Neustadt Arthouse: Der Staat gegen Fritz Bauer

Neustadt. Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer gilt als der Mann, der die Auschwitzprozesse der 60er Jahre initiierte – gegen den mal heimlichen, mal offenen Widerstand der mit ehemaligen Nazis durchsetzten Justiz und Polizei. Doch nicht um Auschwitz geht es in diesem Charakterdrama, sondern um Bauers Jagd auf Adolf Eichmann. Und es geht um Bauers prekäre Stellung im Justizbetrieb, von ihm selbst als „Feindesland“ bezeichnet. Bauer, der Emigrant aus Dänemark und Schweden, lebt dafür, die Täter der Nazi-Mordmaschinerie zur Rechenschaft zu ziehen. Er weiß, dass die Ermittler nach Kräften mauern, wenn es um das Aufspüren von Tätern geht, ist doch mit Staatssekretär Globke sogar ein hochrangiger Ex-Nazi zum Vertrauten von Kanzler Adenauer aufgestiegen. Als 1958 aus Argentinien ein Hinweis auf Eichmann auftaucht, muss Bauer äußerst vorsichtig agieren, um nicht dessen Helfer zu alarmieren. Er gibt die Information an den israelischen Geheimdienst Mossad weiter. Doch das bedeutet Landesverrat… In dem teilweise fiktiven Drama mit Burghart Klaußner in der Hauptrolle werden diese Winkelzüge mit Bauers Homosexualität verknüpft und mit der Freundschaft zu einem jungen Staatsanwalt, der ebenfalls schwul ist. Denn dies macht beide zu potentiellen Erpressungsopfern. Zwar wirkt nicht nur das Verschwörernetz gelegentlich überkonstruiert. Dennoch zeichnet der preisgekrönte Justizthriller ein packendes und beklemmendes Sittenbild der Wirtschaftswunderjahre. Eine starke Hommage an Fritz Bauer, dessen Tod 1968 immer noch mysteriös anmutet. Termine Zu sehen heute um 17.30 Uhr und 20 Uhr in der Kunstfilmreihe „Arthouse“ im Neustadter Roxy-Kino. (chy/Foto: alamode)

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