Neustadt Belastung für Jung und Alt?

Das Thema hat ähnliche Brisanz wie die Verkehrsführung in Neustadt, nur auf einer anderen Ebene: Wie leben Jung und Alt angesichts des demografischen Wandels und gesellschaftlicher Veränderung künftig noch gut zusammen? Oder kurz gefragt: Hat der Generationenvertrag eine Zukunft? Darüber wurde am Donnerstagabend in der „Alten Winzinger Kirche“ diskutiert.

Seit drei Jahren stellt sich der CDU-Ortsverband Winzingen mit seinen „Winzinger Gesprächen“ solchen Themen. Mal sind sie von der Neustadter Kommunalpolitik geprägt, Stichwort B 39/Tunnel, mal von gesellschaftspolitischen Fragen. Möglichst viele Menschen sollen angesprochen werden, die Parteipolitik bleibt außen vor. Bei der aktuell fünften Auflage war das Podium erneut breit aufgestellt: Vertreten waren Joachim Mergen, verantwortlich für den Bereich Soziales beim Caritasverband in der Diözese Speyer, Manfred Sutter, als Oberkirchenrat Mitglied der Kirchenregierung der Evangelischen Kirche der Pfalz und unter anderem für Diakonie zuständig, sowie Moritz Horvath, Leiter des Bildungszentrums für Berufe des Neustadter Krankenhauses Hetzelstift. Dass der Generationenvertrag alle angeht, hatte zuvor CDU-Ortsverbandsvorsitzender Otto Zimniak deutlich gemacht: Wer finanziert meine Rente, wer hilft mir im Alter, seien Fragen, die sich viele ältere Menschen stellten. Wer denkt an uns, die wir alles zahlen sollen, treibe junge Leute um. Antworten darauf zu geben, wie das Sozialsystem „Generationenvertrag“ erhalten und finanziert werden könne, sei daher eine vordringliche Aufgabe der Politik. Sie müsse Lösungen dafür finden, dass gemäß mittelfristigen Prognosen die Gesellschaft überaltere und daher immer weniger Erwerbstätige staatliche Leistungen – wie eben die Rente – finanzieren müssten. Unter der Moderation von „Pilger“-Chefredakteur Norbert Rönn sprachen sich Mergen und Sutter für Steuererhöhungen aus – vor dem Hintergrund, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklaffe. Wer für soziale Gerechtigkeit eintrete, komme folglich nicht darum herum, reiche Menschen stärker zur Kasse zu bitten. Indes wage die Politik diesen Schritt bisher nicht. Als Fehler bezeichnete es Mergen, dass damals, als der Generationenvertrag ausgearbeitet worden sei, auf einen Solidartransfers für Kinder und Jugendliche verzichtet worden sei. Trotzdem habe der Vertrag auch künftig eine Chance. Für die Kirchen sei entscheidend, weiterhin Anwalt auch und gerade für all jene Menschen zu sein, die für sich (noch) keine Stimme hätten. Eindeutig der Jüngste in der Gesprächsrunde, gab Moritz Horvath seine Eindrücke von jungen Menschen wieder: Viele seiner Gesundheits- und Krankenpflegeschüler hätten sich bewusst gegen ein besseres Gehalt und für den Einsatz am Nächsten entscheiden. Eigene Erfahrungen, wie bei der Pflege der Großmutter, spielten dabei eine Rolle. Sei die Solidarität zwischen Jung und Alt früher aufgrund der geringeren Mobilität unter einem Dach gelebt worden, sei das nun eine neue Form. (ahb)

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