Neustadt Als der Marktplatz noch als Parkplatz diente

NEUSTADT. Zwei neue Sonderausstellungen, eine mit Fotografien von Rolf Schädler, die andere zu den Veränderungen der Stadt in den 1960er und 1970er Jahren, sowie spannende Vorträge – das bieten das Neustadter Stadtmuseum und der Museumsförderverein im ersten Halbjahr des neuen Jahres. Los geht es schon am Sonntag mit einer humorvollen szenischen Lesung über „Die Pälzer vun domols bis heit“.

„Mit Volldampf ins Frühjahr“

heißt die Ausstellung mit Fotos von Rolf Schädler, dem langjährigen Mitarbeiter des Stadtarchivs, der sich auch nach seiner Pensionierung immer noch sehr für Archiv und Museum engagiert. Sie läuft von 11. März bis 19. Juni und zeigt jahreszeitliche Impressionen zu Themen wie Winterverbrennung, Mandelblüte und Sommertagszug aus Neustadt und seinen Weindörfern, die der vielseitige Hobbyfotograf in den vergangenen 15 Jahren aufgenommen hat. Erinnerungen an die 1960er und 1970er Jahre wecken will dagegen die Ausstellung „Neustadt im Wandel der Jahrzehnte“, die am 10. Juli eröffnet wird und bis 9. Oktober läuft. Dabei geht es vor allem um die tiefgreifenden Veränderungen, die sich in der von großen Kriegszerstörungen verschonten Stadt – nicht immer zu ihrem Vorteil – in diesen beiden Jahrzehnten vollzogen. Thematisiert werden neben den städtebaulichen und verkehrstechnischen Umbrüchen – der Marktplatz beispielsweise fungierte damals noch als Parkplatz – aber etwa auch die 700-Jahrfeier der Stadt, die Gründung der Städtepartnerschaften und die Eingemeindung der Weindörfer. Derzeit laufen im Museum noch zwei im vergangenen Jahr eröffnete Sonderausstellungen: noch bis 31. Januar die zum Neustadter Stadtwald und zur Holznutzung im Wandel der Zeit und noch bis Aschermittwoch die zur Neustadter Karnevalstradition. Am letzten Öffnungstag der Wald-Ausstellung haben die Besucher zwischen 15 und 18 Uhr Gelegenheit, mit Revierförster Jens Bramenkamp, Küfermeister Werner Meisel und dem Künstler Erich Bettag ins Gespräch zu kommen. Passend zum Thema hält der Haßlocher Hobby-Archäologe Norbert Hirschinger am 29. Januar, 18 Uhr, einen Vortrag über „Baumfällung und Holzbearbeitung in der Jungsteinzeit“. Mit Rekonstruktionen und einem kurzen Filmbeitrag erklärt er die Herstellung und Verwendung von Werkzeugen aus Stein, Knochen und Geweih zur Gewinnung und Bearbeitung von Holz in jener Zeit. Als „Experiment“ bezeichnete Helga Willer, die Vorsitzende des Museumsfördervereins, die Matinée am kommenden Sonntag, 11 Uhr, mit dem Mundartprogramm „Die Pälzer vun domols bis heit“ (wir berichteten), bei dem Gerd Becht und Manfred Uhl in die Pfälzer Vergangenheit eintauchen. Eine ganz neue Seite der legendären Stadtretterin Kunigunde Kirchner beleuchtet der erste Mittwochstreff des neuen Jahres am 3. Februar, bei dem Wolfgang Clauß über „Kunigunde und die Alchemie“ spricht. Da Kirchner in zweiter Ehe mit dem Alchemisten Baron Claudius de la Valée verheiratet war und ein Gemälde im Neorokokosaal des Museums Hinweise auf ihre Verbindung zur Alchemie gibt, beleuchtet Clauß die Geschichte dieser Geheimwissenschaft von den Anfängen im alten Ägypten bis ins 18. Jahrhundert. Über einen königlichen Besuch, den den Marie Therese von Österreich-Este, die Ehefrau des Prinzen Ludwig und späteren Königs Ludwig III. von Bayern, 1908 nach Neustadt führte, spricht Pirmin Spieß am 2. März. China ist dann am 6. April das Thema, wenn Detlof Graf von Borries, der Vorsitzende der rheinland-pfälzischen Fujian-Gesellschaft, auf die Frage „Was geschieht da gerade in China?“ eingeht und die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Landes beleuchtet. Das auf seine Kosten restaurierte Porträt des Schöntaler Tuchfabrikanten Jakob Oehlert präsentiert der Förderverein am 4. Mai. Anschließend spricht Ingrid Oehlert über ihre Familie. Über „Die Lust am Jagen. Jagdsitten und Jagdfeste an fürstlichen Höfen der Barockzeit“ referiert Josef Distler schließlich am 1. Juni beim letzten Mittwochstreff im ersten Halbjahr. Der zweite Vorsitzende des Historischen Vereins geht hierbei vor allem auf den sächsischen Kurfürsten August den Starken und seinen Pfälzer Kollegen Karl Theodor ein. Wie Birgit Noack, die Leiterin des Stadtmuseums und des Stadtarchivs, erläutert, sind die Besucherzahlen im Museum 2015 auf 2 843 gesunken. 2014 hatten noch 4 120 Menschen das Haus besucht. Den Rückgang erklärt sie damit, dass es 2015 anders als 2014 keine publikumsträchtigen Großveranstaltungen wie die Festwoche zum 100-jährigen Bestehen des Stadtmuseums oder das Künstler-Symposium gegeben habe. Noch Fragen? Alle Veranstaltungen finden im Neustadter Stadtmuseum in der Villa Böhm statt. Die Mittwochstreffs beginnen jeweils um 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Reservierungen unter 06321/84007. (wss)

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