Neustadt „Vorbild für andere Baustellen in Neustadt“

Freuen sich auf den bevorstehenden Abzug der Bagger: Hans Koschinski (links) und Wolfgang Scholz.
Freuen sich auf den bevorstehenden Abzug der Bagger: Hans Koschinski (links) und Wolfgang Scholz.

Die Großbaustelle Talstraße, zwischen Haupt- und Fröbelstraße, soll in gut drei Wochen beendet sein. Anwohner haben die mehrmonatige Sanierungszeit samt Vollsperrung mit gemischten Gefühlen verfolgt. So auch Wolfgang Scholz aus der Amalienstraße und Hans Koschinski aus der Schütt.

Herr Scholz, machen Sie mit Ihrer Frau eine Flasche Sekt auf am 8. Dezember?

(lacht) Naja, wir freuen uns schon darauf, dass der Baustellenlärm dann wegfällt. Andererseits kommt dann wieder der Verkehrslärm hinzu, der uns die ganze Zeit nicht wirklich gefehlt hat. Wie haben Sie, als direkter Anwohner in Höhe der Hetzelanlage, die zurückliegenden Monate erlebt? Die Baustelle in der Talstraße war gar nicht so schlimm. Da war ich regelmäßig bei den Vor-Ort-Gesprächen dabei und habe mich immer gut informiert gefühlt. Viel schlimmer war der Lidl-Abriss. In welcher Form haben Sie den zu spüren bekommen? Bis Juni war deswegen überall nur Staub und Dreck. Die Arbeiten gingen außerdem bis abends, 20 Uhr. Zum Glück haben wir gut isolierte Fenster. Herr Koschinski, Sie wohnen seit mehr als 30 Jahren in der Schütt. Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt? Es war katastrophal. Also die Schütt war beziehungsweise ist ja nicht mal offizielle Umleitungsstrecke der Talstraße. Trotzdem ist hier so viel los, dass man kaum noch auf die andere Straßenseite kommt. Die Autos stehen zu bestimmten Zeiten ja schon ab der Abzweigung zum „Aqua“. Ich habe mir immer überlegt, wie da im Notfall die Rettungsfahrzeuge durchkommen sollen? Andererseits habe ich sogar Verständnis, dass die Leute die Schütt als Schleichweg nutzen. Weil es der kürzeste Weg, zum Beispiel in Richtung Lambrechter Tal ist? Genau. Sonst steht man in Neustadt ja überall an roten Ampeln. Von der angeblichen „grünen Welle“ auf den Umleitungsstrecken habe ich nichts gemerkt. Alleine von meinem Wohnhaus in der Schütt bis zu meinem Tiefgaragenstellplatz im Klemmhof habe ich anders als sonst mitunter 30 Minuten gebraucht. Können Sie der Talstraßen-Sanierung trotzdem noch irgendetwas Positives abgewinnen? Ich freue mich auf den neuen Supermarkt. Der war vorher ja ganz schön heruntergekommen. Es ist aber der einzige Vollsortimenter, der von der Innenstadt aus zu Fuß erreichbar ist. Wie sieht es bei Ihnen aus, Herr Scholz? Mir hat vor allem die Organisation imponiert. Von meinem Fenster aus habe ich gut 200 Fotos von der Baustellenentwicklung gemacht und muss sagen, dass die Firma Reif hier einwandfrei gearbeitet hat. Während es anderswo heißt, da tut sich tagelang gar nichts, waren die Arbeiter hier unermüdlich im Einsatz. Keine Probleme aufgetaucht während der ganzen Zeit? Doch natürlich, aber eher kleinere. Zum Beispiel hat meine Frau einmal morgens die Waschmaschine angeworfen. Wenig später musste sie dann feststellen, dass unangekündigt das Wasser abgestellt worden war. Ein Anruf bei den Stadtwerken genügte. Gleich mittags war die Sache erledigt und der stellvertretende Chef stand vor der Tür, um sich zu entschuldigen. Also bis auf solche kleinen Ausnahmen hat wirklich alles reibungslos funktioniert. Keine Kritik Ihrerseits? Naja schon, aber die richtet sich an die breite Allgemeinheit. Wie oft haben wir es hier erlebt, dass Absperr-Schilder einfach auf die Seite geräumt und ungeachtet jeglicher Hinweise doch mitten durch die Baustelle gefahren wurde. Einfach rücksichtslos. Herr Koschinski wie lautet Ihr Fazit der jetzt zu Ende gehenden Talstraßen-Baustelle? Mit der Zeit lernt man, damit zu Recht zu kommen. Bleibt einem ja auch nichts anderes übrig. Trotzdem waren die Beeinträchtigungen auch hier in der Schütt extrem. Außerdem graut es mir vor der Adventsaktion der Willkomm am 9. Dezember: Kostenloses Parken – wo soll das hinführen? Und Ihr Fazit als direkt Betroffener, Herr Scholz? Alles ist gut gelaufen. Das zeigt mir schon die Tatsache, dass die Straßenfreigabe drei Monate früher erfolgt als geplant. Die Arbeiter waren jeden Tag von sieben bis weit nach 17 Uhr im Einsatz. Könnte ein Vorbild für andere Baustellen in Neustadt sein.

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