Ludwigshafen Würfelbunker ein sterbender Gigant

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Die Tage des Würfelbunkers sind gezählt. Jahrzehntelang hat der Betonkoloss dem Zahn der Zeit getrotzt, doch für den Bau der neuen Stadtstraße soll er abgetragen werden. Los geht es damit aller Voraussicht nach 2018. Kostenpunkt: rund eine Million Euro.

„Es galt zunächst als gesetzt, dass der Würfelbunker stehenbleibt“, erinnert sich Ulrike Heinrich, die bei der Pressestelle der Stadt Ludwigshafen für Bauvorhaben zuständig ist. Der Grund hierfür seien die hohen Abrisskosten des massiv gebauten Kolosses aus Beton und Stahl gewesen. Dann kamen allerdings die neuen Pläne für die lange Stadtstraße. Die enthielten unter anderem eine neue Wegführung und es wurde klar: Der quadratische Klotz würde dem Bauvorhaben im Weg stehen. Die Stadtplaner hatten die Kurven für die Auffahrt zur neuen Stadtstraße erst am Bunker vorbeigeleitet, dann aber kritisch die Köpfe geschüttelt und noch einmal von vorn begonnen, berichtet Heinrich. Wegen des Bunkers hätten die Kurven sehr eng sein müssen, was die Verkehrssicherheit in Frage stellte. Deshalb wurde der Abriss des Bunkers beschlossen, der seit 1992 auf einer Dachkonstruktion aus Stahl das Ludwigshafener Stadtwappen auf einem Würfel zeigt. „Der Abriss wird eine bis anderthalb Millionen Euro kosten“, kündigt Bauingenieur Björn Berlenbach an. Er ist bei der Stadt Projektleiter für den „City West“ genannten Stadtumbau. Bei einem Gesamtvolumen von 300 Millionen Euro Baukosten für die neue Stadtstraße sei der Bunkerabriss ein vergleichsweise geringer Posten. „Zumal wir damit hohe Baukosten einsparen können, weil wir dann keine teuren Brücken mehr brauchen, sondern kostengünstigere Erdwälle als Zubringer zwischen Stadtstraße und Kurt-Schumacher-Brücke bauen können“, meint Ingenieur Berlenbach. Beim Abriss des Bunkers stellt vor allem die drei Meter dicke Decke eine Herausforderung dar. Laut Berlenbach wird ein Bagger mit einem Bohrer die Decke durchlöchern, die Löcher werden dann mit Sprengstoff gefüllt, der Risse in den Beton reißen soll. Das Gebäude wird und von oben nach unten per Bagger abgerissen, dabei sollen Wasserschläuche dafür sorgen, dass der Staub die Anwohner nicht belästigt. Bereits in den 60er Jahren sollte der Würfelbunker im Zuge des damaligen Rheinbrückenbaus weichen. Jedoch fiel 1963 die Entscheidung, stattdessen die Straßenplanung zu ändern und ihn stehenzulassen. Eine Verwendung für den Bunker hatte damals schon niemand mehr – und das ist bis heute so geblieben. Wegen seines relativ niedrigen Fassungsvermögens von 790 Personen kam eine Nutzung als Schutzraum nicht mehr in Frage, wurde 1971 entschieden. Eine Weile schoben sich Bund und Stadt die Verantwortung für die Instandhaltung zu – bis 1975 das Bundesvermögensamt den Bunker der Stadt zusprach, der das Grundstück gehört, auf dem er steht. Es wurden Wettbewerbe für die künstlerische Gestaltung oder Begrünung ausgeschrieben und dann nicht umgesetzt. Musiker fragten den Bunker als Probenort an. Künstler wollen dort Ausstellungen zeigen. Eine Nutzung als Jugendcafé oder Spielort für das Prinzregententheater wurde ebenfalls erwogen. Doch sämtliche Pläne zur zivilen Nutzung scheiterten. Aus Sicherheitsgründen, heißt es, oder weil der Umbau des Kolosses zu teuer gewesen wäre. Seit 2005 gibt es im sechsten Geschoss einen städtischen Taubenschlag: Tauben werden zum Brüten angelockt, um dann die Gelege gegen Gips-Eier auszutauschen und so die Vermehrung zu kontrollieren. Im ersten Stock hingegen werden rote Theater- oder Kinosessel gelagert. Ansonsten steht der Würfelbunker leer, wird nur gelegentlich von außen für großflächige Werbebanner genutzt. Der schmucklose graue Beton bot im Zweiten Weltkrieg den Mitarbeitern der Deutschen Reichsbahn und deren Fahrgästen Schutz. Damals lag der Ludwigshafener Hauptbahnhof noch in der Nähe und war mit dem Bunker über Fluchttunnel verbunden. Heute leben wir in einer Zeit, in der solche Schutzräume nicht mehr sinnvoll erscheinen. Mit dem Würfelbunker verliert Ludwigshafen ein Monument, das an die Kriegszeit erinnert, in der 1700 Menschen bei insgesamt 124 Luftangriffen auf Ludwigshafen ihr Leben ließen.

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