Ludwigshafen „Smombies“ auf der Spur

Wer auch unterwegs auf der Straße ständig aufs Smartphone schaut, riskiert Unfälle.
Wer auch unterwegs auf der Straße ständig aufs Smartphone schaut, riskiert Unfälle.

Sie heißen „Smombies“: Diese Kombination aus Smartphone und Zombie bezeichnet Menschen, die durch die Nutzung des Smartphones im Straßenverkehr nichts mehr von ihrer Umwelt wahrnehmen. Mit einer Verkehrssicherheitsaktion macht der Auto Club Europa (ACE) auf die Gefahr durch Ablenkung im öffentlichen Raum aufmerksam. Am Freitag ist die Aktion in der Pfalz mit einer Zählung vor der Rhein-Galerie beendet worden.

Freitagmittag, kurz nach zwölf vor der Rhein-Galerie: Arbeitnehmer in ihrer Mittagspause, Mütter mit Kinderwagen, Jugendliche und Senioren überqueren die Zollhof- und Bahnhofstraße an den drei Ampelübergängen. Etwas erhöht auf den Stufen vor der Rhein-Galerie stehen Mario Schmidt, Regionalbeauftrager des ACE für Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland, und Jens Brückner, Kreisvorsitzender des ACE Vorder- und Südpfalz. Die Männer haben Klemmbretter in der Hand und führen Strichlisten. „Wir zählen die Menschen, die die Straße überqueren, und notieren, wie viele dabei ein Smartphone benutzen“, sagt Jens Brückner. Unterschieden wird dabei nach Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen und dem Geschlecht. Das Ergebnis nach einer Stunde Strichliste: Von insgesamt 445 erwachsenen Fußgängern waren 48 mit dem Handy oder Smartphone beschäftigt, also 10,7 Prozent. Bei Kindern und Jugendlichen lag die „Smombie“-Quote sogar bei knapp 30 Prozent. Und es sind mehr Frauen als Männer, die beim Überqueren der Straße noch schnell ihre Nachrichten checken oder eine Nachricht tippen. Ein Blick auf die Kreuzung bestätigt das Ergebnis. Gefühlt sind es sogar noch mehr als die ermittelte Nutzerzahl, die beim Warten auf ihr Handy schauen, wischen, tippen oder telefonieren. Auch beim Überqueren der Straße geht es ohne Pause weiter. Mancher wird dabei mit jedem Schritt langsamer oder läuft schräg über die Kreuzung. Vor allem viele Jüngere tragen zudem noch Kopfhörer in beiden Ohren. „Ablenkung durch Smartphones spielt bei Verkehrsunfällen eine immer größere Rolle“, weiß Mario Schmidt und hat auch gleich die passenden Zahlen parat: Insgesamt 31.589 Menschen verunglückten 2015 im Straßenverkehr, 534 davon tödlich. Mehr als jeder zehnte Tote war ein Fußgänger. Gleich nach der Rotlicht-Missachtung, die mit etwa 40 Prozent die häufigste Unfallursache ist, kommt die Ablenkung durch Smartphones. Der Blick ist fest aufs Display geheftet, die Umgebung, der Verkehr und seine Gefahren werden nicht mehr wahrgenommen. Der ACE führt die Verkehrssicherheitsaktion mit dem Titel „Finger weg“, die bundesweit läuft, in diesem Jahr zum ersten Mal durch. In der Pfalz fand noch in Landau und Neustadt jeweils eine Zählaktion statt, in Ludwigshafen war es gestern die dritte. „Wir haben einmal an der Kreuzung Wrede-/Bismarckstraße und mit heute zwei Mal vor der Rhein-Galerie gezählt“, berichtet Jens Brückner. Insgesamt seien rund 1800 Passanten erfasst worden. Die Ergebnisse seien bei allen Zählungen ähnlich gewesen: Etwa zwölf Prozent der Erwachsenen und rund 30 Prozent der Jugendlichen nutzen das Smartphone beim Überqueren der Straße. „Mit unserer Aktion richten wir uns vor allem an Eltern und Erwachsene. Sie sollen Vorbild sein und Smartphones bewusst gebrauchen“, appelliert Brückner an die Vernunft der Verkehrsteilnehmer. Der Ergebnisse aus der Pfalz werden in eine bundesweite Studie einfließen, die voraussichtlich im Herbst erscheinen wird.

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