Ludwigshafen Wochenspiegel:

Einstand gelungen! So kann man es zusammenfassen. Der neue Theaterleiter hat mit dem Festival „Offene Welt“ und seinen um die Themen Migration und Globalisierung kreisenden Gastspielen den Nerv der Zeit und brisanten Stoff für diese Stadt gefunden. Dass das Publikum noch nicht so zahlreich strömte und selbst die attraktiven Gastspiele vom Burgtheater und den Münchner Kammerspielen vor nicht einmal halb vollem Haus stattfanden, sollte Tilman Gersch auf dem eingeschlagenen Weg nicht beirren. Ludwigshafen ist ein hartes Kulturpflaster. Die Wiener Erfolgsinszenierung von Wolfram Lotz’ „Diese lächerliche Finsternis“ wird in Berlin beim Theatertreffen vor ausverkauftem Haus gespielt werden, im Pfalzbau waren viele Plätze leergeblieben. Das hat auch mit dem riesigen, 1100 Besucher fassenden Theatersaal zu tun, der vielleicht für Oper und Revue geeignet sein mag, aber nicht für Schauspiel. Immerhin darf jetzt wieder der Bühnenbereich als Studiobühne mit 100 Plätzen genutzt werden. Auch dies ein Erfolg des neuen Intendanten, der beim Festival insgesamt sechs Spielorte in dem riesigen Pfalzbau für sich und das Theater erobert hat. Toll war auch, dass mit drei Projekten in Ludwigshafen lebende Migranten in die Theaterarbeit eingebunden wurden und bei einem gut besuchten Fest die Schwellenangst abgebaut wurde. Auch Mannheimer Kulturschaffende und Lokalpolitiker aus Ludwigshafen waren an den Festivaltagen zahlreich vertreten. Auch dies ist hier noch keine Selbstverständlichkeit. Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass der RHEINPFALZ-Report die Verantwortlichen im Rathaus ganz schön huschig macht. Von wildem Aktionismus zu reden, wäre dem Ernst der Lage nicht angemessen. Aber seit wir den Fokus auf das „Flüchtlingsproblem“ gerichtet haben, gibt’s täglich neue Wasserstandsmeldungen. Am Montag ein Gipfel hinter verschlossenen Türen, am Dienstag ein Notfallplan, am Mittwoch die Präsentation der Inhalte, am Donnerstag die Nachricht von möglichen Unterkünften in Friesenheim, am Freitag die Kritik von denen, die sich übergangen fühlen. Und als Zugabe der Appell an private Immobilienbesitzer, Wohnraum für Asylsuchende bereitzustellen, weil die Stadt kaum noch welchen hat. Kommuniziert wurde viel, aber nicht mit jedem. So mutet es seltsam an, dass der Trägerverein des Gemeinschaftshauses in der Pfingstweide von eventuellen Feldbettenlagern in seiner Heimstatt erst erfahren hat, als es in der Zeitung stand. Dass sich dessen Vorstand die Augen reibt, ist nachvollziehbar. Ist das Haus doch langfristig ausgebucht. Vor allem Pärchen mieten den Saal gerne an, um ihre Trauung gebührend zu feiern. Gut möglich also, dass die eine oder andere Hochzeitsfete internationaler bestückt ist als gedacht und 50 Gäste mehr auftauchen als erwartet: Syrer, Iraker oder Libanesen. Aber keine Bange: Die Mehrkosten übernimmt die Stadt, vermuten

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