Neustadt Neustadt: Schüler kicken gegen 80-Jährige

Immer wieder samstags: Auf dem Haardter Sportplatz treffen sich Freizeitkicker im Alter von 16 bis 80 Jahren.
Immer wieder samstags: Auf dem Haardter Sportplatz treffen sich Freizeitkicker im Alter von 16 bis 80 Jahren.

Samstag, 15 Uhr – Fußballzeit. Doch weder die Bundesliga noch der FCK stehen im Mittelpunkt: In Neustadt-Haardt spielen Freizeitkicker bei Wind und Wetter Fußball. Seit Jahrzehnten trifft sich eine bunt gemischte Gruppe immer samstags, um ihrer Leidenschaft nachzugehen: dem Fußballspiel. Auch an Heiligabend.

Der Ascheplatz liegt idyllisch am Waldrand oberhalb von Haardt. An den Seiten rückt das Gestrüpp bedrohlich näher, der Belag ist stellenweise schon bewachsen. „Wenn es zu wild wird, gibt es einen Arbeitseinsatz, wir schneiden alles zurück“, erklärt Alfred Baur, Kopfballungeheuer und Mannschaftsarzt in einer Person. Seit Jahrzehnten ist der Mediziner bereits dabei und kickt mit rund 20 weiteren Freizeitkickern in der prallen Mittagssonne. „Wir spielen auch bei Schnee oder Regen“, erzählt Ludwig Müller. Der 80-Jährige ist der Alterspräsident der Truppe und steht noch agil im Tor. Seit Anfang der 1970er-Jahre ist er regelmäßig mit dabei.

Ohne die Freizeitkicker würde das Fußballfeld zunehmend verwildern

Angefangen hat alles vor weit über 50 Jahren in Hambach. Damals trafen sich vor allem Juristen. Als das Team von dort weichen musste, verschlug es die Gruppe nach Haardt. Seit 16 Jahren gibt es dort keine Verwendung mehr für das Fußballfeld. Ohne Fußballabteilung des TuS Haardt verwildert der Platz zunehmend. Gäbe es da nicht die engagierten Freizeitkicker. „Wir reparieren Netze und ziehen den Platz gelegentlich ab“, berichtet Jörg Sehnke, selbst seit etlichen Jahren mit von der Partie. Heute spielen die verschiedenen Menschen miteinander. Von 16 bis 80 Jahren, vom Juristen bis zum Angestellten. Schüler und Schülerinnen spielen neben den erfahrenen Männern. Generationenübergreifend kicken Väter mit oder gegen ihre Söhne. Wer mit wem spielt, wird an jedem Samstag neu entschieden. „Jede Mannschaft bekommt ein paar gute und ein paar alte Spieler“, erklärt Sehnke. „Wer gewinnt, ist allen egal. Der Spaß steht im Vordergrund“, stellt Müller fest. „Mitmachen darf jeder, der sich benimmt“, so der Mannschaftsarzt. Es seien sogar schon Spieler ausgeschlossen worden, weil sie sich nicht benehmen konnten. Doch das sei die Ausnahme. Auch ohne Schiedsrichter und ohne Regeln gebe es kaum Probleme auf dem Feld.

Kein Foul, keine bösen Worte, dafür viel Lachen

Und tatsächlich: fast kein Foul, keine bösen Worte. Dafür viel Lachen und motivierende Ansprache der Kameraden. „Wir sind eine Truppe mit viel Multikulti. Verschiedene Nationen, darunter Flüchtlinge, spielen hier neben Alteingesessenen. Das ist Integration wie aus dem Lehrbuch“, beschreibt Müller das Team stolz. „Fußball verbindet eben“, sagt er. Aus der gesamten Neustadter Region, sogar aus Ludwigshafen, reisen die Spieler an, um ihrem Hobby nachzugehen. Am weitesten hat es Michael Kür. Der gebürtige Pfälzer fährt seit Jahren aus dem Elsass nach Neustadt, um am Spiel teilzunehmen: „Ich kick’ hier schon seit den frühen 70ern mit. Den Spaß lasse ich mir durch ein paar Kilometer Autofahren nicht nehmen.“

Männer und Frauen spielen traditionell auch an Weihnachten

Traditionell spielen die Männer und Frauen sogar an Weihnachten um 13 Uhr. „Da gibt es Glühwein, und es kommen sogar Zuschauer“, berichtet Sehnke lächelnd. Die Fußballer hoffen, noch einige Zeit auf dem Platz spielen zu können. „Wir wissen nicht, was die Stadt mit dem Platz plant. Wir kümmern uns soweit es geht um ihn und tun alles dafür, noch weiter hier kicken zu dürfen“, erklärt Alfred Baur. 90 Minuten lang wird gespielt. Das Niveau unterscheidet sich stellenweise kaum von dem einer C-Klasse-Partie. Ähnlich wie in der C-Klasse ist auch hier Geselligkeit wichtig: Im Anschluss treffen sich die Fußballer noch zur gemütlichen dritten Halbzeit, ehe sie den Heimweg antreten, um am nächsten Samstag wieder zusammen Fußball zu spielen.

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