Neustadt Zur Person: der Reformator Jan Hus

Das Jahr 2015 rückte den böhmischen Theologen Johannes oder Jan Hus in den Fokus. Denn da war es 600 Jahre her, dass der bedeutendste Vertreter der Vorreformation 45-jährig in Konstanz auf dem Scheiterhaufen starb. Hus lehrte bereits im Alter von 26 Jahren als „Magister Artium“ an der Karls-Universität Prag, war zeitweise auch deren Rektor. Beflügelt durch die Schriften des englischen Theologen John Wyclif studierte er Theologie, ließ sich zum Priester weihen und übte fortan vehement Kritik am Gebaren der Amtskirche. Rund 100 Jahre vor Luther geißelte er Ablasshandel und Prunksucht der kirchlichen Würdenträger, mahnte Gewissenfreiheit und Menschenwürde auch des einfachen Gläubigen an. Und ab 1402 verkündete er das Evangelium in tschechischer Sprache, übersetzte die lateinische Bibel und mobilisierte die Gläubigen in Massen für seine Rückwendung zum Urchristentum. Die Kirche reagierte mit Predigtverbot und Exkommunikation. Obwohl die Sanktionen zeitweise aufgehoben und ihm freies Geleit zugesagt war, wurde er 1414 beim Konstanzer Konzil der Ketzerei angeklagt und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Am 6. Juli 1415 starb er – singend, wie Zeitgenossen berichten – den Flammentod. In Böhmen avancierte er danach zum „Nationalheiligen“. Trotz zahlreicher Vorstöße hält sich Rom bis heute in Sachen Rehabilitation zurück. Dabei wollte Hus seine Kirche, genau wie Luther, nicht verlassen, sondern nur zu ihren Ursprünge zurückführen.

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