Ludwigshafen „Oggersheim ist tot“

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Irgendwo in Lu sind wir jede Woche auf der Suche nach interessanten Gesprächspartnern. Gestern Mittag haben wir Harald Rissel, 62, Inhaber des Kiosks und der Trinkhalle am Hans-Warsch-Platz in Oggersheim, getroffen. Und mit ihm über den Kohl-und-Katzenberger-Stadtteil geplaudert.

Herr Rissel, was gibt es denn Neues im einst weltbekannten Stadtteil Oggersheim?

Ganz ehrlich: eigentlich nichts. Hier ist ja nichts mehr los. Nicht, weil Kohl kein Kanzler mehr ist, sondern weil hier alles verödet. Es gibt kaum Geschäfte mehr, kaum Veranstaltungen mehr auf den Plätzen, nicht mal mehr einen Weihnachtsmarkt. Kurz gesagt: Oggersheim ist tot. Das hört sich irgendwie nach Ludwigshafener Innenstadt an. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Vor allem für Jugendliche fehlen hier die Angebote. Die finden hier nichts mehr, also bleiben sie auch nicht in Oggersheim. Und so was wie eine dörfliche Gemeinschaft gibt es auch nicht mehr. Früher kannte jeder jeden, heute fühle ich mich als waschechter Oggersheimer beinahe wie ein Fremder im Ort. Aber es gibt doch noch irgendwelche Neuigkeiten, die Sie als langjähriger Kioskbetreiber auch mitkriegen, oder? Ja, dies und das, aber nichts Weltbewegendes. Nichts Neues über Oggersheims große Persönlichkeiten Helmut Kohl und Daniela Katzenberger? Kohl ist ja nun schon lange kein Kanzler mehr, da war früher natürlich mehr los. Aber da hatte ich den Laden hier noch nicht. Den habe ich jetzt seit 13 Jahren. Sicher kamen und kommen ab und zu Leute von außerhalb und fragen mich, wo der Kohl denn wohnt. Und das sage ich denen dann auch. Und auch, dass sie damit rechnen müssen, in der Marbacher Straße von der Polizei kontrolliert zu werden. Die frühere Katzenberger-Kneipe „Im Bett“ war ja gerade quer über die Straße. War da mehr los als in Ihrer Trinkhalle? An manchen Tagen sicher (lacht). Da war schon öfters mal Remmi-Demmi. Aber jetzt auch nicht ständig oder irgendwie völlig überdreht. Und das waren auch bestimmte Gäste, die den Lärm veranstalteten. Aber die Iris Klein (die Mutter von Daniela Katzenberger, Anm. d. Red.) hat es hinterher dann oft genug ausbaden müssen. Haben Sie denn von der Prominenz auf der anderen Straßenseite irgendwie profitiert, etwa dass auch mehr Leute zu Ihnen kamen? Nein. Dort war ja ein ganz anderes Publikum als bei mir. Ich habe vor allem meine Stammgäste, sowohl unter denen, die eine Zeit lang verweilen, als auch bei jenen, die lediglich etwas am Kiosk kaufen. Und während das „Bett“ nun zu hat, ist Ihr Geschäft nach wie vor da. Aber läuft’s noch gut, wenn Sie sagen, Oggersheim sei tot? Wenn es nicht laufen würde, wären meine Frau und ich nicht sechs Tage die Woche von morgens fünf bis abends acht da. Es läuft noch, auch weil alle, die zum Bus, zum Taxi oder Amt wollen, quasi hier vorbei kommen. Und sich ihre Brötchen, ihren Kaffee oder auch ihre Zeitung kaufen.

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