Ludwigshafen „Wumbaba kommt natürlich auch dran“

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Herr Hacke, wie geht’s dem weißen Neger Wumbaba?

Hervorragend. Die Leute schicken mir ja immer noch neue Liedtexte, die sie missverstanden haben, sehr lustige Sachen oft. Aber nach drei Büchern über den Wumbaba werde ich kein viertes mehr machen. Ich habe einfach anderes vor, und man sollte mit so einem Thema aufhören, wenn es am schönsten ist und nicht erst, wenn man sagt: War ja lustig, aber jetzt kann ich es nicht mehr hören. Und Bosch, dem Kühlschrank? Eigentlich ist es da genauso. Der ist ja ungeheuer beliebt bei den Lesern, so ein melancholischer sprechender Kühlschrank, der Angst vor der Moderne hat. Aber nach so vielen Jahren hat er mich gebeten, nichts mehr über ihn zu schreiben, er wolle sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Haben Sie sich jetzt im Urlaub zu neuen Glossen anregen lassen? Gab es zum Beispiel bemerkenswerte Einträge auf Speisekarten? Ich schreibe ja meine Kolumne schon lange nicht mehr über das Alltagsleben, insofern gibt es da im Urlaub auch wenig Anregung. Ich schreibe über das, was mich am Weltgeschehen beschäftigt, und da bin ich im Moment, wie wahrscheinlich die meisten Leute, ganz froh, wenn ich davon mal im Urlaub eine Woche etwas weniger höre. Die lustigen Übersetzungen von Speisekarten habe ich in „Oberst von Huhn bittet zu Tisch“ verarbeitet, damit ist es auch gut. Ich laufe ja nicht durch Rom und lese Speisekarten, da gibt es Interessanteres. Die meisten dieser Dinge haben mir sowieso die Leser geschickt. Schreiben Sie überhaupt noch Kolumnen für Zeitungen wie die „Süddeutsche“ oder den „Tagesspiegel“, oder haben Sie diese Arbeit eingestellt? Na, ein Leser der „Süddeutschen“ scheinen Sie ja nicht zu sein, möchten Sie mal ein Probe-Abonnement? Meine Freitags-Kolumne im Magazin der SZ gibt es natürlich nach wie vor, das wird auch so bleiben. Mit der Kolumne im „Tagesspiegel“ habe ich vor ungefähr zehn Jahren aufgehört, ich brauchte einfach mehr Zeit, um Bücher zu schreiben – und die habe ich nun auch. Wann ist Ihr nächstes Buch mit neuen Glossen zu erwarten? Die letzten, wenn man von einem „Best of“ einmal absieht, waren 2012 „Oberst von Huhn bittet zu Tisch“ und 2014 „Fußballgefühle“? „Das kolumnistische Manifest“, das im vergangenen Jahr erschien, ist für lange Zeit erstmal der letzte Band, in dem Kolumnen als Buch erscheinen, eine Art Rückblick auf 25 Jahre mit dieser literarischen Form. Es ist ja nicht einfach eine Textsammlung, sondern auch ein Buch über die Arbeit an dieser Stilform, über diese Art der Zeitbetrachtung und darüber, wie man eigentlich lebt, wenn man Woche für Woche immer wieder über sein eigenes Leben und die Welt schreibt. Mit meinem nächsten Buch bin ich gerade fertig, es erscheint im Herbst, das ist etwas ganz anderes, es heißt „Die Tage, die ich mit Gott verbrachte“, und ich habe es endlich mal wieder zusammen mit Michael Sowa gemacht, dem Maler, der schon so viele meiner Bücher illustriert hat, auch den kleinen König Dezember. A propos Fußballgefühle. Welche Gefühle überkommen Sie, wenn Sie an die DFB- und Fifa-Skandale denken? Oder auch an Leichtathletik und den Zustand des Sports insgesamt? Die Standardantwort wäre jetzt: keine guten, alles ist so schrecklich, oder? Die Wahrheit ist aber: Korruption im Fußball gab es schon immer, auch lange vor Blatter. Doping in der Leichtathletik ist ja auch nichts Neues, denken Sie an diese Anabolika-Monster, die früher aus dem Ostblock kamen. Der Unterschied: Heute werden diese Dinge, zumindest zum Teil, endlich ans Licht gebracht und aufgeklärt, und das ist ja wohl etwas Gutes. Also kann man sich eigentlich freuen, Was haben Ihre Fans bei Ihrer Lesung in Mannheim zu erwarten? Die Lesung heißt „Das kolumnistische Manifest“, und darum geht es, um das dickste Buch, das ich je geschrieben habe. Meine Lesungen sind nie gleich, jeder Abend ist ein bisschen anders, ich erzähle und lese, Wumbaba kommt natürlich auch dran, es geht hin und her zwischen dem Ernsten und dem Lustigen, wobei ich schon glaube, dass es eher ein Spaß wird.

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