Ludwigshafen Stadtjugendring: Nicht bei Schwächsten sparen

In Ludwigshafen wachse die Zahl wohnungsloser Jugendlicher, daher dürfe das „Sleep Inn“ nicht geschlossen werden, fordert der St
In Ludwigshafen wachse die Zahl wohnungsloser Jugendlicher, daher dürfe das »Sleep Inn« nicht geschlossen werden, fordert der Stadtjugendring.

Der Stadtjugendring, in dem sich elf freie Jugendorganisationen zusammengeschlossen haben, reagiert „mit Entrüstung“ auf die Sparliste der Dezernate und der Stadtverwaltung. Als Vertreter von mehreren Tausend Kindern und Jugendlichen in Ludwigshafen kritisiert der Verein besonders die im Raum stehenden Kürzungen im Bereich Bildung, Kultur und Jugend.

Die in den Sparlisten aufgeführten Kürzungsvorschläge träfen die Kinder Ludwigshafens besonders hart, beklagt Vereinsvorsitzende Angelika Feusette. Während der Corona-Pandemie hätten Kinder und Jugendliche bereits extrem zurückstecken müssen. Die fehlenden sozialen Kontakte sowie Homeschooling hätten ihre Spuren hinterlassen.

In diesem Jahr laufe die Jugendarbeit erst wieder richtig an. „Deshalb haben wir wenig Verständnis für die vorliegenden Vorschläge“, heißt es in der Stellungnahme des Stadtjugendrings. „Diese betreffen zwar nicht die Kernarbeit des Stadtjugendrings – aber indirekt die jungen Bürger der Stadt, die wir vertreten.“ Bereits benachteiligte Kinder würden bei wegfallenden Angeboten im Freizeit- und Bildungsbereich und im Bereich der Jugendhilfe noch schlechter gestellt.

Ende Januar habe die Bertelsmann-Stiftung die neuen Zahlen zur Kinder- und Jugendarmut veröffentlicht. In Ludwigshafen lebten demnach 23 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in Familien, die Grundsicherung erhalten. Dies bedeute, dass fast jedes vierte Kind von Armut betroffen sei. Kinder in der Stadt benötigten eine lebenswerte Umgebung – mit den geplanten Einsparungen werde dies in Frage gestellt, so der Stadtjugendring.

„Zementiert die Bildungsungerechtigkeit“

Wenn zum Beispiel an der Straßensozialarbeit gespart oder das „Sleep Inn“ geschlossen werde, beträfe das vor allem die hier wachsende Zahl wohnungsloser Jugendlicher. Würden Bibliotheken dichtgemacht, träfe dies auch Schüler und zementiere die Bildungsungerechtigkeit. Wer Gelder bei der Offenen Jugendarbeit zusammenstreiche, streiche auch Freizeitangebote ohne Konsumzwang.

Dem Stadtjugendring sei bewusst, dass die Einpendlerstadt Ludwigshafen durch das Wohnsitzprinzip bei der Einkommenssteuer vor Probleme gestellt werde, hohe Ausgaben für die Infrastruktur habe, das Geld jedoch im Umland lande. Hier sei auch die Landesregierung mit Lösungen gefordert. Eine Teilübernahme der Altschulden von rund 500 Millionen Euro und Sparmaßnahmen durch optimierte Prozesse seien ebenfalls notwendig.

Sparen und Optimieren dürfe aber nicht weiter zulasten der Schwächsten gehen. „Genau deswegen fordern wir die Stadtspitze dazu auf, sich für die jungen Ludwigshafener gegenüber der Finanzaufsicht ADD und der Landesregierung genauso beherzt einzusetzen, wie sie den Rotstift im Jugendbereich ansetzt“, schließt Feusette.

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