Ludwigshafen Sensationelles Solo

Auftritte überragender junger Solisten bilden die Regel bei den Konzerten der Mannheimer Philharmoniker. Bereits zum zweiten Mal war der aus Pirmasens stammende Spitzencellist Julian Steckel bei diesem Orchester zu Gast. Diesmal standen Kompositionen von Saint-Saens auf dem Programm: das erste Cellokonzert und der „Schwan“. Dirigent im Rosengarten war Boian Videnoff.

Gleich der erste Soloeinsatz im Cellokonzert, ein rasch absteigender, in ein chromatisches Seufzermotiv mündender Triolenlauf, offenbarte unmissverständlich den großen Virtuosen und nahm die Zuhörer unmittelbar gefangen. Steckel servierte ihn in rasantem Tempo, markant artikuliert und akzentuiert und blitzsauber: in dieser Brillanz selbst auf hohem Niveau keine Selbstverständlichkeit. Auch im weiteren Verlauf des Konzerts agierte der Cellist absolut überlegen, schienen ihm die instrumentalen Bravourakte und mitunter halsbrecherischen Kabinettstücke nicht die geringste Schwierigkeit zu bereiten. Er spielte durchweg gelöst und vor allem eminent musikalisch, differenziert und sensibel. Steckel begeisterte durch stürmischen Elan der Klangrede im ersten Satz, tänzerische Grazie im zweiten und eine Vielzahl instrumentaler Akrobatenstreiche im dritten. Überdies produzierte er einen Celloklang von bestechender Qualität. Der Gesang von Saint-Saens’ Schwan aus dem „Karneval der Tiere“ verströmte bestrickenden Wohllaut. Durchdacht und spielerisch makellos war seine Zugabe: das Präludium aus Bachs dritter Cellosuite. Videnoff und die Mannheimer Philharmoniker begleiteten Steckel sehr aufmerksam, empfindsam und dialogisierten mit ihm geschmeidig. Der Pianissimo-Anfang des zweiten Satzes war auch vom Orchesterklang her der reinste Hörgenuss. Durch erlesenen Klangzauber überzeugte zuvor die Wiedergabe von Ravels Orchestersuite „Le Tombeau de Couperin“ (Couperins Grab), seine Huldigung an den französischen Barockmeister. Bei den raffinierten Farbspielen und spielerisch-träumerischen Eingebungen war Videnoff ganz in seinem Element, und vor allem die Bläsergruppe glänzte durch stilvoll elegantes, flexibles Zusammenspiel und virtuose Einwürfe. Mozarts „Linzer“ Sinfonie wurde dann nach der Pause mit ausladendem großorchestralem Gestus sehr impulsiv und schwungvoll dargestellt. Allerdings blieb dabei das klangliche Gleichgewicht immer wieder auf Annäherungswerte beschränkt. So wurden beim Hauptthema des ersten Satzes die langen Töne der ersten Geigen von der Begleitfigur der zweiten zugedeckt, und die Hörner, Trompeten und Pauken waren oft vorlaut.

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