Ludwigshafen Shakespeare, Purcell und Ellington

Auf der linken Bühnenseite fand ein Barockorchester Platz, rechts daneben eine Jazz-Bigband. Barock und swingender Jazz fanden in einen spannenden Dialog beim Konzert der Reihe „Modern Times“ mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Chefdirigent Karl-Heinz Steffens leitete den Abend im Mannheimer Capitol.

„Shakespeare in Love“ war das Konzert überschrieben, und die Liebe zu dem großen britischen Dichter, der vor 400 Jahren starb, wurde gleich von zwei Seiten musikalisch beleuchtet. Barock und Bigband-Jazz sind eigentlich zwei sehr konträre Welten, aber sie haben auch viele Gemeinsamkeiten, wie man erleben konnte. Oper im Barock, das sei so etwas gewesen wie Musical und Dinnerparty in einem, sagte Steffens. Das stimmt für die Semi-Operas von Henry Purcell unbedingt. Musik, Schauspiel, Maskenspiel und Tanz waren hier vereint, und das adelige Publikum konnte dabei nach Herzenslust essen und trinken. Purcells „The Fairy Queen“ basiert auf Shakespeares „Sommernachtstraum“. Die einzelnen Sätze aus der Orchester-Suite daraus spielte die Staatsphilharmonie in lebendiger Artikulation, mit atmenden Rhythmen und tänzerischem Schwung. Blockflöten sorgten hier für arkadische Stimmung, festlicher Trompetenschall erklang bald darauf, dann wieder hörte man die Vögel im Wald tirilieren in der Elfenmusik. Echospiele waren sehr beliebt im Barock und entfalteten auch hier ihren reichen Zauber in den Laut-Leise-Wechseln. Sehnsuchtsvolle Melodien der Solo-Violine, federnde Tanzrhythmen oder die wuchtigen Pulsationen der „Landsknechtpauke“ setzten weitere Akzente. Was Barock und Jazz gemeinsam haben, sind die sehr schwungvollen Rhythmen, die vitale Musizierlust und der klangliche Hedonismus. Auch Duke Ellington war ein großer Verehrer von Shakespeares Werken. Zusammen mit Billy Strayhorn hat der amerikanische Bandleiter 1956 eine Jazz-Suite zu Ehren des Dichters komponiert: die „Such Sweet Thunder Suite“, benannt nach einem Shakespeare-Zitat. Neu arrangiert wurde die Musik von Thomas Zoller, der auch die Friedberg All Star Bigband leitet und mit dieser das Jazzstück zwischen den Purcell-Suitenteilen hören ließ. Den einzelnen Sätzen seiner Suite gab der Duke Titel, die auf Shakespeare-Figuren Bezug nehmen; ob sie programmatisch gemeint sind oder einer spontanen Laune entsprungen sind, ist nicht restlos geklärt. „Sonnet to Hank Cinq“ hieß ein Satz für Heinrich V. Dieser marschierte sehr beschwingt ein, wirkte auch leicht verrucht angesichts der glissandierenden Saxophone und growlenden Trompeten. In lustvoller Polyphonie scherte das Spiel aus, blühten und glühten die Linien in allen Farben. Bald genüsslich swingend, dann wieder elegant. Das „Sonnet for Sister Kate“ kam als bluesige Klage der Posaune, welche besagte Kate lustvoll jammern ließ, mit Growlingeffekten verfeinert. Sehr entspannt gelang der delikate vierstimmige Satz der Klarinetten, und auch Karl-Heinz Steffens erwies sich einmal mehr als gestandener Jazzer, der auf der Solo-Klarinette bezauberndes Solo blies. Puck ist bekanntlich für die Späße zuständig im „Sommernachtstraum“, diese bekam man reichlich zu hören in„Up and down“, wo sich quirlige Register, krause Parallelen und virtuos schwingenden Linien vermischten.

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