Ludwigshafen „Warum hat die Stadt so viele Schulden?“

Bildungspolitik, Stadtverschuldung, Infrastruktur, der Leerstand in der Innenstadt – das sind nur einige Themen, die gestern die Schüler der Adolf-Diesterweg-Realschule plus in Oggersheim bewegten. Anlässlich der bevorstehenden Kommunalwahlen haben die neunten und zehnten Klassen Vertreter der Lokalpolitik zu einer Podiumsdiskussion eingeladen und Antworten auf Fragen gefordert, die manchmal durchaus direkt gestellt waren.

Rund 100 Realschüler stellten den Politikern zahlreiche Fragen, die zeigten, dass ihnen nicht nur ihre Schule, sondern auch ihre Stadt am Herzen liegt. Rede und Antwort standen ihnen die Stadtratsmitglieder Heike Scharfenberger (SPD), Wilhelma Metzler (CDU), Hans-Uwe Daumann (Grüne), Rainer Metz (FWG) und Andrea Wendel (FDP) sowie die Spitzenkandidaten der Alternative für Deutschland (AfD) und der Piratenpartei, Jörg Matzat und Heinz Zell. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Eva Jankovic und Abdellatif Sabri (beide 17), die beide die zehnte Klasse besuchen.

Gleich die erste Frage der Schüler zielte auf das Image der Stadt ab. „Ludwigshafen ist die zweitgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz, doch kaum einer kennt sie. Wie kann man die Stadt bekannter machen?“, wollte ein Schüler wissen. Die meisten Politiker sahen die Gründe in der Historie von Ludwigshafen, die sich erheblich von Kurfürsten- und Universitätsstädten wie Mannheim oder Heidelberg unterscheide. Ludwigshafen sei jedoch ein attraktiver Standort zum Wohnen und Arbeiten, betonen beispielsweise Wendel, Scharfenberger und Metzler. Zell und Matzat wünschten sich mehr Selbstbewusstsein der Bürger. Die Schüler machten sich auch Gedanken zur aktuellen Situation in der Innenstadt. „Was kann man tun, um die Bismarckstraße wieder aufleben zu lassen?“, wollten sie von den Politikern wissen. Dazu hatte jeder seine eigene Idee. Metz beispielsweise plädierte für eine Umgestaltung weg vom Einzelhandel hin zu „attraktiven Konzepten für Wohnungen und Büros“. Metzler und Scharfenberger wollten die Innenstadt ansprechend für Studenten der Fachhochschulen und der umliegenden Universitäten gestalten, indem man ihnen gute Wohnmöglichkeiten bietet. „Dann könnte man auch viele kulturelle Angebote für junge Leute schaffen und so die Innenstadt neu beleben“. Daumann gab die Frage an die Schüler zurück und wollte von ihnen wissen, wann ihrer Meinung nach die Bismarckstraße „toll“ wäre. Wie aus der Pistole geschossen kam der Ruf nach großen, namhaften Einkaufsläden, wie man sie beispielsweise in Frankfurt vorfände. „Dann würden auch mehr Leute aus Mannheim nach Ludwigshafen kommen und somit würde die Kaufkraft gestärkt“, sagte eine Schülerin.Auch Themen wie Bildungspolitik oder Stadtverschuldung sowie Infrastruktur und Freizeitangebote lagen den Jugendlichen am Herzen. Die Fragen waren direkt: „Wieso sind die Gymnasien besser ausgestattet als die Realschulen?“, „Warum hat die Stadt so viele Schulden?“, „Ist Ludwigshafen nur auf die BASF angewiesen? Wie würde es der Stadt ohne die BASF gehen?“ oder auch „Warum gibt es keine guten Schwimmbäder in der Stadt? “.

Nach einer Stunde war die Podiumsdiskussion zu Ende, doch für einige Schüler waren damit noch längst nicht alle Fragen beantwortet. Ardita Palevic beispielsweise sprach mit den Politikern nach der Veranstaltung noch über das Schicksal der „Tortenschachtel“ am Berliner Platz. Die 15-Jährige interessiert sich für die Lokalpolitik: „Das sind Themen, die auch mich betreffen. Zum Beispiel fehlt hier ein Frauenschwimmbad: Als gläubige Muslimin kann ich nicht einfach in jedes Schwimmbad reinlaufen“, sagte sie. Veranstaltungen wie die Podiumsdiskussion könnten laut der Schülerin öfter stattfinden. „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht“.

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