Neustadt Lindenberg: Seit elf Tagen ohne Empfang

„Kein Netz“: Diese Worte lesen zurzeit Vodafone-Kunden in 95 Lindenberger Haushalten, die ihr Signal über Funk empfangen.
»Kein Netz«: Diese Worte lesen zurzeit Vodafone-Kunden in 95 Lindenberger Haushalten, die ihr Signal über Funk empfangen.

Kein Internet, kein Handy-, kein Festnetzempfang: Wer in Lindenberg wohnt und Vodafone-Kunde ist, schaut dieser Tage in die Röhre. Denn seit elf Tagen funktioniert das Netz nicht mehr. Das Unternehmen gibt an, mit Hochdruck an einer Lösung zu arbeiten.

Sandra Scharinger hat die Faxen dicke. Seit über einer Woche kann sie weder telefonieren noch im Internet surfen. Dabei ist sie auf ihr Telefon angewiesen, schließlich muss sie wegen ihrer pflegebedürftigen Eltern immer erreichbar sein. „Jeden Tag rufe ich bei der Hotline an – natürlich von außerhalb Lindenbergs. Jeden Tag werde ich vertröstet und abgewimmelt.“ Ja, bei Vodafone sei bekannt, dass es ein Problem gibt. Was genau das ist und wann es behoben wird, das erfährt die Lindenbergerin jedoch nicht. Sie solle sich gedulden. Es nütze auch nichts, jeden Tag aufs Neue bei der Hotline anzurufen. Scharinger hofft auf Aufklärung im Vodafone-Laden in Neustadt. Auch dort weiß man um das Problem – sie ist nicht die Erste, die dort aufschlägt. Doch dort verkauft man eben nur Vodafone-Produkte und Verträge und ist nicht zuständig bei Störungen. Also muss die Lindenbergerin weiterhin ihre Online-Bankgeschäfte mit nach Neustadt nehmen und von dort aus erledigen. „Man könnte meinen, wir leben in der Steinzeit“, moniert Scharinger, die ihr Anliegen mangels Möglichkeit zum Mailen oder Telefonieren persönlich in der Redaktion vorträgt.

Zum Telefonieren nach Lambrecht

Dem kann Manfred Schmitt nur zustimmen. „Man kriegt ’ne Wut“, sagt der 77-Jährige am Telefon. Der ehemalige Kommunalpolitiker ruft von Neustadt aus an. In Lindenberg könne er ja nicht mehr telefonieren. Stattdessen fuhr der Vodafone-Kunde in den vergangenen Tagen auch schon nach Lambrecht: „Etwa ab dem SBK-Parkplatz habe ich wieder Empfang. Ich muss mich also dort auf den Parkplatz stellen, um meine Mailbox abzurufen. Und ich muss den Leuten zurückschreiben, dass ich eben nicht zu stolz bin, mich bei ihnen zu melden.“ Er fühle sich machtlos, denn niemand – weder die Hotline-Mitarbeiter noch die in der Filiale – könne ihm sagen, was eigentlich los ist. Auf RHEINPFALZ-Anfrage äußerte sich Vodafone gestern. „Die Nachrichten, die ich habe, sind keine guten“, sagt Sprecher Volker Petendorf. In Lindenberg seien 95 Haushalte betroffen, die das Internet und die Festnetztelefonie über Satellit beziehen. Dies funktioniert laut Petendorf allerdings nur, wenn die Umsetzer, die Sende- und Empfangsstationen, funktionieren. In Lindenberg sei der Funkmast auf dem Abrahamsberg kaputt. Petendorf spricht von einem Richtfunk-Ausfall. Und der zieht sich wohl noch ein paar Tage hin. „Es wird zwar keine Wochen mehr dauern, aber ich kann nicht versprechen, dass die Störung bis zum Wochenende behoben ist“, so der Sprecher. Anfang nächster Woche sei wahrscheinlicher. Damit wären die 95 Haushalte zwei Wochen ohne Internet und Telefonempfang.

Vodafone: Zugang zu Station schwierig

Doch woran liegt’s, dass das so lange dauert? „Die Witterungsverhältnisse machen die Entstörung schwierig“, so der Sprecher. Darauf angesprochen, dass es in der Region nicht geschneit habe, erwidert Petendorf, dass es nicht einfach sei, zur Station zu kommen, unter anderem wegen des Windes. Zudem gebe es vermehrte Einsätze an anderen Stationen. Und es sei schwierig, die zuständigen Leute zu koordinieren. Denn auch in Neustadt müsse bei der Reparatur ein Techniker an der Richtfunk-Station sein. Dort ist quasi der „Funk-Bahnhof“, das heißt, die Signale werden von dort in die Umgebung geleitet. Gestern Vormittag habe man den Dienstleister noch einmal auf die Notwendigkeit hingewiesen, das Problem endlich zu beheben. „Wir tun alles Menschenmögliche“, versichert Petendorf. Er entschuldigt sich „in aller Form“ für diese Panne. Die Kunden sollen sich wegen einer Entschädigung bei der Kundenbetreuung melden, sagt Petendorf. Dann könnten sie individuell verhandeln, ob sie einen finanziellen Ausgleich bekommen oder zum Beispiel mehr Datenvolumen für den Folgemonat.

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