Ludwigshafen Viel Freude

Der Internationale Musikwettbewerb der ARD in München gehört zu den wichtigsten Auszeichnungen der Musikszene. Hier Preisträger zu sein, ist als Karriereanschub gar nicht zu überschätzen. 2012 holte sich die flämische Klarinettistin Annelien Van Wauwe den zweiten Preis in ihrem Fach; ein erster wurde nicht vergeben. Zusammen mit ihrem Landsmann Lucas Blondeel am Klavier eröffnete die 28-Jährige jetzt die Matineereihe im BASF-Gesellschaftshaus in Ludwigshafen.

Ein durchaus gemischter Eindruck. Abgesehen vom Münchner Ritterschlag hat Annelien Van Wauwe eine stattliche Liste von Lehrern, Preisen, Stipendien und Konzertverpflichtungen in ihrem Lebenslauf stehen. Unter anderem war sie (um in der Region zu bleiben) von 2008 bis 2011 Stipendiatin der rheinland-pfälzischen Kammermusikstiftung Villa Musica und 2013 bei den Schwetzinger Festspielen beim Tag der ARD-Preisträger zu Gast. Annelien Van Wauwe hat sechs Jahre (von 2005 bis 2011) bei der prominenten Klarinettistin Sabine Meyer in Lübeck studiert. Deren Schule hört man auch: Weicher, voller Klang, technisch auf dem besten Stand, was auf diesem Niveau die bare Selbstverständlichkeit ist. Das Ludwigshafener Programm teilte sich in leicht zu konsumierende (nicht zu spielende!) Erfolgsstücke und einen richtigen Brocken, nämlich die Klarinettensonate Es-Dur op. 120/2 von Johannes Brahms. Das Duo begann verhalten. Debussys erste Rhapsodie kam als nicht überinterpretierter Einspieler ’rüber, Edison Denissows „Landschaft im Mondlicht“ erwies sich als hübsche Miniatur, der Brahms als Grenze solch entspannten Musizierens, so altbacken und fade ging es hier durch den Notentext. Von Francis Poulenc (von ihm die Zugabe) ist der Satz bekannt, er komponiere um „faire plaiser“, um Freude zu bereiten. Oder gründlich abzustauben, womit der zweite Teil der Matinee gemeint ist, der mit den Gustostückerln. Mit George Gershwins Preludes (eigentlich für Klavier, auch für Violine und Klavier), Leonard Bernsteins Klarinettensonate (mindestens im Finale), vollends mit Darius Milhauds original für zwei Klaviere geschriebenem Super-Rausschmeißer „Scaramouche“ hatten Annelien Van Wauwe und ihr habiler Begleiter Lucas Blondeel (34) die richtigen Noten auf dem Ständer: Hier geht nie etwas schief. Dass Blondeel vor der Zugabe noch auf die neueste Weinberg-Prokofjew-CD des Duos hinwies, nebst Preisangabe, wurde zwar gutmütig belacht, hinterließ aber einen zwiespältigen Eindruck: Matinée oder Promotion?

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