Ludwigshafen „Stadt hat zu spät reagiert“

Oppositionsparteien im Stadtrat sehen die Entscheidung der Verwaltung, Unterkünfte für bis zu knapp 700 Flüchtlinge in Mundenheim bereitzustellen, kritisch. Bei einem Bürgerforum am Mittwochabend hatte Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) – wie gestern berichtet – die Pläne für die Flur- und Wattstraße vorgestellt.

„Die Stadt hat zu spät auf die Herausforderung der steigenden Flüchtlingszahlen reagiert“, sagt Hans-Uwe Daumann von den Grünen. Unstrittig sei, dass die aktuell geplanten rund 1000 Plätze in Ludwigshafen schnell gebraucht werden. Im Vergleich zu dem geplanten Containerlager in der Mannheimer Straße (Oggersheim) werde bei den neuen Projekten in Mundenheim insgesamt ein besserer Standard erreicht, glaubt der Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Es kann uns aber nicht zufriedenstellen, dass die Idee der dezentralen Unterbringung nun komplett aufgegeben wird“, kritisiert Daumann. Das Vorhaben in der Flurstraße setze sich außerdem ein weiteres Mal über eine wichtige Regel hinweg: Flüchtlinge nicht in vorhandenen sozialen Brennpunkten unterzubringen. Die teilweise unsensible Kommunikation mit den Altbewohnern verdeutliche aber auch, dass die Brennpunktgebiete in Ludwigshafen und die Bedürfnisse ihrer Bewohner seit vielen Jahren vernachlässigt werden. Die Aufnahmekapazität von knapp 700 Flüchtlingen könnte den Stadtteil Mundenheim überfordern, glaubt AfD-Chef Jörg Matzat. Wenn in der Wattstraße tatsächlich eine Art Lager entstehe, brauchen die Menschen dort nach seiner Ansicht ständige Ansprechpartner vor Ort, damit Probleme schnell beseitigt werden können und sich kein Frust aufstaut. „Die Verwaltung muss sichtbar sein, darf sich nicht verstecken“, fordert Matzat. Für die Linken steht an erster Stelle, dass den Flüchtlingen geholfen wird. Dabei habe seine Partei jedoch immer eine dezentrale Unterbringung favorisiert, sagt Liborio Ciccarello. Eine zentrale Unterbringung, wie die Verwaltung sie nun in Mundenheim vorbereitet, hat für ihn zwei Nachteile: Die Flüchtlinge haben kaum eine Chance, sich in die Gesellschaft zu integrieren. „Außerdem entstehen Ressentiments, die die Verwaltung fahrlässig in Kauf nimmt“, sagt der Linke. (evo)

x