Ludwigshafen Ohne Eltern in der Fremde

Im Zuge einer effektiven Hilfe für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge sucht der Trägerverbund für Jugendhilfe noch Ehrenamtliche, die sich als Gastfamilie zur Verfügung stellen, die Patenschaften übernehmen sowie Praktika anbieten. Ebenso werden Wohnungen gesucht.

Das sagte Walter Münzenberger, Geschäftsführer der Ökumenischen Fördergemeinschaft, am Mittwochabend bei einer öffentlichen Veranstaltung im Pfarrzentrum St. Sebastian (Mundenheim). Er referierte auf Einladung der Vorsitzenden des „Arbeitskreises Asyl“ der CDU Mundenheim, Wilhelma Metzler, stellvertretend für drei in der Jugendhilfe tätige Organisationen: Luzie (Zentrum für individuelle Erziehungshilfe), Verein für Jugendhilfe und der Ökumenische Fördergemeinschaft. Sie alle kümmern sich auch um jugendliche Flüchtlinge, die ohne familiäre Bindungen in Ludwigshafen leben. Münzenberger präsentierte aktuelle Ansätze zur Integration von Flüchtlingen im Alter von etwa 15 bis 17 Jahren – auch Mädchen seien darunter –, für die das Jugendamt zuständig ist und die auf unterschiedliche Weise im Alltag zurechtkommen müssten. Untergebracht seien diese jungen Menschen entweder „stationär“ (rundum betreut), in Gastfamilien oder im betreuten Wohnen – und hätten damit nur für eine gewisse Zeit eine Bezugsperson. Derzeit halten sich den Angaben zufolge 29 junge „unbegleitete“ Menschen in der Stadt auf, etwa 50 seien in diesem Jahr noch zu erwarten, wenn man von den Zuweisungszahlen für Rheinland-Pfalz, nämlich 39.000 Personen, ausgehe. Deshalb wolle man Drei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen anmieten. Der Geschäftsführer der Fördergemeinschaft nannte Beispiele von Hilfe – die auch von Ehrenamtlichen geleistet werden könne. Es gehe darum, den Jugendlichen – „wie es auch Eltern mit ihren eigenen Kindern tun“ – dabei zu helfen, sich im Alltag zurechtzufinden: beim Einkauf, der medizinischen Betreuung, bei Behördengängen. „Aber auch das Verhalten als Mieter oder Mülltrennung müssen thematisiert werden“, sagte Münzenberger. Diese Aufgaben seien parallel zu anderen zu erledigen: zu Sprachkursen, Therapien bei Traumata, Förderung von Kontakt- und Beziehungsfähigkeit. Wilhelma Metzler, auch jugendpolitische Sprecherin der CDU-Stadtratsfraktion, forderte vom Gesetzgeber, jenen Minderjährigen, die in Ausbildung sind, eine Perspektive zu schaffen, wenn sie das 18. Lebensjahr erreicht haben. „Auch wenn sie aus sicheren Herkunftsländern stammen, empfinde ich es als unfair, sie zwei, drei Jahre hier zu behalten und dann zurückzuschicken.“ Ebenso warb sie dafür, dass vor allem Sportvereine sich um minderjährige Jugendliche kümmern sollten. (ptr)

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