Neustadt Wenn die „Schwarze Johanna“ schäumt

Seminarleiter Rene Verdaasdonk zeigt den Teilnehmern, wie beim Abläutern das Malz von der Hefe getrennt wird.
Seminarleiter Rene Verdaasdonk zeigt den Teilnehmern, wie beim Abläutern das Malz von der Hefe getrennt wird.

Es riecht intensiv nach Bier an einem Samstagvormittag im Dorfgemeinschaftshaus Iggelbach, 19 Männer und sechs Frauen sitzen an zwei langen Tischen, fast jeder hat ein Bier vor sich stehen, eine Frau stellt jedem zusätzlich ein Glas mit einem rötlichen Bier hin, in einem Einkochautomat, der auf einem Tisch steht, blubbert es, ebenso in einem daneben stehenden Gerät. „Was wir da herstellen, ist im Prinzip eine Zuckerlösung“, erklärt der Iggelbacher Rene Verdaasdonk. Aus der Zuckerlösung soll Bier werden. Verdaasdonk, der in Iggelbach ein Unternehmen führt, hat vor einiger Zeit durch Zufall das Bierbrauen als Hobby entdeckt. Nachdem Freunde und Bekannte seine Biere probiert hatten, sei er öfter gefragt worden, wie er das mache, deshalb habe er sich entschlossen zu einem Bierbrauseminar einzuladen, erzählt er. Die Nachfrage sei so groß gewesen, dass es inzwischen schon das zweite Seminar ist. Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, das sind die Zutaten, die das deutsche Reinheitsgebot erlaubt. Wie aus diesen Zutaten Bier wird, dazu muss man einiges wissen. Deshalb gehört zu dem Bierbrauseminar auch Theorie. Damit die nicht zu trocken wird, stehen in einem Kühlschrank, aus dem sich jeder bedienen kann, einige Kästen des Getränks. Außerdem einige Fässchen mit Bieren, die Verdaasdonk gebraut hat. „Iggelbräu“ oder „Schwarze Johanna“ sind einige der Namen dieser Selbstkreationen. Etwa 20 bis 25 Rezepte habe er inzwischen ausgetüftelt, erzählt Verdaasdonk. Das deutsche Reinheitsgebot für Bier „verhindert, dass man Anderes ausprobiert“, meint der Niederländer. Und da die EU dafür gesorgt hat, dass das Reinheitsgebot nicht mehr verbindlich ist, probiert Verdaasdonk gern Anderes aus. So hat er in den Sud für das Bier „Schwarze Johanna“ blanchierte Kirschen aus dem heimischen Garten gemischt. Zum Bierbrauen werden nicht nur wenige Zutaten, sondern auch wenige Gerätschaften benötigt. Erst einmal reiche ein normaler Einkochautomat, erklärt Verdaasdonk. In dem köcheln 15 Liter Wasser und fünfeinhalb Kilo Malz bei einer Temperatur von 67 Grad. Daneben kochen in einer Bierbrauanlage, die man für etwa 2000 Euro kaufen kann, 18 Liter Wasser und ebenfalls fünfeinhalb Kilo Malz vor sich hin. „Bei der Bierbrauanlage muss man nicht ständig dabei sein und das Bier wird besser“, erklärt Verdaasdonk die Unterschiede. 90 Minuten muss der Wasser-Malz-Sud leicht kochen. In dieser Zeit erklärt Verdaasdonk, warum jedes selbst gebraute Bier anders schmeckt. Die Art des Malzes, der Stamm der Hefe, der Hopfen, all das unterscheide sich immer wieder, und auch nur kleine Varianten bei den Mengen würden sich auf den Geschmack auswirken. Das sei einer der Gründe, der Bier brauen so reizvoll mache, „denn sonst könnte man das Bier ja im Supermarkt kaufen“. Manchmal gelinge das Selbstgebraute nicht ganz so gut, gesteht Verdaasdonk, „aber das Erlebnis des Brauens lässt auch einen verbesserungswürdigen Geschmack akzeptieren“. „Wer selbst Bier braut, kriegt mehr Freunde“, so die Erfahrung von Verdaasdonk. Freunde sind die zehn Mitglieder einer Gruppe, die an dem Seminar teilnehmen, bereits. Sechs sind aus Speyerbrunn, nach dem Seminar wird man gemeinsam dorthin laufen, die anderen vier übernachten bei ihren Freunden. „Mich interessiert, wie Bier entsteht, man hört immer Begriffe wie untergärig und weiß nicht, was das ist“, sagt Sandra Förster aus Speyerbrunn. Selbst brauen will sie aber eher nicht. Ebenso wie Gabi Berger aus Carlsberg. Das Seminar sei aber „super interessant“, sagt Berger. „Mit der Gruppe zusammen macht das Spaß“, sagt Monika Marx aus Speyerbrunn. Der Kirrweilerer Alexander Michel und Michael Zwing aus Lachen-Speyerdorf haben das Seminar von ihren Frauen geschenkt bekommen. Es sei interessant zu erfahren, wie Bier hergestellt wird, aber selbst brauen, das sei ihnen „zu viel Arbeit und zu zeitaufwendig“. Das sieht auch Thea Feuchter aus Iggelbach so. Thomas Haag, der in Speyerbrunn eine Gaststätte führt, könnte sich hingegen durchaus vorstellen, dort zukünftig auch selbst gebrautes Bier anzubieten. Der Lambrechter Maximilian Henrich erzählt, dass er kürzlich eine Brauerei besichtigt hat, da habe man zwar alles erklärt bekommen, bei dem Seminar könne man aber selbst etwas machen. Gerade hat er den Zuckergehalt der Flüssigkeit mit einem Refraktometer gemessen. Einige Zeit später wird abgeläutert. Dabei wird die Flüssigkeit gefiltert und so das Malz von der Hefe getrennt, erklärt Verdaasdonk. Danach wird noch einmal Wasser, außerdem Hopfen dazu geschüttet, dann muss die Flüssigkeit wieder köcheln. Wenn alles fertig ist, muss das Bier sechs bis 16 Monate reifen, „je länger, je besser“, sagt Verdaasdonk. „Das Problem hatte ich noch nie“, antwortet er auf die Frage, wie lange selbst gebrautes Bier gelagert werden kann.

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