Neustadt Anna hat das Wort

Eine Spaßdebatte am Leibniz-Gymnasium bescherte ihr ein Praktikum im Bundestag: Anna Wittmann
Eine Spaßdebatte am Leibniz-Gymnasium bescherte ihr ein Praktikum im Bundestag: Anna Wittmann

Sie ist wortgewandt und das nicht nur in der deutschen Sprache: Die Neustadter Schülerin Anna Wittmann ist sowohl bei „Jugend debattiert“ als auch bei Fremdsprachenwettbewerben erfolgreich.

Gerade ist sie vom deutsch-französischen Jugendcamp „Tu as la parole – Du hast das Wort“ in Frankfurt am Main zurückgekommen. Statt Lagerfeuer und Party stand das Thema „Meinungsfreiheit“ auf dem Programm der Jugendlichen. Die 16-jährige Anna Wittmann, Schülerin des Neustadter Leibniz-Gymnasiums, war eine der wenigen ausgewählten Teilnehmerinnen aus Deutschland und hat die zwölf intensiven Tage sehr genossen: „Wir haben den Europarat in Straßburg und den Fernsehsender Arte besucht, wurden von Journalisten des Börsenblatts unterrichtet, durften Gespräche mit Tanja Kinkel und dem türkischen Exiljournalisten Hayko Bagdat führen“, berichtet sie begeistert. „Zum Abschluss haben wir ein Video produziert, für das wir Menschen in Frankfurt und in Straßburg zur Diskussionskultur interviewten.“ Der Film wird bei der Eröffnung der diesjährigen Frankfurter Buchmesse zu sehen sein. Anna gehört zu den vier Teilnehmerinnen, die den Film vorstellen dürfen. Das deutsch-französische Jugendcamp ist aber nur ein Höhepunkt in der langen Liste an Aktivitäten der 16-Jährigen. Sie war Regionalsiegerin beim Wettbewerb „Jugend debattiert“, hat den Bundesfremdsprachenwettbewerb auf Landesebene gewonnen, sich damit für das Bundesfinale qualifiziert und wird im August per Schüleraustausch in die chinesische Partnerstadt Quanzhou reisen. Woher kommt diese Begeisterung für Sprache? „Ich habe wohl schon mit fünf Jahren gerne diskutiert“, sagt Anna lachend. „Und ich habe zu Hause immer eine Erklärung auf alle meine Fragen bekommen. Ich musste mich nie mit einem ,Darum’ zufrieden geben.“ Heute noch wird im Hause Wittmann gern und leidenschaftlich diskutiert. Einen hohen Stellenwert hat die Diskussionskultur auch am Leibniz-Gymnasium. Im Fach Sozialkunde lernen die Schüler die Regeln einer fairen Debatte, danach können sie sich beim Schulentscheid von „Jugend debattiert“ ausprobieren. Wie begegnet man seinem Rede-Gegner nach der Debatte? Anna ist inzwischen ganz routiniert: Die Meinung, die man in der Debatte vertritt, sei ja nicht zwangsläufig die eigene. „Am Anfang wurde ich auch mal wütend auf den Gegner. Inzwischen weiß ich, dass man mit Sachkenntnis und rhetorischen Fragen den anderen aus dem Konzept bringen kann.“ Sie grinst: „Aber wenn wir in der Klasse heikle Themen diskutieren, dann wird das auch mal emotional. Dann diskutieren wir nicht mehr nach den gelernten Regeln.“ In den Fremdsprachen war die Zehntklässlerin zunächst nicht als Überfliegerin gestartet. „Ich war auf einer durchschnittlichen Drei, kam so durch“, erzählt sie. Das änderte sich erst, als ihre Mutter ihr eine Reise nach London schenkte: „In England habe ich den Zugang zur Sprache gefunden. Außerdem lese ich gerne englische Bücher.“ Obwohl Englisch die zweite Fremdsprache von Anna ist, hat sie im Bundesfremdsprachenwettbewerb nicht nur den ersten Preis erreicht, sondern auch noch die beste Einzelleistung aller Teilnehmer in Rheinland-Pfalz erzielt. Vor dem Bundesfinale im September ist sie schon ein bisschen aufgeregt. „Ich mache bei den Wettbewerben nicht mit, um zu gewinnen. Es macht mir einfach Spaß!“, erklärt das Sprachtalent. „Und später erweist sich manches noch als Türöffner.“ So wie die Spaßdebatte beim Tag der offenen Tür am Leibniz-Gymnasium. Der Sekretär des Bundestagsabgeordneten Markus Held sprach Anna nach ihrem Redebeitrag spontan an, ob sie Lust auf ein Praktikum im Bundestag habe. Und so hat die Schülerin im Juni eine aufregende Woche im Team des SPD-Abgeordneten verbracht, hat Ausschüsse, Arbeitsgruppen und das Plenum besucht, einen Einblick ins politische Leben bekommen. Dem Zuhörer schwirrt der Kopf angesichts der vielen Aktivitäten der jungen Dame. Hat Annas Tag etwa mehr als 24 Stunden? „Ich bin ganz gut organisiert und kann meine Zeit gut einteilen, so dass sogar noch Zeit für Sport bleibt“, sagt sie lachend. „Aber am Wochenende entspanne ich auch mal nur.“ Viel Zeit dazu bleibt aktuell jedoch nicht, denn die Reise nach China steht bevor. Knapp zwei Wochen wird sie in einer chinesischen Gastfamilie in der Millionenstadt Quanzhou verbringen. Chinesisch hat das Sprachtalent aber noch nicht im Repertoire, sie wird sich auf Englisch mit ihrer Austauschschülerin verständigen. Und sie freut sich – ganz simpel – am meisten auf das chinesische Essen.

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