burkhart, der gelegentlich auch selbst an einer Jagd teilnimmt, verwendet seit etwa zwei Jahren „bleifrei“ und hat damit gute Erfahrungen gemacht. Zur Frage der „Tötungswirkung“ sagt er: „Es ist viel wichtiger, gut zu schießen.“ Schwierig ist nach Angaben der beiden Revierleiter allerdings die Überwachung des „Bleiverbots“. „Wir haben da kaum eine Handhabe“, sagt Bramenkamp. Sehr viele Jäger hätten aber ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein, stellt Burkhart fest. In Neustadt gibt es 16 Pachtreviere. Neben den Jagdpächtern sind nach Angaben der Stadt noch Helfer und Jagdgäste in den Jagdrevieren aktiv. Neustadt verfügt mit gut 4800 Hektar Wald über den größten kommunale Waldbesitz in Rheinland-Pfalz. (kkr/als)

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