Neustadt Bei solchen Wassermassen ohne Chance

Ein immer wieder aktuelles Bild: überflutete Goethestraße in Lachen-Speyerdorf.
Ein immer wieder aktuelles Bild: überflutete Goethestraße in Lachen-Speyerdorf.

Land unter im Gäu: So hatte es in den tiefen Lagen Lachen-Speyerdorf, Geinsheim und Duttweiler vor einer Woche geheißen. Das Starkgewitter in der Nacht auf Freitag hatte für derart heftigen Regen gesorgt, dass auch der Eigenbetrieb Stadtentsorgung Neustadt (ESN) sozusagen kapitulierte. Für gestern Nacht waren erneute Gewitter angekündigt.

Noch heute bietet das jüngste Unwetter viel Gesprächsstoff. Denn nicht nur das Gäu, sondern auch andere Ortsteile waren betroffen, ebenso die Stadtmitte. Über 100 Einsätze musste die Freiwillige Feuerwehr fahren. Indes hat die Überflutung beispielsweise von Lachen-Speyerdorf eine gewisse Regelmäßigkeit. 2016 war es um diese Zeit soweit, 2017 ebenso, stets im Bereich der Kreuzung Goethestraße/Langwiesenweg/Bauerndoktor-Gros-Straße – am tiefsten Punkt im Ort. Ähnlich tiefe Punkte gibt es in Duttweiler und Geinsheim. Zwischen 70 und 80 Liter Wasser pro Quadratmeter seien es gewesen, berichten Anwohner. Offen bleibt aber der Zeitraum, in der diese Menge heruntergekommen war. Beigeordneter Dieter Klohr, zuständig für den ESN, gibt ein Beispiel: Wäre diese Menge innerhalb von zwei Stunden gefallen, wäre es ein hundertjähriges Regenereignis. In der zentralen Kläranlage in Lachen-Speyerdorf seien in jener Nacht binnen zwei Stunden 49 Liter gemessen worden, berichtet ESN-Mitarbeiter Hans-Jörg Salat, was einem 20-jährigen Ereignis entspreche. Klohr hatte das Geschehen in Lachen-Speyerdorf selbst verfolgt. Das Wasser sei mit großer Wucht durch die Straßen geschossen, habe diese überschwemmt, sei dann aber sehr schnell abgeflossen. Von dort überfluteten Kellern habe er nichts gehört. Dem ESN zufolge hat die am tiefsten Punkt eingesetzte Notentlastungsklappe funktioniert. Geholfen habe auch, dass seit 2017 die Straßenabläufe vergrößert worden seien. Die Gräben beim Langwiesenweg würden seit März monatlich auf Vordermann gebracht. Dass der Hauptsammler in Diedesfeld voll gewesen sei und damit Lachen-Speyerdorf den Überlauf abbekam, schließt Klohr aus. Die Wassermengen seien mit derartiger Wucht heruntergekommen, dass sie sogar über Sinkkästen geschossen seien. „Kann man etwas tun oder müssen wir uns dran gewöhnen?“ – das hatte Ortsvorsteher Claus Schick im Ortsbeirat Lachen-Speyerdorf gefragt. Klohr kann dazu nur sagen, dass der Kanal die für Neustadt größtmögliche Dimension habe. Alles andere, ergänzt Salat, sei unbezahlbar beziehungsweise irgendwann auch eine Grenze erreicht, bis zu der ein Kanal dem Regenereignis angepasst werden könne. Nichts mit dieser Sachlage zu tun haben dem ESN zufolge Gräben und Regenrückhaltebecken in den Außenbereichen. Dafür ist die Umweltabteilung zuständig. Auch diese sei grundsätzlich auf Starkregen vorbereitet, sagt Leiter Thomas Baldermann. Die Einläufe seien 2018 von den Feldhütern vorbildlich freigelegt worden, zudem würden Sandfänge und Gewässerrechen regelmäßig kontrolliert. Indes gebe es noch Luft nach oben, zum Beispiel, weil einige Becken zugewachsen seien. Zwar sei man bemüht, die Pflegedefizite abzuarbeiten, doch werde das dauern. Um die Feldhüter zu entlasten, wären ein oder zwei „Gewässerwarte“ nicht schlecht, die sich gezielt um Hochwasserschutz und Kontrolle der Anlagen kümmern.

x