Ludwigshafen Wochenspiegel:

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Gut, zwei Feiertage seien ihnen noch gegönnt – aber nach Ostern sollten sich die Parteien ranhalten und die Plakate entfernen, mit denen sie zur Landtagswahl das Stadtbild, nun ja, verschönert haben. Nach Angaben der Stadtverwaltung muss das bis Donnerstag, 31. März, erledigt sein. Lange genug konnte man sich auch nach dem 13. März an den Gesichtern der Kandidaten erfreuen, die man in den Landtag gewählt hatte oder auch nicht. Man konnte sich noch einmal an den nun auch schon wieder einen Monat zurückliegenden Besuch von Horst Seehofer erinnern oder sich aufs „Warm-up“ mit der Linken einstellen. Damit soll jetzt Schluss sein. So schwierig dürfte es ja auch nicht sein, die Wahlwerbung wieder einzusammeln. Nur die finsteren Gesellen, die ihre üblen rechten Parolen an den Laternenpfosten ganz oben aufgehängt hatten, müssen eine Leiter mitbringen. Und ihre Plakate? Die bringen sie am besten gleich zur Mülldeponie. Lange sind Statistiker und Politiker davon ausgegangen, dass die Schülerzahlen schrumpfen. Davon kann jedoch in Ludwigshafen gerade keine Rede mehr sein. Denn immer mehr Menschen zieht es vom Land in die Stadt. Außerdem leben mittlerweile fast 2000 Flüchtlinge in der Chemiemetropole, ein gutes Drittel davon im schulpflichtigen Alter. An vielen Ludwigshafener Schulen reicht der Platz für diese Kinder und Jugendlichen nun nicht mehr aus, sodass die Mädchen und Jungen – wie Tausende berufstätige Menschen – pendeln müssen. Zum Beispiel von ihrem Wohnort in einem Stadtteil mit dem Bus über die Autobahn zur Schule in einen anderen; oder von ihrer Grundschule zu Fuß zur Nachbarschule. Komfortablere Schulgebäude werden trotz der erheblichen Engpässe nicht geplant. Denn dafür fehlt der verschuldeten Stadt bekanntlich das Geld. Und Kredite werden zwar für Projekte wie den Straßenbau, aber nicht fürs Kindeswohl aufgenommen. Ja, das liebe Geld. Dringend benötigt wird es auch in der Kultur. Bis Sommer muss die Stadt Ludwigshafen eine nicht näher bezifferte, aber auf jeden Fall millionenschwere Summe aufbringen, um ein Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner für die Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums zu erhalten. Sollte die Finanzierung, die laut Stadt zu zwei Dritteln steht, nicht gelingen, geht das Gemälde „Urteil des Paris“ zurück an eine Erbin der Kunstsammlung Hess. Sie erhebt Anspruch auf das Bild, dessen Herkunft und Status nicht endgültig geklärt ist. In der Stadt jedenfalls waren sofort Stimmen zu hören, die meinten, man solle das Geld statt in ein Gemälde lieber in soziale Projekte stecken. Dabei wären unsere Städte ohne Kultur ganz schön arm. Und übrigens: Das Geld wäre ja nicht weg – Ludwigshafen bekäme im Gegenzug ein Gemälde von herausragender Bedeutung.

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