Neustadt Besonderes Zeugnis der Frömmigkeit

Norbert Kästel hat sich intensiv mit der Lebensgeschichte der Kruzifix-Stifter befasst.
Norbert Kästel hat sich intensiv mit der Lebensgeschichte der Kruzifix-Stifter befasst.

Norbert Kästel befasst sich mit einem Kruzifix in Geinsheim

Am nordwestlichen Ortsausgang von Geinsheim steht neben einer kleinen barocken Straßenkapelle, bei Einheimischen Bildhäusel genannt, ein etwa vier Meter hohes barockes Kruzifix, das vor 300 Jahren errichtet wurde. Kreuz und Bildhäusel sind ein eindrucksvolles Zeugnis der Volksfrömmigkeit des 17. beziehungsweise 18. Jahrhunderts.

Der Geinsheimer Heimatkundler Norbert Kästel hat sich eingehend mit dieser Geschichte befasst und viel Wissenswertes über das Ensemble zusammengetragen. Das Kruzifix aus rotem Sandstein erhebt sich über einem profilierten Tischsockel. Auf dem verbreiterten Fuß des senkrechten Kreuzbalkens steht die Inschrift:

JOHANN / MICHAEL / ADAM VND / MARIA ELISAB / ETHA ADAMIN / DESEN EHEFRAV / HABEN DISES / CREVTZ ZUR / EHRE GOTTES / AUF SETZEN / LASEN 1722

Als Johann Michael Adam um 1670 in Geinsheim geboren wurde, waren zwei Jahrzehnte seit dem Ende des 30-jährigen Krieges vergangen. Erst nach und nach konnte das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wiederbelebt werden, so Kästel.

Wohlhabender Bürger

Geinsheim hatte ihm zufolge einen großen Vorteil: Durch den Ort führte eine wichtige Fernstraße. Um die Infrastruktur in ihrem Land zu verbessern, förderten die Landesherren an verkehrsreichen Straßen die Einrichtung von gebannten Wirtschaften, sogenannte Schildwirtschaften. Nicht ohne Grund hatte daher das Hochstift Speyer die drei Geinsheimer Gasthäuser „Zur Krone“, „Zum Löwen“ und „Zum Hirsch“ als Schildwirtschaften anerkannt. Reisende, welche hier übernachten und ein warmes Essen einnehmen wollten, waren verpflichtet, solch eine gebannte Wirtschaft aufzusuchen, schreibt Kästel. Der Herbergswirt musste dafür sorgen, dass stets ein ausreichender Vorrat an Nahrungsmitteln, Wein und Futter für die Pferde vorhanden war. Wichtig war ein geräumiger, abgeschlossener Hof, in welchem die Fuhrwerke der Reisenden vor Dieben sicher waren.

All diesen Ansprüchen genügte die Schildwirtschaft „Zum Hirsch“. Als Besitzer dieses florierenden Gasthauses gehörte Johann Michael Adam sicher zu den wohlhabendsten Bürgern von Geinsheim.

Privat aber hatte der Hirschwirt Adam schwere Schicksalsschläge zu verkraften. Er selbst starb 1738 im Alter von 68 Jahren. Das Kruzifix, so Kästel, seine Entstehung und die Lebensumstände der Stifter spiegeln das Lebensgefühl und die Einstellung der Menschen der Barockzeit wieder: Johann Michael Adam und seine Ehefrau Anna Elisabeth ließen das Kruzifix „sicher in dem Bewusstsein errichten, dass das irdische Leben mit seinen Erfolgen und seinen Nöten vergänglich ist und letztendlich nur das Ewige zählt“.

Info

Norbert Kästel hat zudem eine neue Broschüre (36 Seiten) veröffentlicht. Titel: „Kirche St. Peter und Paul Geinsheim – In den Kriegen des 17. bis 20. Jahrhunderts zertrümmeret und zerschmetteret – In der Friedenszeit seit 1950 beseitigt, zerstört und verändert “.

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