Ludwigshafen Unwiderstehlicher Charme

Ausgezeichnet: Für seinen Verdienst um die Pflege der Chormusik hat der Kirchenchor St. Jakobus am Tag des Konzerts die Zelter-P
Ausgezeichnet: Für seinen Verdienst um die Pflege der Chormusik hat der Kirchenchor St. Jakobus am Tag des Konzerts die Zelter-Plakette des Bundespräsidenten bekommen.

Mit dem Jubiläumskonzert „125 Jahre Kirchenchor St. Jakobus Schifferstadt“ haben die Pfälzischen Chortage für geistliche Musik in St. Jakobus einen glänzenden Höhepunkt erlebt. Gekrönt wurde das Jubiläumsjahr durch die Verleihung der Zelter-Plakette des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Musikalisch gipfelte es in dem eindruckvollen Konzert mit Puccinis „Missa di Gloria“ und Bruckners „Te Deum“.

Schifferstadt

ist ein strahlendes Zentrum katholischer Kirchenmusik in der Vorderpfalz. Und so klangvoll und hochkarätig die hier gebotene Musik ist, so überwältigend ist auch die Anteilnahme der Schifferstadter. Georg Treuheit, Dekanatskantor in Ludwigshafen und Speyer, hat hier seinen Dienstsitz und bietet gut 100 Stimmen zu diesem Großereignis auf. Dazu kommen die Solisten Maraile Lichdi (Sopran), Simone Pepping (Alt), Martin Erhard (Tenor) und Walter Henzel (Bass), die gemeinsam mit dem Chor und dem Heidelberger Kantatenorchester die beiden äußerst unterschiedlichen Kostbarkeiten sakraler Tonkunst gekonnt zur Aufführung bringen. Bei Giacomo Puccinis Frühwerk „Missa di Gloria“ lassen sich der temperamentvoll agierende Dirigent, Tenor, Bass und Chor wie die Instrumentalisten von der berauschenden Tonkunst des von jugendlichem Elan und Überschwang geprägten Werks mitreißen. Immer wieder sind wie Vorboten der folgenden großen Erfolge Anklänge an das später so erfolgreiche lautmalerische Genie zu vernehmen. Das Werk – die Abschlussarbeit seines Studiums am Instituto Musciale Pacini in seiner Heimatstadt Lucca – wurde vom Komponisten trotz einer erfolgreich Erstaufführung nie wieder gespielt und erst 1950 wiederentdeckt. In der Schifferstadter Aufführung entfaltet es eine große Wirkmächtigkeit und verzaubert das Publikum mit seinem unwiderstehlichen Charme. Anton Bruckners Spätwerk, sein „Te Deum“ dagegen, strahlt als die von Altersweisheit und Abgeklärtheit strotzende Manifestation seines Gottvertrauens in ernster Monumentalität. Hier beweist sich die Klasse der Musiker, die parallel laufende und doch nicht einheitliche musikalische Aspekte erst auf dem Gipfel der Entwicklung endgültig zusammenführen. Hier dürfen die Solisten in schönsten Tönen miteinander korrespondieren, folgen a-capella-Parts auf gewaltig aufwallende Tutti aller Beteiligten. Bruckners Werk klingt stellenweise wie der von grandiosem Orgelspiel beflügelte Gesang von Kirchenchor, Solisten und Gemeinde in einer riesigen Kathedrale. Dirigent Georg Treuheit, selbst Organist, weiß dies klangvoll umzusetzen. Das Publikum ist begeistert und spendet stehende Ovationen. Schon zwischen den beiden Werken wird die am gleichen Tag in der Nähe von Koblenz übergebene Zelter-Plakette, die höchste Ehrung in der Chormusik, unter donnerndem Applaus vom Vorsitzenden des Kirchenchors Steffen Hammer präsentiert. Sein Vater Michael Hammer hat sie dort entgegengenommen und dann nach Schifferstadt gebracht. Für besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik, die künstlerischen Verdienste und das Wirken vor Ort, wird diese Auszeichnung an Vereine vergeben, die sich mindestens 100 Jahre dafür engagiert haben. Steffen Hammer und der Kirchenchor St. Jakobus gehen zuversichtlich in die nächsten 25 Jahre Kirchenmusik in Schifferstadt.

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