Ludwigshafen Nun gilt es zu improvisieren

91-74596945.jpg

Kassel. Dass die Rhein-Neckar Löwen nicht verlustpunktfrei durch die Handball-Bundesliga marschieren würden, war klar. Deshalb ärgerten sich Spieler und Trainer über das 23:25 (14:12) bei der MT Melsungen, gerieten aber nicht in Panik. Wichtig ist, dass die Niederlage keine Spuren hinterlässt und die Löwen morgen (19 Uhr) gegen die Füchse Berlin zwei Punkte holen.

Michael Müller stand noch weit nach dem Ende des Spiels im Innenraum der Rothenbach-Halle von Kassel. Der Kapitän der MT Melsungen war gleich mehrfach gefordert. Müller musste Autogramme schreiben, gemeinsam mit den Fans singen und sogar im Takt trommeln. Nach dem Sieg seiner Mannschaft über den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer war die Stimmung bei den Nordhessen euphorisch. Müller freute sich mit, weil er aber auch eine Löwen-Vergangenheit hat und von 2009 bis 2012 für die Badener spielte, beschäftigte er sich ebenfalls mit der Situation des Gegners. „Ich wünsche es mir, dass die Löwen in dieser Saison Meister werden. Und ich gönne es der Mannschaft wirklich. Sie dürfen alle Spiele gewinnen, außer eben gegen uns“, sagte der Nationalspieler mit ehrlich gemeinter Sympathie. Im Titelrennen räumt Müller den Löwen weiterhin beste Chancen ein, schließlich sei der Vorsprung auf die Konkurrenz weiterhin vorhanden. Drei Punkte liegen die Badener vor Flensburg, vier vor dem THW Kiel. „Wir sind kein Meisterschaftskandidat“, sagte Müller entschlossen, wenngleich die Melsunger tabellarisch lediglich zwei Zähler hinter den Löwen liegen und somit formell Verfolger Nummer eins sind. „Die Löwen sind diese Saison reif, es zu schaffen. Sie haben Routine, sind eingespielt und haben viel, viel Qualität“, urteilte Müller. Die Chance, ein ganz dickes Ausrufezeichen zu setzen, verpassten die Löwen in Melsungen allerdings, weil es ihnen nicht gelang, sich in der zweiten Halbzeit der Wucht der Melsunger zu widersetzen. Vielleicht lag das auch daran, dass mit Harald Reinkind ein Rückraumspieler fehlte und die verbliebenen Akteure nicht genug Energie hatten, sich gegen die robuste Abwehr der Nordhessen durchzusetzen. „Wir haben keine Lösungen mehr gefunden“, räumte Spielmacher Andy Schmid ein. In den kommenden Wochen ist das aber erforderlich, denn Reinkind fällt mindestens vier Wochen aus. In Melsungen musste Mads Mensah Larsen im rechten Rückraum ran, wenn Alexander Petersson eine Pause brauchte, und anschließend im linken Rückraum Kim Ekdahl du Rietz entlasten. Ähnlich wird die Arbeitsteilung bleiben, ehe der Norweger aus dem Krankenstand zurückkehrt. Es gilt also, zu improvisieren, um im Kampf um die Meisterschaft keine unerwarteten Punkte zu verlieren. Eine Niederlage in Melsungen ist bitter, aber verschmerzbar. „Hier werden auch andere Teams verlieren“, sagte Trainer Nikolaj Jacobsen. Schlimmer wäre es, wenn die Löwen morgen, 19 Uhr, SAP-Arena, gegen die Berliner Füchse straucheln würden. „Das wird eine unangenehme Aufgabe“, sagte der Löwen-Coach. Das Ziel: Direkt wieder einen positiven Lauf starten.

x