Ludwigshafen Seitenwechsel:

91-82799777.jpg

Das dürfte im Deutschen Handball wohl einmalig gewesen sein. Weil die beiden vom Ligaverband angesetzten Unparteiischen für die Oberliga-Partie der Damen zwischen der TSG Friesenheim und der HSG Wittlich am Wochenende nicht erschienen waren, standen beide Mannschaften am Sonntagabend zunächst ohne Schiedsrichter beziehungsweise Schiedsrichterinnen da. Da machte Rudolf Hessler aus der Not eine Tugend. Der engagierte TSG-Gesellschafter und derzeitige Aushilfstrainer, der ein großes Herz für den Frauen-Handball hat, bat die anwesenden Spieler der Zweitliga-Herren diesen etwas ungewöhnlichen Part zu übernehmen. Marius Kastening und Patrick Weber zögerten nicht und leiteten schließlich die Partie. So mancher Zuschauer auf den Rängen in der Günter-Braun-Halle rieb sich vor Verwunderung die Augen. Das gab es bislang noch nicht im rheinland-pfälzischen Handball. Jedenfalls haben Weber und Kastening ihre Aufgabe hervorragend gelöst. Souverän füllten sie ihre Rolle mit viel Fach- und Sachverstand aus. Das wäre auch für so manchen Oberliga-Schiedsrichter eine Lehrstunde in Sachen Spielleitung gewesen. Sogar Gäste-Trainer Thomas Feilen war von der Leistung der beiden Aushilfsschiris angetan. Er hatte ein dickes Lob parat. „Jederzeit wieder“, sagte er. Dazu sollte man wissen, dass die Zweitliga-Handballer der TSG Friesenheim erst gegen 4.30 Uhr am Sonntagmorgen von ihrem Auswärtsspiel in Wilhelmshaven wieder in Ludwigshafen eingetroffen waren. Das war aber nicht der einzige Beitrag zur weiteren Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen der männlichen und weiblichen Abteilung bei den TSG-Handballern. In der Vergangenheit herrschte da an manchen Stellen eher Eiszeit. Nico Büdel und Pascal Kirchenbauer haben das nicht miterlebt. Sie fungierten als Schiedsrichter-Beobachter. Die Zweitliga-Spieler nahmen das Geschehen ihre Mitspieler auf dem Feld unter die Lupe. Auch wenn die Jungs große Fans der Oberliga-Damen sind, sie hielten sich strikt an ihre neutrale Rolle. In der dritten Halbzeit waren sie wieder ganz Anhänger. Sie genossen das letzte Heimspiel wie viele andere treue Fans auch. (wij) Florian Weilacher ist ein Mensch, der, wenn es um seinen Verein TSG Friesenheim geht, nicht Nein sagen kann. Bei den Bundesliga-Spielen ist er als Ordner für die Sicherheit der Schiedsrichter verantwortlich und hat sich beim Gang mit den Unparteiischen in die Kabine so manchen Spruch von der Tribüne anhören dürfen. Das lässt ihn allerdings kalt. Bei den TSG-Damen ist er regelmäßig als Zeitnehmer und Sekretär im Einsatz. Das war nun wieder am Wochenende der Fall. Die Partie gegen die HSG Wittlich wird Weilacher so schnell nicht vergessen. Denn über die gesamte Spieldauer von 60 Minuten hatte er seine erst sieben Monate alte Tochter Pia auf seinem Schoß sitzen. Das Würmchen hatte statt einem Schnuller eine Pfeife im Mund. Alles verlief problemlos. Das Wichtigste: Er ließ sich von seiner kleinen Tochter nie aus der Ruhe bringen. Auch sein Kollege als Sekretär von der HSG Wittlich genoss diese kuriose Stunde. Im Notfall wären Pascal Kirchenbauer und Nico Büdel als Babysitter eingesprungen. (wij)

x