Neustadt Gesundes Misstrauen ist bester Schutz

Mit einem bundesweiten Aktionstag macht die Organisation „Weißer Ring“ jedes Jahr am 22. März auf die Belange von Kriminalitätsopfern aufmerksam. In diesem Jahr steht die ältere Generation im Mittelpunkt der Kampagne. Heinz Hussy vom Weißen Ring Neustadt-Bad Dürkheim erklärt, warum Senioren oft Zielscheibe von Betrügern sind und wie sie sich davor schützen können.

Der „Enkeltrick“ ist uralt und scheint dennoch erfolgversprechend zu sein: Ein älterer Mensch erhält einen Anruf von einem vermeintlichen Enkel, der in einer Notlage um Geld bittet. Allerdings sitzt der Anrufer in einem Callcenter im Ausland, und der überwiesene Geldbetrag versickert in unbekannten Kanälen. „Ältere Menschen sind potenzielle Opfer solcher professionellen Betrüger, weil sie der raffinierten Masche nicht viel entgegenzusetzen haben“, sagt Heinz Hussy. „Manche haben nicht viel Kontakt zur Außenwelt, sind leichtgläubig oder hören schwer.“ Beliebte Tricks, um an das Geld der Senioren zu kommen, seien auch der „falsche Polizist“, der das Geld vor vermeintlichen Einbrechern in Sicherheit bringen will, oder Gewinnversprechen am Telefon. Schnell sind da einige Tausend Euro vom Konto abgezogen. „Aber jeder kann sich vor den Betrügern schützen“, appelliert Hussy. So gelte grundsätzlich, unbekannten Anrufern oder Bittstellern an der Haustür ein gesundes Maß an Misstrauen entgegenzusetzen und lieber einmal mehr kritisch zu hinterfragen. „Beim Anruf des notleidenden Enkels sollte man auf jeden Fall darauf bestehen, den Verwandten zurückzurufen. Und zwar nicht unter der Nummer im Display, sondern unter der bekannten Rufnummer. Ein Betrüger fliegt dann auf“, so Hussy. Auch im Internet lauern Fallen: So seien ältere Menschen oft Opfer unseriöser Online-Apotheken, die minderwertige Medikamente zu besonders günstigen Preisen verkaufen. „Der Weiße Ring hat deshalb eine Broschüre zusammengestellt, in der Senioren die wichtigsten Tipps zum Schutz gegen Betrüger nachlesen können – von Telefonbetrügern über Haustürgeschäfte bis hin zu Taschendieben“, erklärt der ehemalige Polizeibeamte. Interessenten können die Broschüre online beim Weißen Ring ordern oder beim nächsten „Sicherheits- und Gesundheitstag“ am 25. Mai im Saalbau erhalten. Und wenn ein älterer Mensch doch auf einen Betrüger hereingefallen ist? „Wir können ihm seinen Schaden nicht ersetzen, aber wir können beraten, was zu tun ist“, sagt Hussy. Ganz wichtig ist ihm die Feststellung: „Wir sind keine Familie, bei uns gibt es keine Vorwürfe, keiner soll sich schämen müssen. Wir geben Tipps, sind der Lotse durch das Netzwerk. Unsere Botschaft ist, dass man als Opfer nicht alleine ist.“ Das gelte nicht nur für Opfer von Betrug, sondern für alle Kriminalitätsopfer und deren Angehörigen. 2018 haben die 13 Ehrenamtlichen des Weißen Rings Neustadt-Bad Dürkheim 46 Menschen betreut, die sich nach einer Straftat in einer Notlage befanden. „Manchmal reicht ein Gespräch, andere brauchen jahrelange Betreuung“, erklärt Hussy. „Alle in unserem Team sind für ihre Aufgaben sehr gründlich ausgebildet worden.“ So unterhält die Organisation eine eigene Akademie, an der nicht nur Ehrenamtliche, sondern auch Opferanwälte und psychosoziale Prozessbegleiter Schulungen erhalten. Internet www.weisser-ring.de

x