Ludwigshafen Schöne Tage im Rentenalter

Vom Altern und vom Alter erzählen die Filme des fünften Europäischen Filmfestivals der Generationen, das vom 7. bis 10. Oktober an über 35 Veranstaltungsorten in der Metropolregion Rhein-Neckar stattfindet. Im Anschluss an jede Vorstellung sind Publikumsgespräche mit Fachleuten aus der Seniorenarbeit, aus kommunalen Einrichtungen oder mit Filmgästen angekündigt.

Eröffnet wird das Festival am 7. Oktober im Mannheimer Cinemaxx mit einem öffentlichen Seminar zum Thema „Zukunft Altern“. Unter anderem wird die frühere Bundesministerin und Schirmherrin des Festivals, Ursula Lehr, über das Älterwerden in einer Zeit des Wandels referieren. Im Anschluss an das wissenschaftliche Seminar ist als Eröffnungsfilm das tragikomische Roadmovie „Der letzte Mentsch“ zu sehen. Der Hauptdarsteller Mario Adorf wird persönlich anwesend sein. Der Eröffnungsfilm wird nur einmal vorgeführt, alle 13 weiteren Filme des Festivals laufen mehrmals in verschiedenen Orten. Mit dabei sind in diesem Jahr Bad Dürkheim, Böhl-Iggelheim, Frankenthal, Haßloch, Heidelberg, Ludwigshafen, Mannheim, Neustadt, Schifferstadt, Limburgerhof und Speyer, aber nicht jeder Film ist in jeder Kommune zu sehen. Neben der Dezentralität und den ausgesuchten Themen der Filme ist vor allem das Format der Veranstaltungen besonders. Die Diskussionen, die im Anschluss an die Vorstellungen stattfinden, vertiefen die jeweilige Thematik, in die der Film eingeführt hat. Dabei soll es nicht nur um schwierige Fragestellungen gehen. „Die Generationen sollen auch miteinander lachen und Freude haben“, so Ralph Schlusche, der Direktor des Verbands Metropolregion Rhein-Neckar. Lachen werden sie besonders bei „Die Herbstzeitlosen“, einer Schweizer Komödie über eine Witwe, die in ihrem Dorf eine Dessous-Boutique eröffnet, ebenso bei „Madame empfiehlt sich“ mit Catherine Deneuve als bretonischer Restaurantbesitzerin, die eben nur mal kurz Zigaretten holen will und dann ganz Frankreich durchquert. Oder bei „Und wenn wir alle zusammenziehen?“, einem starbesetzten (Geraldine Chaplin, Jane Fonda, Pierre Richard, Daniel Brühl), warmherzigen Film über eine Rentner-WG und die Probleme und Prüfungen des Alters. Trotz Hauptdarsteller Dieter Hallervorden keine Komödie, dafür ein bestens unterhaltendes Drama ist „Sein letztes Rennen“, mit dem Komiker und Kabarettisten als einstigem Marathonläufer und Olympiasieger, der im Altenheim noch einmal groß auf Touren kommt. Von einer ganz ähnlich beachtlichen sportlichen Altersleistung erzählt auch „Die Frau, die sich traut“ mit Steffi Kühnert als ehemalige DDR-Leistungsschwimmerin, die nun als Großmutter mit Krebsdiagnose einmal den Ärmelkanal durchschwimmen möchte. Ein Liebesfilm und zugleich ein Plädoyer für Selbstbestimmung im Alter ist der österreichische Beitrag „Anfang 80“. Ebenso von Liebe, dazu von allerhand Kurs-Besuchen und vom Genießen der späten Freiheit im Alter erzählt der französische Film „Die schönen Tage“ mit Fanny Ardant, die mittlerweile auch schon im Rentenalter ist. Dokumentationen sind ebenfalls im Programm. „Das Lied des Lebens“ begleitet den Konzertpädagogen und Komponisten Bernhard König dabei, wie er alten Menschen durch Musik zu neuem Leben verhilft. Königs Thema sind die Lieblings- und Lebenslieder, die in den Biografien der Singenden verankert sind und die für einen bestimmten Lebensabschnitt oder eine Erinnerung stehen. In Köln arbeitet er mit dem Chor „Alte Stimmen“, in dem nur mitsingen darf, wer mindestens 70 Jahre alt ist und Lust auf musikalische Experimente hat. In „Vergiss mein nicht“ begleitet Dokumentarfilmer David Sieveking das Leben und die Pflege seiner dementen Mutter. Was als Darstellung einer Krankheit und einer Kranken beginnt, endet quasi als Liebesfilm. Mit dem Leben ihrer Mutter, dafür weniger mit dem Altern des Geistes, als des Körpers, befasst sich auch Regisseurin Caroline Genreith in „Die mit dem Bauch tanzen“.

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