Ludwigshafen Zur Sache: Die BASF und der Feuerwehreinsatz bei der Explosionskatastrophe

Die BASF hat gestern den Stadtrat über einige neue Hintergründe der Explosionskatastrophe informiert. Der Leiter der BASF-Werkfeuerwehr schilderte den Ablauf des Einsatzes am Unglückstag.

Nachdem es bei Wartungsarbeiten an einer Leitung zu einem Brand in der Rohrtrasse des Nordhafens gekommen war, wurde die Wehr um 11.21 Uhr alarmiert. Drei Minuten später waren die ersten Wehrleute vor Ort. Der Einsatzleiter wollte die Leitung kühlen und hat dafür einen Wasserwerfer aufstellen lassen. Doch weitere drei Minuten später – um 11.27 Uhr – explodierte eine Ethylenferngasleitung, wie Werkleiter Uwe Liebelt sagte. Laut BASF-Feuerwehrchef Rolf Haselhorst hätten die Wehrmänner zu diesem Zeitpunkt einen Sicherheitsabstand von 50 Metern zum Brand eingehalten. Dies sei die übliche Distanz. „Doch das hat nicht gereicht – das wird jetzt untersucht. Wir waren gut vorbereitet und meine Mitarbeiter haben richtig gehandelt“, sagte Hasselhorst. Er war gemeinsam mit dem Chef der Ludwigshafener Berufsfeuerwehr, Peter Friedrich, vor den Stadtrat getreten. Nach der Explosion wurden um 11.30 Uhr alle verfügbaren Kräfte zum Landeshafen Nord beordert und eine gemeinsame Einsatzleitung eingerichtet. Weitere Leitungen wurden durch die Explosion beschädigt und lösten Folgebrände aus. Vor Ort brannte es an drei Stellen: Im Rohrleitungsgraben hatten sich Gase entzündet, durch die enorme Hitze der Flamme fingen zwei Feuerwehrfahrzeuge sowie Autos auf einem Mitarbeiterparkplatz Feuer. Die Tankleitung zu einem Schiff riss und setzte Ethylhexanol frei. Die übelriechende und reizende Chemikalie wurde laut städtischem Feuerwehrchef Friedrich vom Wind schwallartig in geringer Konzentration weitergetragen und sorgte zeitweise bei einigen Bürgern in nördlichen Stadtteilen zu Beschwerden. Doch der Wind trug den Stoff schnell weiter, eine ärztliche Behandlung war laut Gesundheitsamt in keinem Fall notwendig. Gegen 16.25 Uhr bekamen die insgesamt rund 200 Feuerwehrleute das Feuer unter Kontrolle. Gegen 21.30 Uhr war der Brand gelöscht. Da aus den beschädigten Leitungen Stoffe ausströmten, wurde weiterhin Löschschaum auf den Rohrgraben gespitzt. Insgesamt 26 Tonnen Schaum kamen laut Friedrich zum Einsatz. Luftmessungen hätten gezeigt, dass für die Bevölkerung in den nördlichen Stadtteilen keine Gefahr bestand. 200 Proben seien am Unglückstag und an den Folgetagen genommen worden. Die Unfallstelle ist weiter von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Reparaturarbeiten am Rohrgraben können erst nach der Freigabe starten. Solange wird der Industriehafen mit einem Messfahrzeug überwacht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mitarbeiter einer Fremdfirma bei Wartungsarbeiten im Rohrgraben versehentlich ein falsches Rohr erwischte und so wohl die Katastrophe auslöste (wir berichteten). Die BASF muss die Ermittlungen abwarten, will sich bis dahin nicht zur Ursache äußern. Kritik gab ’s an der Verlässlichkeit der Warnsysteme für die Bevölkerung. Feuerwehrdezernent Dieter Feid (SPD) forderte die Harmonisierung der Notfall-Apps Nina (Bund) und Katwarn (Fraunhofer-Institut). Auch die 36 Sirenen in Ludwigshafen sollen aufgerüstet werden, nachdem sie mancherorts nicht zu hören waren. |mix/ier/Foto: Kunz

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