Neustadt Vom Nebenjob über den Urlaub zum Hilfsprojekt

Andrea Spengart mit ihren Schützlingen.
Andrea Spengart mit ihren Schützlingen.

„Ich kann nicht die Welt verändern, aber vielleicht ein wenig helfen, sie ein kleines Stück lebenswerter zu gestalten.“ Das sagt Andrea Sprengart. Vor wenigen Wochen hat die Neustadterin den Verein „Wir helfen Gambia“ ins Leben gerufen. Mit einer Benefizveranstaltung will sie am Samstag in der Festhalle Lachen-Speyerdorf Spenden für das viertärmste Land der Welt sammeln.

„Angefangen hat alles vor zwei Jahren auf dem Weinbiet, wo ich mir am Wochenende im Nebenjob etwas für meine Reisen dazuverdiene“, erzählt die begeisterte Globetrotterin von ihrer ersten Begegnung mit Jaah und Musa, zwei gleichfalls als Aushilfskräfte beschäftigte Gambier. „Meine beiden neuen Freunde haben so von ihrer Heimat geschwärmt, dass ich neugierig auf die sogenannte Smiling coast und ihre freundlichen Einwohner geworden bin.“ Die beiden Afrikaner prophezeiten ihr damals: „Wenn du einmal hinfährst, wirst du immer wieder hinfahren.“ Aber zunächst macht Sprengart das Leben einen Strich durch die Rechnung: Ein Krankenhaus- und Reha-Aufenthalt infolge eines Trümmerbruchs wirft sie in ihren Reiseplänen zurück. Doch wie es das Schicksal so will, lernt sie in der BG-Unfallklink Ludwigshafen einen weiteren Gambier kennen: „Baba Bajo hat mich in Madinka, der Hauptsprache der Gambier, unterrichtet. Ich habe dabei gleichzeitig viel über die Mentalität und Kultur gelernt und wertvolle Informationen über Gambia gesammelt.“ Ende Januar 2018 geht der lang ersehnte Traum in Erfüllung: Erste Station ist die an der Küste gelegene Stadt Fajara. Mit im Gepäck trägt die Neustadterin neben wenigen Sachen für sich einen weiteren großen Koffer mit Schulutensilien und Schuhen. Von der Küste geht es dann mit dem Taxi ins Landesinnere. Auf der Fahrt legt sie Zwischenstopps ein und verteilt die mitgebrachten Sachen an bedürftige Kinder. Bei dieser Gelegenheit stößt sie eigentlich mehr durch Zufall auf das Kinderheim Yourobere Kunda: „Auf einer unweit gelegenen Polizeistation war ich zum Essen eingeladen. Man sitzt dort um eine große Schüssel herum, alle essen mit den Fingern. Danach kam eine Schar Kinder, die die Reste aßen. Von meinen Gastgebern erfuhr ich, dass sie aus einem nahen Kinderheim stammen. Dort leben etwa 25, zumeist elternlose Kinder. Es gibt dort kein Wasser, und man muss bis zur Polizeistation laufen, um welches zu bekommen. Ich war geschockt und beschämt zugleich über die unglaubliche Armut und fragte mich, was ich tun kann.“ Daheim angekommen, habe sich in ihrem Kopf allmählich die Idee des Baus eines Brunnens herauskristallisiert, berichtet Sprengart. Als nächster Schritt plane man, mit den Spenden möglichst vielen Kindern einen Schulbesuch zu ermöglichen. Zunächst aber steht das Brunnenprojekt im Fokus des Vereins. Denn wichtiger als Schule sei Essen. „Mit den Brunnen schaffen wir die Voraussetzungen zum Bewässern der Felder und verbessern damit die Ernährungssituation der Heimkinder“, zeigt sich Sprengart zuversichtlich. Sie hofft, mit der Benefizveranstaltung möglichst viele Menschen für das Brunnenprojekt und natürlich für weitere Hilfsmaßnahmen zu gewinnen. Erwünscht seien nicht nur Geld-, sondern auch Sachspenden. Eine entsprechende Liste mit Dingen wie Kleidung, Schuhe, Fahrräder, Matratzen und Betten liege bei der Benefizveranstaltung aus. Alles werde dann in einen Container gepackt, den Andrea Sprengart selbst in Empfang nehmen wird. „Nur so kann ich sicher sein, dass die Sachen an die richtigen Menschen, an die Heimkinder, geraten.“ Info Benefizveranstaltung zugunsten des Kinderheims Yourobere Kunda in Gambia am Samstag, 29. September, 19 Uhr, in der Festhalle Lachen-Speyerdorf mit Köstlichkeiten aus der afrikanischen Küche und Live-Musik aus Afrika, Europa und Brasilien mit den Musikformationen „Talking Drums, „Saitensprung“ und „Grupo Sambom“. Der Eintritt ist frei.

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